Indie Legenden aus Neuseeland stoppen am Königsplatz
Eine Lehrstunde der Pop-Historie: Nach 35 Jahren Bandgeschichte spielen The Bats erstmals in Augsburg
Vielleicht ist der Ruf des City Clubs ans andere Ende der Welt vorausgeeilt. Vom Eingang am etwas abgekühlten Königsplatz hinauf in den ersten Stock, vom staubtrockenen Konzertbeginn bis zum schweißtreibenden Ende müssen The Bats sich gefühlt haben wie auf einer Reise von Neuseelands Süden nach Norden: aus ihrer vorwinterlichen Heimatstadt Dunedin hinauf zur subtropischen Nordinsel.
Das ist die eher unwahrscheinliche Erklärung dafür, wie sich die Wegbereiter einer in den Achtzigern aufkeimenden Indie-Szene auf ihrer Europatournee am Freitag nach Augsburg verirrten. Wahrscheinlicher ist, dass Ronny Pinkau, Chef des Augsburger Labels Kleine Untergrund Schallplatten, den großen Coup gelandet hat. Wer den Veranstalter die Tage zuvor gesehen hat, wird bei einigen Schlagwörtern ein Klingeln in den Ohren haben: Unglaublich. Legenden. In Augsburg. The Bats.
Berechtigte Zwischenfrage: The Bats? Legenden? Noch nie gehört. Tatsächlich hat es ihren Durchbruch in Deutschland nie gegeben. Ihre janglepoppigen Gitarrenwogen, der treibende Bass blieb über 35 Jahre seit der Bandgründung einer eher überschaubaren, dafür umso treueren Fangemeinde vorbehalten, die etwas mit dem Begriff Dunedin Sound anfangen kann. The Chills, The Clean, The Verlaines stehen allesamt für die logische Fortsetzung der Anfänge der Popund dem Ende der frühen Punkära: Es fallen die Namen ihrer Vorreiter wie The Beatles und The Velvet Underground. Noch immer berufen sich Bands wie Yo La Tengo auf jene Szene, die aus der Ländlichkeit der Südinsel Neuseelands heraus ihre Kreise um die ganz Welt gezogen hat.
Einer ist aus Wien angereist, einer aus München und das Publikum teilt sich in Jüngere, die nach den Wurzeln ihrer Klangwelten graben, und Ältere, die tief darin verwurzelt sind. Am kürzeren Ende des Saals zeigen The Bats urstämmig, was es heißt, nie an Kontinuität zu verlieren: unveränderte Besetzung seit 1982 und unverstellter Sound. Allürenfrei und altersgelassen. Schweißresistente Klimazonenwanderer der Popgeschichte.
Ganz am Anfang ihrer Zufallskonstellation stehen hingegen The BV’s. Die shoegaze-krautige Vorband um Gitarrist Frederic Jehle von der jungen Augsburger IndieBand Endlich Blüte und dessen ehemaligen britischen Mitbewohner Josh Turner demonstriert im City Club eindrucksvoll, was aus einem gemeinsamen halben Jahr in England und einer Woche Bandproben alles entstehen kann: zwölf Songs auf einer Platte und ein Live-Debüt, das sich wie ein Tropensturm anhört.