Beim Kirchentag ist jede Menge Musik drin
Was Protestanten bewegt, sich in der christlichen Gemeinschaft zu engagieren. Die Bedeutung des Reformators Martin Luther kommt oft zur Sprache. Das aber gefällt nicht jedem
Es ist ein Bekenntnis zum christlichen Glauben, das sich am Wochenende an vielen Orten in der Augsburger Innenstadt gezeigt hat. Die evangelische Kirche feierte einen zweitägigen Kirchentag, dessen Höhepunkt am Sonntag ein Open-AirGottesdienst auf dem Rathausplatz war.
„Fest der Freiheit“lautet das Motto des Kirchentags. „Wir sind dankbar für die Freiheit, die uns im Glauben geschenkt ist“, betont die evangelische Stadtdekanin Susanne Kasch. Zum 500. Reformationsjubiläum präsentierte die evangelische Kirche ihre Arbeit, Gemeinden und Das Wochenende wurde bewusst gewählt, weil es auf den Jahrestag der „Confessio Augustana“fiel. Das „Augsburger Bekenntnis“wurde am 25. Juni 1530 in Augsburg erstmals verlesen. Die Zusammenfassung der Lehre Luthers ist bis heute die Bekenntnisschrift der lutherischen Kirchen weltweit. Im Jahr 1555 folgte der Augsburger Religionsfrieden. Es war ein erster Versuch, das Zusammenleben von Protestanten und Katholiken zu ordnen. Diese Botschaft gilt aus Sicht des Evangelischen Dekanats bis heute. Der Religionsfrieden begründet Augsburgs Selbstverständnis als Friedensstadt.
Wegen des Kirchentags rückte der Termin für das Stadtfest, die Augsburger Sommernächte, nach hinten. Es findet nun am kommenden Wochenende statt. Aber auch die Protestanten verstehen zu feiern. Sie taten dies nicht zurückgezogen in Kirchen und Pfarrräumen, sondern an vielen zentralen Plätzen. „Wir wollen nicht alleine feiern, sondern mit vielen anderen“, sagt Stadtdekanin Susanne Kasch. Es sind die Begegnungen, die in den Mittelpunkt rücken. Kirche ist Gemeinschaft. Das ist für Gertrud Kleber von der Gemeinde St. Matthäus in Hochzoll auch der entscheidende Punkt, warum sie sich nicht nur im kirchlichen Leben engagiere, sondern für sie der Glauben sehr bedeuEinrichtungen. tend sei. Menschen Gutes tun, das ist ihr Wahlspruch. Am Samstag tut sie das an ihrem Stand mit einem kostenlosen Angebot. Wer mag, bekommt Wasser gereicht. Der Becher ist versehen mit einem Bibelwort aus dem Johannesevangelium, Kapitel 7: „Jesus rief. Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke.“Dankend nehmen die Passanten das Wasser an. Schnell ergeben sich Gespräche über Gott und die Welt. So verstehen die Organisatoren auch die Veranstaltung, die zudem viele musikalische Aufführungen und Konzerte beinhaltet.
Ein gelber Reformationsschal ist ein Zeichen nach außen, um zu zeigen, dass man den Kirchentag unterstützt. Ein Mann trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Ich liebe Gott“. Sportlich leger sind Katharina Weidt und Sebastian Wittmann gekleidet. Die 18-Jährigen, die in Steppach leben, dokumentieren, dass Kirche auch etwas für junge Leute ist. Am Stand der PhilippusKirche Westheim versuchen die beiden, auch jüngere Passanten anzusprechen. In der evangelischen Kirche engagieren sich die 18-Jährigen seit ihrer Zeit als Konfirmanden. Danach haben Weidt und Wittmann als Jugendleiter weitergemacht. Sie sind es bis jetzt. „Diese Aufgabe hat mich überzeugt, sie macht Spaß“, sagt Wittmann. „Mir ist es wichtig, mit vielen interessanten Menschen zusammenzukommen“, sagt Weidt. Große Reden gibt es beim Kirchentag nicht. Zur Eröffnung spricht Oberbürgermeister Kurt Gribl am Martin-LutherPlatz. „Es ist wunderbar, wie sich die evangelische Kirche in unserer Stadt zeigt.“Die Vielfalt der christlichen Arbeit werde dokumentiert. Zum Motto des Kirchentags sagt Gribl, dass Freiheit viel mit Verantwortung zu tun habe. Freiheit bedeute aber auch, den Glauben anderer zu akzeptieren. Es sind die etwas ernsteren Töne beim Fest.
Unterhaltsam ist es am Samstagabend. Auf dem Rathausplatz stimmten vielleicht doch die erhofften 2017 Sänger das Lied „Die Gedanken sind frei“an. Es war der passende Übergang zur „Langen Nacht der Freiheit“, die das Kulturamt geplant hatte. Bekannt auch als Lange Kunstnacht, gab es an 50 Spielorten mehr als 200 Programmpunkte. Am Sonntag fand auf dem Rathausplatz ein Open-Air-Gottesdienst statt. Andere Töne schlug an beiden Tagen der Aktionskünstler David Farago an. Er hat eine Demonstration angemeldet. Mit einer vier Meter hohen Skulptur, die einen nackten Martin Luther zeigt, stellt Farago die „weitgehend unkritische Verehrung“des Reformators infrage. Auf einer zweiten Skulptur ist zu lesen: „Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen.“
Seite 10 In Augsburg war auch neben dem Kirchentag jede Menge los. Von der Langen Kunstnacht und dem Theaterfestival „In Gottes Namen“lesen Sie auf den »Seiten 32/33