Siegen, singen und schlemmen wie im Mittelalter
Mit Degen, Faustkämpfen und Kanonenschüssen begehen die Fans des Mittelalters die Historischen Markttage auf Schloss Scherneck. Viel Musik und unterhaltsame Spiele sorgen für die passende Stimmung. So entsteht für einige Tage ein etwas anderes Lebensgefüh
Abgeschirmt vom alltäglichen Geschehen entstand im Hof von Schloss Scherneck (Rehling) über das lange Pfingstwochenende ein Dorf im Dorf. Im Schlosshof schlugen Handwerker, Schmiede, Ritter und Wirtsleute ihr Lager auf. Sie zeigten das mittelalterliche Leben, boten Schmuck an oder lieferten sich Showkämpfe. Veranstalterin Sabine Nötzel erklärt: „Die Besucher können dort dem Alltag entfliehen“. Und nicht nur das. „Es ist sogar die Reise durch verschiedene Zeitalter möglich“, fügt sie augenzwinkernd hinzu.
Im zwölften und 13. Jahrhundert ist die Gruppe „Nobiles Columnae Rubrae“(zu Deutsch: Adlige von der roten Säule) zu Hause. Sie stellt Repliken von Schwertern, Schildern und Helmen aus, erklärt Christian Merk-Lee. Manch ein Schwert haben sie sogar für knapp 400 Euro anfertigen lassen.
Wenige Meter entfernt hat die Tyrs-Sippe ihr Lager aufgeschlagen. Sie benannten sich nach dem nordischen Gott Tyr und haben sich dem neunten Jahrhundert gewidmet. Stef, wie er sich vorstellt, ist im echten Leben gelernter Maschinenbauer. „Für mich haben diese Feste ein bisschen was von Freiheit“, sagt er. Mit Begeisterung zeigt er einen kleinen Helm und ein Schwert, das die Gruppe eigens für interessierte Kinder angeschafft hat.
Auch bei den Reitzensteiner Rittern können sich die Kinder wie kleine Ritter fühlen. Auf dem Kinderritterturnier reiten sie auf einem Pony und versuchen, mit einem Schwert einen Apfel von einem Pfahl zu stoßen. Der schwarze Ritter und der Ritter von Brandenburg lieferten sich wenig später auf dem Turnierplatz ein Duell zu Pferd. Die Königsdisziplin sei laut Maria Apostolopoulos das Lanzenstechen, auch Tjosten genannt. Dabei gilt es, den jeweils anderen vom Pferd zu stoßen. Noch bis unmittelbar vor dem Turnier schlenderte sie mit einigen Kindern und den Ponys durch das Lager. Für sie sei dies ein toller Ausgleich, denn man könne in eine andere Rolle schlüpfen. Die Betreiber eines Axtwurfstandes gaben den hungrigen Tieren sogar einige Äpfel. Normalerweise erhalten Teilnehmer, die die Zielscheibe treffen, einen solchen als Preis. Für die Gäste gab es ein reichhaltiges Angebot an Speisen. Im Schlosshof fand man neben Spanferkel, Steckerlfisch und Stockbrot auch Crêpes und Eis. In der Mittagszeit unterhielten drei Musikerinnen mit Drehleier, Flöte und Gitarre. Für Musik waren auch Trollfaust, Whiteless Day, Heydenay und Cave Feles zuständig. In ihrer Musik spiegeln sich Mittelalter-Einflüsse wider. Thomas Tiefenbach sorgte mit seiner Elfen-, Feen- und Schamanenmusik für die ruhigeren Momente des Festes. Spontan wurde er in das Festprogramm aufgenommen.
Nicht auf Ruhe und Entspannung, sondern auf ein handfestes Duell um die Ehre waren die kurfürstlichbayerischen Landesknechte aus. Die beiden Männer lieferten sich zuerst
Kinder können sich wie kleine Ritter fühlen
einen Schuss-, dann einen Degenund zuletzt einen Faustkampf. Dabei warben sie um die Gunst der Tochter des Obristen. „Wir machen vorher aus, wer gewinnt“, erklärt Robin von Gumppenberg. Trotzdem sei jede Fechtshow individuell. Mit drei Kanonenschüssen hatten am Samstag die kurfürstlich-bayerischen Landsknechte die mittelalterlichen Markttage eröffnet. Die Gruppe Whiteless Day beschloss den Samstagabend, die Nacht zum Montag erhellte dann eine elfköpfige Flammengilde. Am Montagabend endete das Mittelalter, ehe die Aussteller und Besucher in ihr „normales“Leben zurückkehrten. Sabine Nötzel zeigt sich zufrieden über das diesjährige Fest. „Wir hatten das Wetter, das wir uns gewünscht haben“, sagt sie. „Es gab keine Ausschreitungen. Der einzige Dampf, der abgelassen wurde, waren die Kanonenschüsse.“