Pflegeplätze im Landkreis sind weiterhin knapp
Die Reform seit Jahresbeginn macht sich in Seniorenheimen nicht bemerkbar. Über die Folgen gehen die Meinungen auseinander
Immer mehr Menschen im Landkreis AichachFriedberg benötigen Pflege. Dies zeigen Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik, die die Krankenkasse IKK classic ausgewertet hat. Waren 2013 noch 2563 Menschen pflegebedürftig, so stieg die Zahl bis Dezember 2015 um zwölf Prozent auf 2870. In den Pflegeheimen des Wittelsbacher Landes herrscht weitgehend Vollbelegung.
Zwar waren im Mai sechs freie Plätze mehr vorhanden als noch vor einem Jahr. „Aber das sind zufällige Schwankungen“, weiß der Altenhilfereferent des Landkreises, Alf Neumeier: „Für Senioren oder deren Angehörige, die einen Platz suchen, heißt dies, dass sie zwar innerhalb von wenigen Tagen einen Pflegeplatz finden. Aber bei einem kurzfristigen Bedarf, etwa der Entlassung aus einem Krankenhaus, werden sie nicht zwingend in dem Haus ihrer Wahl fündig werden.“Dies wird sich laut Neumeier erst entspannen, wenn die 81 Plätze in Aichach im neu entstehenden Pflegeheim an der Paar und zwölf neue Plätze im Haus St. Theresia in Mering fertiggestellt werden.
Nach Einschätzung von Altenhilfereferent Neumeier zeigt das neue Pflegestärkungsgesetz, das seit Januar in Kraft getreten ist, noch nicht die entlastende Wirkung. Es favorisiert deutlich die Pflege zu Hause und soll den Bedarf an Heimplätzen senken. Da aber alle Bewohner von Heimen, die vor dem 31. Dezember schon in ein Pflegeheim umgezogen waren, „Bestandsschutz“erhielten und keine Verschlechterungen hinnehmen mussten, treten die Folgen der Reform erst nach und nach ein. „Gewinner dieser Reform sind vor allem die Pflegedienste und die Tagespflege“, erläutert Neumeier: Innerhalb eines Jahres werden sich die Sätze für Tagespflegeplätze von 50 Euro auf annähernd 100 Euro etwa verdoppeln. Bei den Pflegediensten und Sozialstationen werden die Kunden bzw. Patienten zunehmen, prognostiziert Neumeier. Dem widersprechen allerdings die Einschätzungen der Krankenkasse IKK classic. Noch werden 72,5 Prozent der Pflegebedürftigen im Landkreis Aichach-Friedberg überwiegend zu Hause gepflegt, etwa drei Viertel von den eigenen Angehörigen. „Allerdings wird sich dieses Verhältnis in Zukunft stark verändern. Die
„Laut aktuellen Prognosen wird die Zahl der Pflegebedürftigen im Landkreis bis zum Jahr 2030 nochmals um rund 41 Prozent steigen.“Stephan Rauch, Regionalgeschäftsführer
der Krankenkasse IKK classic
Zahl der alleinstehenden Älteren nimmt zu und die potenzielle Zahl von Helfern aus dem familiären Umfeld wird abnehmen. Hier kommen auf die Gesellschaft noch große Herausforderungen zu“, sagt Regionalgeschäftsführer Stephan Rauch. „Laut aktuellen Prognosen wird die Zahl der Pflegebedürftigen im Landkreis bis zum Jahr 2030 nochmals um rund 41 Prozent steigen“, so Rauch. „Der medizinische Fortschritt hat dazu beigetragen, dass immer mehr Erkrankungen auch im hohen Alter geheilt, behandelt und gelindert werden können.“Es gibt also immer mehr ältere Menschen, die gepflegt werden müssen.
Ina Albes und Johanna Möst von der Seniorenberatung des Landkreises Aichach-Friedberg stehen unter Telefon 08251/872233 von Montag bis Freitag zwischen 8 und 12 Uhr sowie nach Vereinbarung zur Verfügung. Beratungstermine können für Aichach, Friedberg und Mering vereinbart werden.