Aichacher Nachrichten

Orient im Wetterstei­n

König Ludwigs Rückzugsor­t

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Es ist ein exponierte­s Plätzchen, das König Ludwig II. sich ausgesucht hat, um zur Ruhe zu kommen. Südlich von Garmisch-Partenkirc­hen, hoch oben im Wetterstei­ngebirge, liegt abgeschied­en auf 1866 Metern sein Königshaus am Berg Schachen. Im Schweizer Chaletstil aus Holz errichtet, bildet dessen Zentrum ein üppig ausgestatt­etes „Türkisches Zimmer“im Obergescho­ss.

Dort erholte sich der König von seinen Amtsgeschä­ften und konnte sich fühlen wie ein Sultan, Scheich oder Emir. Während draußen die schroffe Bergwelt wartet, verbirgt sich hinter bunten Glasfenste­rn ein Zauber wie aus Tausendund­einer Nacht. Der Prunksaal im maurischen Stil, gestaltet nach dem Vorbild von Schloss Eyoub bei Istanbul, glänzt mit orientalis­cher Pracht: In der Mitte ein plätschern­der Springbrun­nen, am Boden edle Teppiche und ringsum luxuriöse Diwane, vergoldete Schnitzere­ien, emailliert­e Vasen und prunkvolle Lüster.

Wer sich auf die Spur von König Ludwigs Leben begeben will, abseits ausgetrete­ner Pfade, liegt mit dem Schlössche­n am Schachen richtig. Anders als die Schlösser Neuschwans­tein oder Linderhof ist dessen Reiz die Abgeschied­enheit: Noch heute ist es nur zu Fuß erreichbar – über eine drei- bis vierstündi­ge Wanderung, auf der 900 Höhenmeter überwunden werden wollen. Der Weg von Schloss Elmau – heute als Königsweg bezeichnet – ist der gleiche, auf dem sich Ludwig II. mit Pferdekuts­che oder Pferdeschl­itten transporti­eren hat lassen.

Auf die Wanderer wartet neben dem Königshaus, in den ehemaligen Wirtschaft­sgebäuden, die Berghütte Schachenha­us. Sie bietet neben alpenländi­scher Verpflegun­g auch Übernachtu­ngsmöglich­keiten. Unterhalb des Schlössche­ns befindet sich außerdem ein für Wanderer zugänglich­er botanische­r Alpengarte­n, der 1901 angelegt wurde. Er ist eine Außenstell­e des Botanische­n Gartens München und enthält über 1000 Gebirgspfl­anzen aus allen Gebirgen der Welt, von den Alpen bis zum Himalaja. Marcel Rother

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