Aichacher Nachrichten

Siegen, singen und schlemmen wie im Mittelalte­r

Mit Degen, Faustkämpf­en und Kanonensch­üssen begehen die Fans des Mittelalte­rs die Historisch­en Markttage auf Schloss Scherneck. Viel Musik und unterhalts­ame Spiele sorgen für die passende Stimmung. So entsteht für einige Tage ein etwas anderes Lebensgefü­h

- VON SAMUEL JACKER

Abgeschirm­t vom alltäglich­en Geschehen entstand im Hof von Schloss Scherneck (Rehling) über das lange Pfingstwoc­henende ein Dorf im Dorf. Im Schlosshof schlugen Handwerker, Schmiede, Ritter und Wirtsleute ihr Lager auf. Sie zeigten das mittelalte­rliche Leben, boten Schmuck an oder lieferten sich Showkämpfe. Veranstalt­erin Sabine Nötzel erklärt: „Die Besucher können dort dem Alltag entfliehen“. Und nicht nur das. „Es ist sogar die Reise durch verschiede­ne Zeitalter möglich“, fügt sie augenzwink­ernd hinzu.

Im zwölften und 13. Jahrhunder­t ist die Gruppe „Nobiles Columnae Rubrae“(zu Deutsch: Adlige von der roten Säule) zu Hause. Sie stellt Repliken von Schwertern, Schildern und Helmen aus, erklärt Christian Merk-Lee. Manch ein Schwert haben sie sogar für knapp 400 Euro anfertigen lassen.

Wenige Meter entfernt hat die Tyrs-Sippe ihr Lager aufgeschla­gen. Sie benannten sich nach dem nordischen Gott Tyr und haben sich dem neunten Jahrhunder­t gewidmet. Stef, wie er sich vorstellt, ist im echten Leben gelernter Maschinenb­auer. „Für mich haben diese Feste ein bisschen was von Freiheit“, sagt er. Mit Begeisteru­ng zeigt er einen kleinen Helm und ein Schwert, das die Gruppe eigens für interessie­rte Kinder angeschaff­t hat.

Auch bei den Reitzenste­iner Rittern können sich die Kinder wie kleine Ritter fühlen. Auf dem Kinderritt­erturnier reiten sie auf einem Pony und versuchen, mit einem Schwert einen Apfel von einem Pfahl zu stoßen. Der schwarze Ritter und der Ritter von Brandenbur­g lieferten sich wenig später auf dem Turnierpla­tz ein Duell zu Pferd. Die Königsdisz­iplin sei laut Maria Apostolopo­ulos das Lanzenstec­hen, auch Tjosten genannt. Dabei gilt es, den jeweils anderen vom Pferd zu stoßen. Noch bis unmittelba­r vor dem Turnier schlendert­e sie mit einigen Kindern und den Ponys durch das Lager. Für sie sei dies ein toller Ausgleich, denn man könne in eine andere Rolle schlüpfen. Die Betreiber eines Axtwurfsta­ndes gaben den hungrigen Tieren sogar einige Äpfel. Normalerwe­ise erhalten Teilnehmer, die die Zielscheib­e treffen, einen solchen als Preis. Für die Gäste gab es ein reichhalti­ges Angebot an Speisen. Im Schlosshof fand man neben Spanferkel, Steckerlfi­sch und Stockbrot auch Crêpes und Eis. In der Mittagszei­t unterhielt­en drei Musikerinn­en mit Drehleier, Flöte und Gitarre. Für Musik waren auch Trollfaust, Whiteless Day, Heydenay und Cave Feles zuständig. In ihrer Musik spiegeln sich Mittelalte­r-Einflüsse wider. Thomas Tiefenbach sorgte mit seiner Elfen-, Feen- und Schamanenm­usik für die ruhigeren Momente des Festes. Spontan wurde er in das Festprogra­mm aufgenomme­n.

Nicht auf Ruhe und Entspannun­g, sondern auf ein handfestes Duell um die Ehre waren die kurfürstli­chbayerisc­hen Landesknec­hte aus. Die beiden Männer lieferten sich zuerst

Kinder können sich wie kleine Ritter fühlen

einen Schuss-, dann einen Degenund zuletzt einen Faustkampf. Dabei warben sie um die Gunst der Tochter des Obristen. „Wir machen vorher aus, wer gewinnt“, erklärt Robin von Gumppenber­g. Trotzdem sei jede Fechtshow individuel­l. Mit drei Kanonensch­üssen hatten am Samstag die kurfürstli­ch-bayerische­n Landsknech­te die mittelalte­rlichen Markttage eröffnet. Die Gruppe Whiteless Day beschloss den Samstagabe­nd, die Nacht zum Montag erhellte dann eine elfköpfige Flammengil­de. Am Montagaben­d endete das Mittelalte­r, ehe die Aussteller und Besucher in ihr „normales“Leben zurückkehr­ten. Sabine Nötzel zeigt sich zufrieden über das diesjährig­e Fest. „Wir hatten das Wetter, das wir uns gewünscht haben“, sagt sie. „Es gab keine Ausschreit­ungen. Der einzige Dampf, der abgelassen wurde, waren die Kanonensch­üsse.“

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Fotos: Josef Abt, Samuel Jacker Der schwarze Ritter (links) lieferte sich mit dem Brandenbur­ger Ritter (rechts) ein spannendes Turnier.
 ??  ?? Christian Merk Lee, von der Gruppe Nobiles Columnae Rubrae, zeigt eines ihrer Schwerter (links). Ein Holzkaruss­ell darf bei den Historisch­en Markttagen auf Schloss Scher neck nicht fehlen (Mitte). Ein Pony der Reitzenste­iner Ritter bekommt von Maria...
Christian Merk Lee, von der Gruppe Nobiles Columnae Rubrae, zeigt eines ihrer Schwerter (links). Ein Holzkaruss­ell darf bei den Historisch­en Markttagen auf Schloss Scher neck nicht fehlen (Mitte). Ein Pony der Reitzenste­iner Ritter bekommt von Maria...
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Thomas Tiefenbach präsentier­t hier eine Schamanent­rommel.

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