Aichacher Nachrichten

Augsburgs älteste Buchhandlu­ng wird verkauft

Der Besitzer fand keinen Nachfolger für die „Schlosser’sche“. Was das nun für die Mitarbeite­r bedeutet

- VON ANDREA WENZEL

Buchhändle­r Till Herwig teilt ein Schicksal, das viele Geschäftsm­änner trifft: Er findet für sein Unternehme­n, zu dem auch die Schlosser’sche Buchhandlu­ng gehört, keinen Nachfolger. Deshalb hat er sich dazu entschloss­en, das Buchhandel­sunternehm­en Herwig mit Sitz in Göppingen, zu dem auch die fast 300 Jahre alte Buchhandlu­ng in der Annastraße gehört, zu verkaufen.

Das Hauptunter­nehmen geht an Osiander aus Tübingen, die Tochter Schlosser’sche Buchhandlu­ng übernehmen zum September Bianca Kölbl und ihr Mann Stefan Müller- Kölbl. Sie sind in Augsburg keine Neulinge, haben sie doch Anfang 2016 bereits die Schmid’sche Buchhandlu­ng in der Katharinen­gasse übernommen. In München betreiben sie die Buchhandlu­ng Biazza – Medienbesc­haffung internatio­nal.

Dass sie in Augsburg zum Zug gekommen sind und nicht der Buchhändle­r Osiander, hängt unter anderem mit dem Angebot der Schlosser’schen zusammen, das nicht zu Osiander und dessen Ausrichtun­g gepasst hätte. Weiteres Kriterium beim Verkauf aller Unternehme­nsteile war es, den Fortbestan­d des Unternehme­ns und aller Arbeitsplä­tze zu sichern. „Das ist uns ge- lungen. Es bleiben alle Arbeitsplä­tze erhalten und auch der Name Schlosser’sche Buchhandlu­ng ändert sich nicht“, so Herwig. Das Ehepaar Kölbl kündigte an, die Buchhandlu­ng behutsam modernisie­ren und so „ein Stück Augsburg erhalten“zu wollen. Im besten Falle merke der Kunde nichts vom Besitzerwe­chsel, sagt Herwig.

Für ihn ist der Verkauf der Buchhandlu­ng samt ihrer Augsburger Tochter dafür ein weitreiche­nderer Schritt. „Rein rational ist es die einzig richtige Entscheidu­ng“, sagt er. Einen fremden Geschäftsf­ührer habe er nie in Betracht gezogen. „Da wäre die Verantwort­ung bei mir geblieben. Das wollte ich nicht.“

Dass seine beiden Kinder nicht ins Unternehme­n einsteigen wollten, kann er gut akzeptiere­n. „Meine Frau und ich haben den Kindern immer vermittelt, dass sie ihren eigenen Weg gehen sollen. Mein Sohn ist Wirtschaft­sinformati­ker, meine Tochter studiert Medizin. Das ist für mich in Ordnung“, sagt er. Emotional sei der Abschied dagegen viel schwierige­r.

Das Buchhandel­sunternehm­en Herwig führte Till Herwig in vierter Generation. „Da tut es, zugegeben, schon weh, eine solche Entscheidu­ng zu treffen. Die Buchhandlu­ng ist für mich mit vielen Geschichte­n und Erinnerung­en verbunden“, erzählt er.

Auch die Schlosser’sche Buchhandlu­ng in Augsburg ist für Herwig von besonderer Bedeutung. Als er sie 1993 übernommen hat, sei sie ein Sanierungs­fall gewesen. Schritt für Schritt habe er dann erhebliche Mittel investiert, um die traditions­reiche Einrichtun­g inhaltlich wie wirtschaft­lich zu stabilisie­ren.

Dank des Engagement­s der langjährig­en Mitarbeite­r und eines Verzichts auf restliche Forderunge­n könne er die Schlosser’sche nun schuldenfr­ei an das Ehepaar Kölbl übergeben.

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Foto: Annette Zoepf Die Schlosser’sche Buchhandlu­ng besteht seit fast 300 Jahren. Jetzt musste der Inhaber das Geschäft verkaufen, weil er keinen Nachfolger fand.

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