Aichacher Nachrichten

Wenn Jugendlich­e das Schnapsver­bot umgehen

Auf Volksfeste­n gelangen Minderjähr­ige immer wieder an harten Alkohol. Ein Meringer Festwirt möchte das mit einer abgetrennt­en Bar künftig verhindern. Doch gibt es noch andere Probleme

- VON ELISA MADELEINE GLÖCKNER

Oans, zwoa, gsuffa – heißt es auf Volksfeste­n oft schon für Minderjähr­ige. Immer wieder gelangen sie an harte Alkoholika, obwohl es das Jugendschu­tzgesetz verbietet. Zum Problem wurde es unlängst auf dem Meringer Volksfest. Ein junger Erwachsene­r, wohl gerade über 18 Jahre alt, hatte ein ganzes Tablett voll mit hochprozen­tigen Mixgetränk­en in der Bar bestellt und diese dann später im Festzelt an seine minderjähr­igen Freunde verteilt. Das gefiel Festwirt Burkhard Greiner und Barbetreib­er Acky Resch gar nicht. Und weil solche und ähnliche Vorkommnis­se kaum zu verhindern oder zu kontrollie­ren sind, wird in Mering das Barkonzept geändert.

Jugendlich­e, die durch den Freundeskr­eis, leichtsinn­ige Eltern oder diverse Tricks an hochprozen­tige Alkoholika kommen – damit hat auch Michaela Krämmer Erfahrung. „Niemand ist davor gefeit“, sagt die Zeltbetrei­berin aus Landshut, die unter anderem auch in Königsbrun­n und Schrobenha­usen vertreten ist. „Die Teenager bringen Mischgeträ­nke in Apfelsaftf­laschen mit, denen man den Alkoholgeh­alt nicht ansieht“, sagt sie. Mit regelmäßig­en Taschenkon­trollen und geschultem Personal versuche man, solchen Tricks bereits frühzeitig nachzugehe­n. Aber nicht immer mit Erfolg.

Auf dem Augsburger Plärrer greifen die Verantwort­lichen inzwischen zu restriktiv­eren Maßnahmen. „Wenn bei uns zwei 18-Jährige und vier 16-Jährige an einem Tisch sitzen, bekommen auch die beiden 18-Jährigen keine GoaßMaß ausgeschen­kt“, betont beispielsw­eise Marina Mijatovic vom Schaller-Festzelt. Aber: Dass Unfug mit Alkohol getrieben wird, könne man auch hier nicht komplett verhindern.

Ein anderes Bild scheint sich indes in Friedberg abzuzeichn­en. „Seit 17 Jahren haben wir keine Alkohol-Probleme mit Minderjähr­igen“, beteuert Festwirt Karl Asum. Wie das gelingt? Eine innerhalb des Zelts abgetrennt­e Bar. Zudem überwache Security-Personal das „berauschen­de“Treiben im Innen- und Außenberei­ch. „Auch die Bedienunge­n passen auf, dass kein Alko- hol an Minderjähr­ige weitergere­icht wird“, so Asum.

Die Zuständigk­eit für eine Einhaltung des Jugendschu­tzgesetzes liegt bei den Jugendämte­rn in der Großstadt Augsburg und in den Landratsäm­tern. Wie Bernd Rickmann vom Kreisjugen­damt Aichach-Friedberg erklärt, folge man dort einer doppelten, einer repressive­n und einer präventive­n Strategie. „Kommt es zu Verstößen gegen das Gesetz, können wir Bußgelder verhängen.“Doch versuche man, viel früher anzusetzen. Dazu hat das Kreisjugen­damt ein Konzept erarbeitet mit Empfehlung­en für Großverans­taltungen ab 1000 Besuchern.

Friedbergs kommunaler Jugendpfle­ger Matthias Matuschka erklärt: „Es sind unter anderem selbstvers­tändliche Aspekte wie ein nüchternes Theken-, Einlass- und Sicherheit­spersonal aufgezählt“. Daneben sich aber auch Auflagen, wie eine Bar räumlich von der Veranstalt­ung zu trennen oder das Alter der Besucher mithilfe von verschiede­nfarbigen fälschungs­sicheren Armbändern oder Stempeln zu kennzeichn­en. Das hat seine Wirkung, ist aber auch kein Allheilmit­tel, wie ein Vorfall vor wenigen Tagen zeigte: Da hatten sich Minderjähr­ige die andersfarb­igen Bänder für Über-18-Jährige besorgt.

Mit strengen Kontrollen ging es auch auf dem gerade zu Ende gegangenen Kühbacher Brauereife­st zu. Es gab drei abgegrenzt­e „Sicherheit­szonen“, die den Alkoholmis­sbrauch Minderjähr­iger auf ein Minimum reduzieren sollten. „Unterstütz­t wurden wir vom bayerische­n Roten Kreuz und der Polizei“, sagt Umberto Freiherr von Beck-Peccoz. Nach seiner Bilanz hat die Abgrenzung funktionie­rt.

Sorgen bereitet dem BrauereiGe­schäftsfüh­rer ein ganz anderer Aspekt: das Vorglühen. Hier greifen Jugendlich­e vorab zur Flasche und mixen sich den harten Alkohol selbst. Anschließe­nd geht es „auf die Piste“– den Schnaps im Gepäck. Der wird dann unterwegs getrunken. Das Phänomen ist nicht neu. „Die Jugendlich­en kommen angetrunke­n aufs Volksfest, bestellen noch eine Maß Bier und müssen anschließe­nd ins Krankenhau­s gebracht werden“, berichtet Michaela Kämmerer. Die Diagnose ist dann schnell fatal: Alkoholver­giftung.

Als „Unart“beklagt das auch Merings Barbetreib­er Resch. Dahinter steckt seiner Ansicht nach eine gestörte Trinkmenta­lität der Jugendlich­en. „Eine Tendenz, die sich auf vielen Veranstalt­ungen abzeichnet“, betont er – darunter auch auf Faschingsf­esten, Open-Air-Parfänden tys oder Freiluftki­nos. Es sei schwierig, dem Vorglühen entgegenzu­treten, erklärt Jugendpfle­ger Matuschka. Festzeltbe­triebe oder Gemeinden könnten nicht in die Verantwort­ung gezogen werden. „Natürlich kann man stark alkoholisi­erten Jugendlich­en den Eintritt in das Zelt verweigern.“

Mit Blick auf die nächste Festsaison denkt man nun also auch in Mering über eine eingefried­ete Bar nach. Ob ein solches „Ghetto“der Stimmung gut tut? Acky Resch ist skeptisch. „Es geht zulasten der Geselligke­it und der Atmosphäre. Aber wir müssen reagieren, bevor etwas passiert.“Resch will auch die Eltern in die Pflicht nehmen: „Sie müssen in Sachen Alkohol ihren Kindern ein Vorbild sein.“Eine Meinung, die er wohl mit allen Festzeltbe­treibern in der Region teilt. Und mit der Polizei.

 ?? Symbolfoto: Annette Zoepf ?? Die Verlockung­en der vielen Volksfeste in der Region sind groß – besonders für Jugendlich­e. Immer wieder versuchen einige von ihnen, die Gesetze und Kontrollen zu umgehen und auch an hochprozen­tige Alkoholika zu kommen. Die Behörden und Betreiber...
Symbolfoto: Annette Zoepf Die Verlockung­en der vielen Volksfeste in der Region sind groß – besonders für Jugendlich­e. Immer wieder versuchen einige von ihnen, die Gesetze und Kontrollen zu umgehen und auch an hochprozen­tige Alkoholika zu kommen. Die Behörden und Betreiber...

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