Mit Sitzsack und Picknickdecke
Bei bestem Wetter verfolgen zahlreiche Zuschauer die Rennen am Eiskanal. Den ganz routinierten Kanuslalom-Fan erkennt man an der perfekten Ausrüstung
Ein attraktiveres Wochenende für den Kanu-Weltcup am Eiskanal hätten sich die Gastgeber von Kanu Schwaben Augsburg gar nicht heraussuchen können. Strahlender Sonnenschein und um die 30 Grad boten beste Kulisse – nicht nur für die Sportler, sondern auch für rund 7000 Zuschauer und Fans, die während der drei Wettkampftage die traditionsreiche Augsburger Kanuslalom-Anlage bevölkerten.
Doch wer findet sich da eigentlich alles an der Strecke ein? Auf den ersten Blick sind schon Unterschiede erkennbar. Der eine Teil der Zuschauer ist Fahrradfahrer oder Spaziergänger, die aufgrund des schönen Wetters zufällig am Eiskanal sind und spontan die Gelegenheit nutzen, ein wenig zu verweilen und die Fahrten der Kanuten zu beobachten. Und da sind die anderen, die routinierten Kanuslalom-Fans, meist Pärchen und Familien, die sich gezielt nach Weltcup-Zeitplan zu den Höhepunkten einfinden. Ausgerüstet mit Picknickdecke, Kühlbox und zusammenklappbaren Plastikstühlen machen sie es sich für ein paar Stunden auf den Wiesenhängen bequem, genießen die Sonne und verfolgen das Wettkampfgeschehen.
Darunter auch Gerd Stierstorfer aus Schwabmünchen, ein gebürtiger Augsburger, der mit Ehefrau Marianne, der neunjährigen Enkelin Helena und Hund Mailow an der Bogenbrücke unter den Bäumen sitzt. „Uns gefällt die Atmosphäre beim Kanuslalom und wir wollten das unserer Enkelin einmal zeigen. Sie ist zum ersten Mal hier“, erzählt Stierstorfer. Nicht zufällig hat er sich ein schattiges Plätzchen mit besten Blick auf Moby Dick gesucht, den berühmten wuchtigen Felsen inmitten des Eiskanals. „Auf diesem Felsen habe ich schon einmal gestanden, als der Eiskanal Anfang der 70 Jahre gebaut wurde. Wasser war damals aber noch keins drin“, erzählt er von der Geburtsstunde des Eiskanals.
Auch bei den anschließenden Olympischen Spielen 1972 hat er die Wettkämpfe verfolgt. Seitdem ist er mit seiner Familie regelmäßiger Gast bei sportlichen Events. „Da kommt man dann immer gern wieder zurück.“
Die Oympia-Zeit von Augsburg haben Katharina Sadler und Johannes Heim zwar nicht erlebt, trotz- dem haben die jungen Leute Riesenspaß an der Strecke. In zwei übergroßen Luft-Sitzsäcken, die die Form zweier Kanus haben, ziehen sie die Blicke auf sich. „Diese Säcke nehmen wir mittlerweile überall mithin, man muss sich dann auch keine Gedanken um freie Liegestühle machen“, sagt Johannes Heim la- chend mit Blick auf die anderen Besucher. Katharina Sadler aus dem Unterallgäu ist selbst Paddlerin und hat ihren quietschroten Sitzsack zum Geburtstag bekommen.
Und weil der gar so praktisch war, gab es gleich noch einen Geblümten dazu. Die Säcke können, sobald die Luft herausgelassen ist, auf Handtaschenformat zusammengelegt und bequem transportiert werden. Zweimal gegen den Wind gewirbelt füllt sich eine große Öffnung fast von selbst mit Luft und bläht sich auf. Einmal verschlossen hält das originelle Sitzmöbel am Eiskanal locker die gesamten Finalläufe durch.
Und dann gibt es da unter den Zuschauern noch die Vertreter des Kanuslalom-Fachpublikums, die alle irgendwie mit der Sportart verbunden sind. Eine davon ist die Niederländerin Antoinette Oud. Früher Kampfrichterin, heute leidenschaftliche Oma, reiste sie extra aus Utrecht an, um ihren Sohn, der mit seiner Familie in Augsburg wohnt, beim Paddeln zuzusehen und bei der Betreuung der zwei Enkelinnen zu helfen. Auch sie genießt die Atmosphäre. „Es ist so schön hier“, schwärmt Oud, „denn die Kanuslalom-Szene ist wie eine große Familie. Man trifft ständig alte Bekannte und kommt aus dem Plaudern nicht heraus.“Gründe für einen Besuch an der Weltcup-Strecke gab es also viele.