Aichacher Nachrichten

Mit Sitzsack und Picknickde­cke

Bei bestem Wetter verfolgen zahlreiche Zuschauer die Rennen am Eiskanal. Den ganz routiniert­en Kanuslalom-Fan erkennt man an der perfekten Ausrüstung

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Ein attraktive­res Wochenende für den Kanu-Weltcup am Eiskanal hätten sich die Gastgeber von Kanu Schwaben Augsburg gar nicht heraussuch­en können. Strahlende­r Sonnensche­in und um die 30 Grad boten beste Kulisse – nicht nur für die Sportler, sondern auch für rund 7000 Zuschauer und Fans, die während der drei Wettkampft­age die traditions­reiche Augsburger Kanuslalom-Anlage bevölkerte­n.

Doch wer findet sich da eigentlich alles an der Strecke ein? Auf den ersten Blick sind schon Unterschie­de erkennbar. Der eine Teil der Zuschauer ist Fahrradfah­rer oder Spaziergän­ger, die aufgrund des schönen Wetters zufällig am Eiskanal sind und spontan die Gelegenhei­t nutzen, ein wenig zu verweilen und die Fahrten der Kanuten zu beobachten. Und da sind die anderen, die routiniert­en Kanuslalom-Fans, meist Pärchen und Familien, die sich gezielt nach Weltcup-Zeitplan zu den Höhepunkte­n einfinden. Ausgerüste­t mit Picknickde­cke, Kühlbox und zusammenkl­appbaren Plastikstü­hlen machen sie es sich für ein paar Stunden auf den Wiesenhäng­en bequem, genießen die Sonne und verfolgen das Wettkampfg­eschehen.

Darunter auch Gerd Stierstorf­er aus Schwabmünc­hen, ein gebürtiger Augsburger, der mit Ehefrau Marianne, der neunjährig­en Enkelin Helena und Hund Mailow an der Bogenbrück­e unter den Bäumen sitzt. „Uns gefällt die Atmosphäre beim Kanuslalom und wir wollten das unserer Enkelin einmal zeigen. Sie ist zum ersten Mal hier“, erzählt Stierstorf­er. Nicht zufällig hat er sich ein schattiges Plätzchen mit besten Blick auf Moby Dick gesucht, den berühmten wuchtigen Felsen inmitten des Eiskanals. „Auf diesem Felsen habe ich schon einmal gestanden, als der Eiskanal Anfang der 70 Jahre gebaut wurde. Wasser war damals aber noch keins drin“, erzählt er von der Geburtsstu­nde des Eiskanals.

Auch bei den anschließe­nden Olympische­n Spielen 1972 hat er die Wettkämpfe verfolgt. Seitdem ist er mit seiner Familie regelmäßig­er Gast bei sportliche­n Events. „Da kommt man dann immer gern wieder zurück.“

Die Oympia-Zeit von Augsburg haben Katharina Sadler und Johannes Heim zwar nicht erlebt, trotz- dem haben die jungen Leute Riesenspaß an der Strecke. In zwei übergroßen Luft-Sitzsäcken, die die Form zweier Kanus haben, ziehen sie die Blicke auf sich. „Diese Säcke nehmen wir mittlerwei­le überall mithin, man muss sich dann auch keine Gedanken um freie Liegestühl­e machen“, sagt Johannes Heim la- chend mit Blick auf die anderen Besucher. Katharina Sadler aus dem Unterallgä­u ist selbst Paddlerin und hat ihren quietschro­ten Sitzsack zum Geburtstag bekommen.

Und weil der gar so praktisch war, gab es gleich noch einen Geblümten dazu. Die Säcke können, sobald die Luft herausgela­ssen ist, auf Handtasche­nformat zusammenge­legt und bequem transporti­ert werden. Zweimal gegen den Wind gewirbelt füllt sich eine große Öffnung fast von selbst mit Luft und bläht sich auf. Einmal verschloss­en hält das originelle Sitzmöbel am Eiskanal locker die gesamten Finalläufe durch.

Und dann gibt es da unter den Zuschauern noch die Vertreter des Kanuslalom-Fachpublik­ums, die alle irgendwie mit der Sportart verbunden sind. Eine davon ist die Niederländ­erin Antoinette Oud. Früher Kampfricht­erin, heute leidenscha­ftliche Oma, reiste sie extra aus Utrecht an, um ihren Sohn, der mit seiner Familie in Augsburg wohnt, beim Paddeln zuzusehen und bei der Betreuung der zwei Enkelinnen zu helfen. Auch sie genießt die Atmosphäre. „Es ist so schön hier“, schwärmt Oud, „denn die Kanuslalom-Szene ist wie eine große Familie. Man trifft ständig alte Bekannte und kommt aus dem Plaudern nicht heraus.“Gründe für einen Besuch an der Weltcup-Strecke gab es also viele.

 ?? Fotos: Fred Schöllhorn ?? Auch die Zuschauer sind bei den Weltcup Rennen am Eiskanal gefordert: Während die einen mit den Paddlern die Strecke ent langrennen und anfeuern, beobachten die anderen das Geschehen von einem schattigen Plätzchen aus.
Fotos: Fred Schöllhorn Auch die Zuschauer sind bei den Weltcup Rennen am Eiskanal gefordert: Während die einen mit den Paddlern die Strecke ent langrennen und anfeuern, beobachten die anderen das Geschehen von einem schattigen Plätzchen aus.
 ??  ?? So lässt es sich aushalten: Katharina Sadler und Johannes Heim haben es sich in ihren Sitzsäcken gemütlich gemacht.
So lässt es sich aushalten: Katharina Sadler und Johannes Heim haben es sich in ihren Sitzsäcken gemütlich gemacht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany