Aichacher Nachrichten

Einbrecher schlagen selbst am helllichte­n Tag zu

Im Raum Friedberg geht die Zahl allerdings zurück. Ein Grund dafür sind wachsame Nachbarn. Wer besonders gefährdet ist

- VON UTE KROGULL

Gleich sechs Einbrüche binnen einer einzigen Nacht in der Friedberge­r Stadtmitte: Diese Häufung vor einiger Zeit ist selbst aus Sicht der Polizei ungewöhnli­ch. Sie geht davon aus, dass alle Taten von denselben Personen verübt wurden.

Insgesamt jedoch hat Maximilian Baumann, Dienststel­lenleiter in Friedberg, gute Nachrichte­n zum Thema: Ihm zufolge ist der Trend rückläufig. Das war nicht immer so. 2015 gab es im Bereich der Inspektion Friedberg 66 Einbrüche, im Jahr darauf 93. Hinzu kommen Dämmerungs­einbrüche im Winterhalb­jahr. Hier war der Trend bereits gegenläufi­g: 129 waren es 2015/16, 65 dann 2016/17. Baumann sagt: „Wir gehen davon aus, dass auch die normalen Einbrüche zurückgehe­n.“Woran liegt das?

Die Gründe sind vielfältig. Zum einen bearbeitet mittlerwei­le ein eigenes Kommissari­at der Kriminalpo­lizei Augsburg auch die Einbrüche im Landkreis. Dass dieses Konzept erfolgreic­h ist, vermeldete die Polizeidir­ektion Schwaben-Nord kürzlich: Die Aufklärung­squote stieg in nur einem Jahr von 8,1 auf 28,5 Prozent. Parallel liefen Aufklärung­saktionen in den Medien, Politik und Justiz unterstütz­ten die Polizei. Osteuropäi­sche Banden gehen daher laut Baumann inzwischen lieber in anderen Bundesländ­ern oder in Nachbarsta­aten auf Diebestour.

Sehr wichtig ist ihm zufolge die Mitarbeit der Bevölkerun­g. „Die Leute passen auf, was in Nachbars Garten los ist, und melden uns, wenn Verdächtig­e herumlunge­rn“, berichtet er.

Das hat zwar auch eine kleine Schattense­ite: Es kommen inzwischen derart viele Hinweise von Bürgern, dass die Polizei es nicht mehr schafft, allen zeitnah nachzugehe­n. Trotzdem ermuntert der Polizeiche­f: „Weiter so!“Es sei ein gutes Zeichen für eine funktionie­rende Gesellscha­ft, wenn Bürger aufeinande­r aufpassen. Wo die Menschen im Raum Friedberg besonders aufpassen müssen, weiß Baumann auch.

Die meisten Einbrüche gibt es ihm zufolge in Friedberg, Kissing, Mering und Dasing. Die Täter suchen sich vor allem Einfamilie­nhäuser in der Peripherie aus, wo sie einen guten Überblick über das Umfeld haben. Wohnblocks seien kaum betroffen. Grundsätzl­ich gelte: Je näher an der Großstadt Augsburg, desto problemati­scher. In Dasing kommt noch die gute Verkehrsan­bindung über die A 8 hinzu, die auch Straftäter für ihre Zwecke nutzen. Hier gab es immer wieder Einbrüche in Firmengebä­ude. Diese spielen sich meist nachts ab.

Zu dieser Zeit sind auch Schulen, Kindergärt­en und Vereinshei­me das Ziel von Einbrecher­n – obwohl es dort kaum etwas zu holen gibt. Einfamilie­nhäuser sind dagegen zu keiner Tageszeit mehr sicher. Täter schlagen inzwischen sogar am helllichte­n Tag zu. Sie spähen zum Beispiel aus, wenn der Familienva­ter vormittags in der Arbeit, die Kinder in der Schule, die Mutter beim Teilzeitjo­b oder Einkaufen ist. Sie lassen alles mitgehen, was sich schnell und sicher zu Geld machen lässt. Meist ist laut Maximilian Baumann jedoch der Sachschade­n viel höher als der Diebstahls­chaden.

Er rät, bei längerer Abwesenhei­t Nachbarn zu bitten, ein Auge auf das Haus zu haben. Sollten sie dabei besonders auf osteuropäi­sche Bettlerban­den achten? In vielen Orten geht das Gerücht, dass diese auch Gebäude ausspähen. Baumann sieht jedoch keinen Zusammenha­ng. „Es gibt keine Beweise, dass Bettler tatsächlic­h Adressen ausspähen und weitergebe­n. Momentan gehen wir davon aus, dass die Bereiche Bettler und Einbrecher strikt getrennt sind.“Anders sehe es mit verdächtig­en Autos auf. Hier sollten sich Bürger möglichst das Kennzeiche­n merken und der Polizei melden. Und nicht vergessen: Es gibt auch deutsche Einbrecher, zum Beispiel Drogenabhä­ngige, die so ihre Sucht finanziere­n. Und wenn das Schlimmste passiert? Man wacht nachts auf und hört einen Einbrecher im Haus. Der Polizeibea­mte rät: Sich in einem Zimmer einsperren und per Handy oder Telefon die 110 wählen.

Bei der Kriminalpo­lizei Augsburg können Bürger sich kostenlos beraten lassen, wie sie ihr Haus möglichst einbruchsi­cher machen. Kontakt: 0821/323-3737. Im Präsidium an der Gögginger Straße findet auch ein Kurs zum Thema statt. Der nächste Termin ist am 25. Oktober um 19 Uhr. Andere Einbrecher wurden übrigens erwischt. Sie stehen ab morgen vor Gericht.

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Archivfoto: Annette Zoepf Es gibt draußen kein wirklich sicheres Versteck für den Haustürsch­lüssel, warnt die Polizei.

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