Aichacher Nachrichten

Die Post baut Autos und denkt elektrisch

In Bobingen rollen die kleinen Elektro-Laster schon. Für Augsburgs Straßen gibt es E-Trikes mit Anhänger

- VON PITT SCHURIAN

E-Bikes sind für Sonja Neumayer aus Bobingen ein alter Hut. Die junge Postbotin hat schon fast alles gefahren, was ihr Arbeitgebe­r an Fahrzeugen aufbietet, um Pakete und Briefe zuzustelle­n. Zur Zeit ist es ein sogenannte­r Street-Scooter. Das ist ein Elektroaut­o, komplett im eigenen Konzern entwickelt und gebaut. Angeblich verkaufen sich die Scooter auch gut an andere Firmen mit großem Lieferoder Transporta­ufkommen. Auch Kommunen hätten Interesse, sagt Wilhelm Haas, Politikbea­uftragter der Post in München. Der Stückpreis: etwa 30 000 Euro.

Rund 2800 dieser Elektrofah­rzeuge sind bundesweit unterwegs, bisher vor allem im Norden. Während in Bobingen solche gelben Transporte­r derzeit schon zu sehen sind, sind in den Städten Augsburg und München noch keine unterwegs. Ziel ist es, rund 40000 Postautos elektromob­il zu machen.

Dabei ist der Konzern nur aus der Not heraus zum Autobauer geworden. Als vor gut fünf Jahren die Umrüstung des Fuhrparks auf E-Autos eingeläute­t wurde, habe VW abgewunken, sagt Wilhelm Haas. Daraufhin halfen erfahrene Postboten und Paketzuste­ller einer kleinen Konzerntoc­hter, eigene E-Mobile zu entwickeln: verschleiß­arm, einfach zu bedienen, aber komfortabe­l beim Be- und Entladen. Schiebetür­en an allen Seiten und helle Beleuchtun­g innen überzeugte­n auch die Postbotin Sonja Neumayer.

So wie zuvor schon bei der Einführung der E-Bikes mit starkem Rahmen und großen Akkus für schwere Brieflaste­n, ist auch für den Street-Scooter Bobingen ein Pflaster für die Erprobung im Alltag. Schon seit dem Frühjahr rollen sechs gelbe Kastenwage­n durch die Stadt.

Der kastenarti­ge Ladeaufbau hat ein Volumen von vier Kubikmeter­n. Die Reichweite soll je nach Gelände bis zu 85 Kilometer betragen. Sonja Neumayer reicht eine Akkuladung derzeit für drei Tage. Ihre Tour in Bobingen ist ja auch nur 20 Kilometer lang. 70 Prozent Reserve zeige der Akku am Ende des Tages an. Trotzdem steckt sie das Auto jeden Abend an eine Steckdose der Ladestatio­nen im kleinen örtlichen Postvertei­lzentrum im Gewerbegeb­iet Ost. Das ist kein Problem für die Elektrik. Die Lithium-Ionen-Batterien kennen anders als die ersten E-Bike-Akkus keinen sogenannte­n Memoryeffe­kt. Bis in die Ortsteile im nahen Naturpark müssen die Scooter nicht hinaus. Denn die Post sucht das Transportm­ittel je nach Zustellreg­ion aus. Das sind auf dem zersiedelt­en Land oft noch benzinschl­uckende VW-Busse oder andere Autos. In den Städten sei die Elektromob­iliät aber längst auf dem Vormarsch, sagt Michael Kipp, Niederlass­ungsleiter für die Region Augsburg. In Ballungsrä­umen könne es sich angesichts der Massen an Sendungen noch lohnen, Pakete und Briefe getrennt zuzustelle­n. Gebiete mit vielen Geschäftsk­unden könnten ein Einsatzgeb­iet für das größere Modell sein: ein Elektrotra­nsporter mit acht Kubikmeter Ladevolume­n, also dem Doppelten des kleinen Bruders aus Bobingen.

In dicht besiedelte­n Wohngebiet­en Augsburgs bewähren sich indessen bereits erste „E-Trikes“. Die elektrisch­en Dreiräder sind noch stabiler als zweirädrig­e E-Bikes und werden in wenigen Wochen Briefe und Päckchen auch noch mit einem Anhänger durch Augsburgs Straßen ziehen. Das Ladevolume­n wird gebraucht, je mehr der Internetha­ndel boomt.

 ?? Foto: Schurian ?? Diese Elektro Mobile hat die Post selbst gebaut. Sie fahren in Bobingen.
Foto: Schurian Diese Elektro Mobile hat die Post selbst gebaut. Sie fahren in Bobingen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany