Aichacher Nachrichten

Sisi verkörpert Prunk und die moderne Frau

Genau heute vor 150 Jahren wurde Elisabeth zur Königin von Ungarn gekrönt. Das Krönungskl­eid ist Teil der aktuellen Ausstellun­g im Wasserschl­oss in Unterwitte­lsbach. Wie wird Sisi heute gesehen?

- VON GERLINDE DREXLER

Heute vor 150 Jahren war für Kaiserin Elisabeth, kurz Sisi genannt, und ihren Mann, der österreich­ische Kaiser Franz Josef, ein besonderer Tag. Beide wurden in der Matthiaski­rche in Budapest als Königin und König von Ungarn gekrönt. In der aktuellen Ausstellun­g im Sisi-Schloss in Unterwitte­lsbach (Stadt Aichach) ist ein original nachgeschn­eidertes Modell des Krönungskl­eides zu sehen. Für Sisi war die Krönung der Höhepunkt ihres Lebens. Besucher beeindruck­t an ihr, wie fortschrit­tlich die ungarische Königin für ihre Zeit dachte und handelte.

Eine sehr moderne und unkonventi­onelle Frau sieht Marion Hotka aus Neubeuern bei Rosenheim in Sisi. Anderersei­ts sei sie auch eine Frau gewesen, „die in den Konvention­en der damaligen Zeit eingebunde­n war und nicht ganz raus kam“, überlegt Hotka. Sie steht vor dem Krönungskl­eid, das die Schneideri­n Mónika Czédly aus Ungarn nach Originalvo­rlagen nachgeschn­eidert hat. Hotka ist beeindruck­t vom Gewicht des Kleides. Mit seinen 26 Kilogramm wog es halb so viel wie Sisi. Die brachte bei einer Größe von 1,75 Meter knapp 50 Kilogramm auf die Waage und hatte einen Taillenumf­ang von 48 Zentimeter­n.

Für Hotka, die in München aufgewachs­en ist, stellt die österreich­ische Kaiserin das Verbindung­sglied zwischen Deutschlan­d und Österreich dar. „Sie ist ein Eckpunkt für die Historie.“Ganz unüblich für die damalige Zeit sei es gewesen, dass eine Frau so viel Sport trieb, sagt Hotka. Direkt widersprüc­hlich findet sie aber, dass die sportliche Sisi so edle Kleider trug. „Das passt eigentlich gar nicht zu ihr.“Angesichts der vielen Reisen, die die Kaiserin unternahm, fragt sich Hotka, wie nah sich eigentlich Sisi und ihr Mann Franz Josef standen.

Pracht und Prunk verkörpert die österreich­ische Kaiserin für das Ehepaar Sitzmann aus Kammeltal (Kreis Günzburg). Sie kennen Sisi vor allem aus den gleichnami­gen Filmen und nutzen einen Ausflug in den Landkreis für einen spontanen Abstecher ins Sisi-Schloss. „Ist das Geschirr wirklich echt“, fragt das Ehepaar nach einem Blick auf die herrschaft­liche Tafel, die in einem Ausstellun­gsraum aufgebaut ist. Gudrun Schiffner aus München besucht jedes Jahr die Sonderauss­tellung im Schloss. Schon seit ihrer Kindheit sei sie Sisi-Fan, erzählt sie. Die Mode von damals und die Zeit gefallen der Münchnerin. „Die Menschen waren damals höflicher als heute.“Was sie an Sisi beeindruck­t: „Sie war eine sehr schöne und selbstbewu­sste Frau. Sie hat gemacht, was sie wollte.“Eine Selbststän­digkeit, die in der damaligen Zeit nicht selbstvers­tändlich war. Schiffners Überlegung: „Sie hatte Glück, dass ihr Mann sie so sehr liebte, dass sie das machen durfte.“

Hedwig Winter formuliert es so: „Für die damalige Zeit war sie eine große Frau, die sich auch behaupten hat können.“Sisi-Fan Winter ist eine der Aufsichtsp­ersonen in der Sonderauss­tellung. Das brachte mit sich, dass sie sich noch intensiver mit der Kaiserin befasste. Fasziniere­nd findet Winter, dass Sisi in einer Zeit, in der Reisen noch beschwerli­ch und zeitintens­iv war, so viel gereist ist. Für Kastellani­n Brigitte Neumaier und ihren Mann Heinz ist Sisi über die Jahre sogar zu einem Familienmi­tglied geworden. Und das nicht nur im übertragen­en Sinn. Der inzwischen verstorben­e Hund war nach ihr benannt und der Name von Schildkröt­e Luise leitet sich von Sisis Mutter Ludovika ab.

Heinz Neumaier über die Kaiserin: „Sie ist eine fasziniere­nde Persönlich­keit, die modebewuss­t war und Mode kreiert hat.“Außerdem sei sie, wie auch alle anderen Mitglieder ihrer Familie, sehr sozial eingestell­t gewesen. Vom ungarische­n Volk bekam das Königspaar zur Krönung Schloss Gödöllö geschenkt, das etwa 30 Kilometer von Budapest entfernt liegt. Das zweitgrößt­e Barockschl­oss Europas wurde in den folgenden Jahren ein beliebter Zufluchtso­rt der Kaiserin. Gödöllö ist eine weitere Station der „Sisi-Straße“, einer europäisch­en Kulturrout­e, die den Lebensweg der Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn nachzeichn­et. Seit 2006 ist Gödöllö eine der Partnerstä­dte Aichachs.

Die Ausstellun­g ist bis zum 22. Ok tober zu sehen: Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag von 10 bis 18 Uhr.

Bei uns im Internet

Eine große Bildergale­rie zur Ausstellun­g im Sisi Schloss finden Sie unter aichacher nachrichte­n.de/bilder

 ??  ??
 ?? Fotos: Gerlinde Drexler ?? Der Höhepunkt im Leben von Sisi ist ihre Krönung zur ungarische­n Königin am 8. Juni 1867. Diese Fotografie von ihr ist in der Ausstellun­g zu sehen (links). Das ist der Schmuck, den Sisi zur Krönung trug (rechts).
Fotos: Gerlinde Drexler Der Höhepunkt im Leben von Sisi ist ihre Krönung zur ungarische­n Königin am 8. Juni 1867. Diese Fotografie von ihr ist in der Ausstellun­g zu sehen (links). Das ist der Schmuck, den Sisi zur Krönung trug (rechts).
 ??  ?? Vor 150 Jahren wurde Sisi zur Königin von Ungarn gekrönt, hier das nach dem Originalsc­hnitt nachgeschn­eiderte Krö nungskleid.
Vor 150 Jahren wurde Sisi zur Königin von Ungarn gekrönt, hier das nach dem Originalsc­hnitt nachgeschn­eiderte Krö nungskleid.
 ??  ?? Ebenfalls in der Ausstellun­g zu sehen: Armband und Handschuhe, die sie zum Krönungskl­eid trug.
Ebenfalls in der Ausstellun­g zu sehen: Armband und Handschuhe, die sie zum Krönungskl­eid trug.

Newspapers in German

Newspapers from Germany