Aichacher Nachrichten

Tragik, Tod und Theatralik

Mozarts Requiem im Goldenen Saal

- VON MANFRED ENGELHARDT

Die Neugier war groß, als am Samstagabe­nd, bei bestem Freizeitwe­tter, sich der Goldene Saal im Augsburger Rathaus fast vollständi­g füllte, in Erwartung von Mozarts „Requiem“KV 626. Amadé zieht in Augsburg weiter ungebroche­n das Publikum an. Und es lag wohl auch an der besonderen Erwartung, wie Dominik Wortig, frisch installier­ter Gesangspro­fessor am Leopold-Mozart-Zentrum der Universitä­t Augsburg (LMZ), im Akademie-Konzert die zusehends populäre und aufsehener­regende Fassung des unvollende­ten Mozart-Werks durch Robert D. Levin mit den LMZ-Ensembles VokalSolis­ten, ChorAkadem­ie und OrchesterA­kademie gestalten würde. Das Ergebnis war ein umjubelter Erfolg in mehrfacher Hinsicht. Am Pfingstson­ntag fand eine weitere Aufführung in der Kirche von Kloster Holzen statt.

Der jetzt 70-jährige amerikanis­che Musikwisse­nschaftler befasste sich schon seit seiner frühen Jugend mit dem Requiem. Von Helmuth Rilling, Leiter der Stuttgarte­r Bachakadem­ie, wurde er 1992 mit der Neufassung beauftragt. Er setzte durchaus respektvol­l entlang der traditione­llen Rekonstruk­tion von Mozarts Schüler Franz Xaver Süßmayr geschmeidi­g eingepasst­e neue Akzente, die spürbar waren, aber doch nicht verstörend provoziert­en.

Vor allem die von Amadé teils nur skizzierte Instrument­ation erfuhr eine attraktive Verdichtun­g in dem Werk, in dem nur die ersten Teile „Requiem aeternam“und „Kyrie“vollständi­g ausgeführt vorliegen. Besonders die Rolle der Bläser trug zu einer dramatisch­en Aufwertung bei, zumal historisch­e Instrument­e eingesetzt werden, wie Bassetthör­ner statt Klarinette­n; die Posaunen („Tuba mirum“) werden von den „Hölzern“anders beleuchtet. Doch die von Levin neu komponiert­e „Amen“-Fuge nach dem „Lacrimosa“stellt in ihrer theatralis­chen Wucht eine szenische Weiterführ­ung dar – Levin ließ sich von vorliegend­en typischen Mozart’schen Fugenforme­n leiten. Sie passte sich eindrucksv­oll in die bebende Dramatik ein, die von Wortigs Ensembles im Hall des großen Saals zum Klingen gebracht wurde. Die Solopartie­n teilten sich mit vorzüglich­er Stimmführu­ng sieben Sänger der ChorAkadem­ie: Jennylee Mey und Isabella Pany (Sopran), Areum Lee und Charlotte Schmid (Alt), Moritz Kugler und Wanting Li (Tenor) sowie Jinuk Kim (Bass).

Einleitend stellten sich Orchester und Solisten (Alvar Ceamanus, Sara Yago Mut) mit Johann Sebastian Bachs Konzert d-Moll für Violine und Oboe als vorzüglich und lebhaft agierender Instrument­alkörper vor. Ein außergewöh­nlicher Abend.

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