Aichacher Nachrichten

So klingt die kürzeste Nacht des Jahres

Friedberg feiert die Fête de la Musique. An elf Stationen spielen Profis und Laien Stücke aus aller Welt

- VON ELISA MADELEINE GLÖCKNER

Ein Straßenfes­t der Musik: Über 25 Bands auf elf Bühnen beschallen Friedberg bei der Fête de la Musique. Der laue Mittsommer­nachtsaben­d lädt Hunderte zu einem Streifzug durch das Mittendrin der Stadt.

Es ist die kürzeste Nacht, der längste Tag des Jahres. Vor dem Barbetrieb in der Ludwigstra­ße spielt das Saxophon-Quartett die Nussknacke­r-Suite von Pjotr Iljitsch Tschaikows­ki. „Ein wunderbare­r Klang“, findet Dagmar Lebemann. Eine andere Besucherin belohnt die jungen Musiker mit einem Obolus, den sie in einen der Instrument­enkoffer wirft.

Wenige Schritte weiter lauscht eine eher verhaltene Kulisse dem Duo um Taiko-Flöte im Hafnergart­en. Versteckt zwischen Bäumen und Gebüsch gibt es Ambient-Musik mit Trommel und Flötenimpr­ovisation zu hören. „Kultiviert, dy- namisch und latent asiatisch“, beschreibt ein Gast die sachten bis intensiven Klänge der beiden Frauen. Mental gestärkt geht es weiter in Richtung Innenstadt, wo die Band Peter Lisboa mit rauchigen Stimmen und internatio­nalen Songs eine breite Hörerschaf­t anlockt. Menschentr­auben versammeln sich vor dem Eiscafé am Brunnen, um sich von Paradebeis­pielen des 60er-Jahre-Rocks berieseln zu lassen.

Latino-Flair zeigt sich indes vor dem Altstadtca­fé Weißgerber. Hier gibt die Percussion-Gruppe Sambamania den Takt vor. „Wie auf Karneval in Rio de Janeiro“, rufen sich zwei Freundinne­n zu. Wer bei den brasiliani­schen Rhythmen nicht ins Tanzen und Schwingen kommt, fühlt die Trillerpfe­ife der Frontfrau nicht. Zünftig geht es derweil im Archivhof zu. Dort spielt die Stadtkapel­le bei einer Halben Bier und Bratensulz die Polka auf. Julena Ranzinger fühlt sich an ihre Kindheit erinnert: „Wie im Königlich bayerische­n Amtsgerich­t“, sagt die Friedberge­rin lachend. „Da war alles noch gerecht.“Im Herzen der Fête angekommen, erklingen die Männer- und Frauenstim­men des Friedberge­r Kammerchor­s. „Geh schau doch ned so beys, ned so beys, diarra Hakl“singen sie da im Innenhof der Stadtverwa­ltung – sehr zur Freude des Publikums, das sich vor Lachen den Bauch halten muss.

Den Marienplat­z überquert, das Rathaus passiert, trifft man auf die Band Twosided. Das Trio performt mit Gitarre, Cajón und eindrucksv­oller Frauenstim­me die Stilrichtu­ngen High-Energy-Blues und Rock vor dem Paradox in der Bauernbräu­straße. Weniger hippe, mehr volkstümli­che Melodien aus dem englischsp­rachigen Kulturbere­ich gibt es im Ristorante Ferrari. Während die Kellner Pizza, Pasta und Rotwein servieren, zupfen und singen acht Gitarriste­n das FolkSpektr­um mit Cohens „Almost young“und Denvers „Country Roads“entlang.

Letzte Station ist der Friedberge­r Berg. Hier läuten die letzten Verblieben­en das Ende der Fête mit Acoustic-Folk-Rock von John Garner und den Boogie-Klängen von Mister Hill ein. Und obwohl es zwischenze­itlich geregnet hat, feiert der harte Kern die letzten warmen Stunden der Nacht. Musik sei etwas Schönes, findet Julena Ranzinger. „Sie verbindet Menschen.“

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Fotos: Elisa Glöckner Die Besucher feierten die diesjährig­e Fête de la Musique in Friedberg.
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Auf dem Marienplat­z versammelt­en sich Menschentr­auben um Peter Lisboa. Das Duo spielte Acoustic Rock im Eiscafé am Brunnen.

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