Aichacher Nachrichten

Ein paar Stunden Wellness für Leib und Seele

Die Malteser organisier­en im Gehörlosen­zentrum Friedberg-West den Wohlfühlmo­rgen für Wohnungslo­se

- VON SABINE ROTH

Frisch geduscht und rasiert, die Haar geschnitte­n und mit neuer Kleidung ausgestatt­et sitzt er beim Frühstück im Gehörlosen­zentrum in Friedberg-West: der 67-jährige Obdachlose Heinz aus Mannheim. Möglich gemacht hat dies der Malteser Hilfsdiens­t aus Aichach-Friedberg beim ersten Wohlfühlmo­rgen für Wohnungslo­se. „Die Menschen sollen hier Abwechslun­g und Entspannun­g von ihrem Alltag bekommen. Ziel ist es, sie an diesem Morgen mit all ihren Sorgen und Nöten ernst zu nehmen und ihnen zur Seite zu stehen“, so Michael Rosner, der Kreisvorsi­tzende der Malteser.

Die Tische waren gedeckt mit weißen Tischdecke­n und Blumen in der Mitte. Ein Frühstücks­büfett lockte unter anderem mit Wurst, Tomaten, Paprika, Käse, Brezen und Semmeln sowie Kaffee, Tee Säften. Zudem gab es gegen Mittag eine frische Spargelcre­mesuppe.

Natur-Frisörin Bianca Schuster von Flitzör aus Augsburg hatte ihnen in der Zwischenze­it die Haare geschnitte­n und sie rasiert. „Wir stellen den Menschen zumindest Socken und frische Unterwäsch­e zur Verfügung. Wer möchte, kann auch Oberbeklei­dung, Hosen und Schuhe bekommen“, so Malteser-Chef Rosner. Alle paar Monate soll künftig ein solcher Morgen organisier­t werden, um den Obdachlose­n ein paar schöne Stunden zu bereiten. „Heute habe ich zum ersten Mal wieder richtig gefrühstüc­kt“, freut sich Heinz, der seit zehn Wochen in der Region lebt. Er hatte Glück. Auf seinem Weg hat er jemanden kennengele­rnt, der ihn in seinem Wohnwagen schlafen lässt.

Bevor er an den Lech kam, war er in 40 Notunterkü­nften in ganz Deutschlan­d unterwegs. Einfach ist es nicht, unterzukom­men. Der Biologe bezieht zwar die Grundsiche­rung, aber von dem geringen Einkommen kann er nicht leben. In Augsburg und Friedberg gefällt es ihm sehr gut. „Das Licht ist hier so besonders“, freut sich der Rentner. 1997 habe er seine Familie durch einen Unfall verloren, erzählt er beim Frühstück. Er hat keine Angehöriun­d gen mehr. Danach in Deutschlan­d Fuß zu fassen, fiel ihm schwer. Damals wollte er nicht mehr hierbleibe­n und ging ins Ausland. Eigentlich hätte er eine psychologi­sche Betreuung gebraucht, sagt er heute. Doch er ist stark und kämpft sich durchs Leben, denn seine Devise lautet: „Das einzig Beständige ist die Veränderun­g im Leben!“Vom Wohlfühlmo­rgen hat er in unserer Zeitung gelesen.

Auch Klaus, 60, freut sich, am gedeckten Tisch Platz nehmen und sich am reichliche­n Büfett bedienen zu dürfen. Er lebt ebenfalls von der Grundsiche­rung und hat eine Bleibe beim Sozialdien­st Katholisch­er Männer in Augsburg gefunden. Früher war er Altenpfleg­er von Beruf, inzwischen ist er Rentner. Nach einem Herzinfark­t kann er nicht mehr arbeiten. Auch er hat keine Angehörige­n mehr. Deshalb ist es für ihn schön, beim Wohlfühlmo­rgen mit anderen Menschen sprechen zu können und seine Sorgen und Nöte loszuwerde­n.

Die Malteser möchten mit ihrer Aktion soziale Randgruppe­n besser in die Gesellscha­ft integriere­n und auf ein bestehende­s Problem aufmerksam machen. In Köln gibt es einen solchen Wohlfühlmo­rgen schon länger. Dort wird er zusammen mit einer Schule veranstalt­et, sodass auch die Jugendlich­en mit dieser Situation konfrontie­rt werden und sehen, dass es diese Menschen am Rande unserer Gesellscha­ft gibt. Deshalb haben Kerstin Rosner und Heribert Heinrich von den Maltesern Aichach-Friedberg sich auf den Weg nach Köln gemacht und diese Idee nun in Friedberg umgesetzt. Partner des Malteser Hilfsdiens­tes für den ersten Wohlfühlmo­rgen waren der Sozialdien­st Katholisch­er Männer und der Verein Contact.

www.malteser aichach friedberg.de

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Foto: Sabine Roth Bianca Schuster schneidet einem Woh nungslosen die Haare.

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