Mit den Songs zurück ins letzte Jahrzehnt
Es war schon länger her, dass die Sportfreunde Stiller in Augsburg gastierten. War das dafür verantwortlich, dass es einige Zeit in Anspruch nahm, bis das Publikum die Betriebstemperatur erreichte?
Da waren sie wieder einmal in der Stadt, die Meister der Mitgröl-Liebeshymnen. Die Sportfreunde Stiller spielten in der Augsburger Kongresshalle – eine Gelegenheit, die sich viele treue Fans nicht entgehen lassen konnten. Unter ihnen die, die in den 2000ern ihre ersten Partys zu den „Sportis“feierten, Paare, die das „Kompliment“zu ihrem Song machten, und Familien, die jetzt ihre Kinder mit zum Konzert brachten. Für viele mag es ein Abend mit alten Freunden gewesen sein – vielleicht auch, weil es zum Aufwärmen erst ein paar Songs brauchte, damit sich alles so anfühlte wie vor zehn, fünfzehn Jahren.
Dabei konnte sich die Band am Anfang gar nicht über schlechte Stimmung beklagen. Zu neueren Songs wie der „Hymne auf dich“sangen die Augsburger textsicher mit, zu „New York, Rio, Rosenheim“sowieso. Doch wenn Sänger Peter Brugger nicht gerade den FC Augsburg lobte oder Schlagzeuger Florian „Flo“Weber von seinem Nachmittag am schönen Kuhsee erzählte, blieb es auffällig still zwischen den Songs. Herzlicher Applaus, Pfiffe, Rufe, alles da – aber nur wenige Sekunden nach der Mu- verstummte auch die Menge immer wieder.
Doch die Sportfreunde Stiller sind Profis und wissen, was ihre Anhänger hören wollen – auch wenn es ihnen selbst wohl inzwischen zu beiden Ohren herausquellen mag. Anmerken lassen sie sich das nicht. Im Vergleich zu den Anfängen vor 21 Jahren haben die Musiker gesanglich und auf ihren Instrumenten deutlich nachbessert. Die nötige Leidenschaft hatten sie von Anfang an und haben sie sich glücklicher- weise bewahrt. Und so stimmten sie noch keine Stunde nach Konzertbeginn mit vollem Elan das 13 Jahre alte „Siehst du das genauso?“an und schoben prompt ihren größten Hit, „Das Kompliment“, hinterher. Endlich hielt die Stimmung in der Kongresshalle, zumindest bis zu einem ihrer weiteren großen Hits, „Applaus, Applaus“. Schon wieder Stille. Lag es an der Songauswahl oder waren die Pausen zwischen den Liedern zu lang? Lag es an der Halle und ihrer schwierigen, oft wumsik mernden Akustik? Am Freitagabend? Oder an den Fans, die ein Live-Konzert mit einem DVDAbend verwechselt hatten? Schwer zu sagen, eigentlich machten die Sportfreunde Stiller alles richtig.
Irgendwann irritierte die wiederkehrende Stille auch die Musiker, die nach einer guten Stunde bereits den letzten Song ankündigten und – wenn auch nicht ganz ernst gemeint – anmerkten, dass es bei der Vorband (Dicht und Ergreifend) mehr rund gegangen sei als bei ihnen selbst. Vielleicht fassten die Fans das als Stichwort auf, denn plötzlich zeigten sie, weshalb sie in den Kongress am Park gekommen waren. Schließlich ist es schon eine ganze Weile her, dass das Trio zum letzten Mal in Augsburg aufgetreten war. Nun gab es endlich wieder die Gelegenheit, die Band zu sehen und zu hören, die es wegen ihrer manchmal gerade noch so hingebogenen Reime schafft, umso sympathischer und authentischer zu wirken.
Insgesamt sechs Zugaben folgten und die Augsburger sangen und tanzten zu „Ich Roque“, „Alles Roger“und zu Udo Jürgens’ „Ich war noch niemals in New York“, als ginge es ums Gewinnen. Manchmal ist es eben doch wie beim Fußball, auch wenn der Vergleich noch so abgedroschen ist. Die Augsburger wissen, wann es Zeit wird, sich zu bewegen, mag es für alle Beteiligten manchmal auch eine echte Geduldsprobe sein, bis es so weit ist.
In ihrem Lied „Wie lange sollen wir noch warten?“singen die Sportfreunde Stiller „Wir werden dann nicht mehr die Gleichen sein“. Natürlich nicht, aber was macht das schon? Irgendwann fühlte es sich eben doch an wie in den 2000ern, auch wenn es nur für einen Abend war.