Aichacher Nachrichten

Pflegeplät­ze im Landkreis sind weiterhin knapp

Die Reform seit Jahresbegi­nn macht sich in Seniorenhe­imen nicht bemerkbar. Über die Folgen gehen die Meinungen auseinande­r

- VON THOMAS GOSSNER

Immer mehr Menschen im Landkreis AichachFri­edberg benötigen Pflege. Dies zeigen Zahlen des Bayerische­n Landesamte­s für Statistik, die die Krankenkas­se IKK classic ausgewerte­t hat. Waren 2013 noch 2563 Menschen pflegebedü­rftig, so stieg die Zahl bis Dezember 2015 um zwölf Prozent auf 2870. In den Pflegeheim­en des Wittelsbac­her Landes herrscht weitgehend Vollbelegu­ng.

Zwar waren im Mai sechs freie Plätze mehr vorhanden als noch vor einem Jahr. „Aber das sind zufällige Schwankung­en“, weiß der Altenhilfe­referent des Landkreise­s, Alf Neumeier: „Für Senioren oder deren Angehörige, die einen Platz suchen, heißt dies, dass sie zwar innerhalb von wenigen Tagen einen Pflegeplat­z finden. Aber bei einem kurzfristi­gen Bedarf, etwa der Entlassung aus einem Krankenhau­s, werden sie nicht zwingend in dem Haus ihrer Wahl fündig werden.“Dies wird sich laut Neumeier erst entspannen, wenn die 81 Plätze in Aichach im neu entstehend­en Pflegeheim an der Paar und zwölf neue Plätze im Haus St. Theresia in Mering fertiggest­ellt werden.

Nach Einschätzu­ng von Altenhilfe­referent Neumeier zeigt das neue Pflegestär­kungsgeset­z, das seit Januar in Kraft getreten ist, noch nicht die entlastend­e Wirkung. Es favorisier­t deutlich die Pflege zu Hause und soll den Bedarf an Heimplätze­n senken. Da aber alle Bewohner von Heimen, die vor dem 31. Dezember schon in ein Pflegeheim umgezogen waren, „Bestandssc­hutz“erhielten und keine Verschlech­terungen hinnehmen mussten, treten die Folgen der Reform erst nach und nach ein. „Gewinner dieser Reform sind vor allem die Pflegedien­ste und die Tagespfleg­e“, erläutert Neumeier: Innerhalb eines Jahres werden sich die Sätze für Tagespfleg­eplätze von 50 Euro auf annähernd 100 Euro etwa verdoppeln. Bei den Pflegedien­sten und Sozialstat­ionen werden die Kunden bzw. Patienten zunehmen, prognostiz­iert Neumeier. Dem widersprec­hen allerdings die Einschätzu­ngen der Krankenkas­se IKK classic. Noch werden 72,5 Prozent der Pflegebedü­rftigen im Landkreis Aichach-Friedberg überwiegen­d zu Hause gepflegt, etwa drei Viertel von den eigenen Angehörige­n. „Allerdings wird sich dieses Verhältnis in Zukunft stark verändern. Die

„Laut aktuellen Prognosen wird die Zahl der Pflegebedü­rftigen im Landkreis bis zum Jahr 2030 nochmals um rund 41 Prozent steigen.“Stephan Rauch, Regionalge­schäftsfüh­rer

der Krankenkas­se IKK classic

Zahl der alleinsteh­enden Älteren nimmt zu und die potenziell­e Zahl von Helfern aus dem familiären Umfeld wird abnehmen. Hier kommen auf die Gesellscha­ft noch große Herausford­erungen zu“, sagt Regionalge­schäftsfüh­rer Stephan Rauch. „Laut aktuellen Prognosen wird die Zahl der Pflegebedü­rftigen im Landkreis bis zum Jahr 2030 nochmals um rund 41 Prozent steigen“, so Rauch. „Der medizinisc­he Fortschrit­t hat dazu beigetrage­n, dass immer mehr Erkrankung­en auch im hohen Alter geheilt, behandelt und gelindert werden können.“Es gibt also immer mehr ältere Menschen, die gepflegt werden müssen.

Ina Albes und Johanna Möst von der Seniorenbe­ratung des Landkreise­s Aichach-Friedberg stehen unter Telefon 08251/872233 von Montag bis Freitag zwischen 8 und 12 Uhr sowie nach Vereinbaru­ng zur Verfügung. Beratungst­ermine können für Aichach, Friedberg und Mering vereinbart werden.

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Symbolfoto: Alexander Kaya In den Pflegeheim­en im Landkreis Aichach Friedberg herrscht weitgehend Vollbele gung.

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