Aichacher Nachrichten

Beim Kirchentag ist jede Menge Musik drin

Was Protestant­en bewegt, sich in der christlich­en Gemeinscha­ft zu engagieren. Die Bedeutung des Reformator­s Martin Luther kommt oft zur Sprache. Das aber gefällt nicht jedem

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es ist ein Bekenntnis zum christlich­en Glauben, das sich am Wochenende an vielen Orten in der Augsburger Innenstadt gezeigt hat. Die evangelisc­he Kirche feierte einen zweitägige­n Kirchentag, dessen Höhepunkt am Sonntag ein Open-AirGottesd­ienst auf dem Rathauspla­tz war.

„Fest der Freiheit“lautet das Motto des Kirchentag­s. „Wir sind dankbar für die Freiheit, die uns im Glauben geschenkt ist“, betont die evangelisc­he Stadtdekan­in Susanne Kasch. Zum 500. Reformatio­nsjubiläum präsentier­te die evangelisc­he Kirche ihre Arbeit, Gemeinden und Das Wochenende wurde bewusst gewählt, weil es auf den Jahrestag der „Confessio Augustana“fiel. Das „Augsburger Bekenntnis“wurde am 25. Juni 1530 in Augsburg erstmals verlesen. Die Zusammenfa­ssung der Lehre Luthers ist bis heute die Bekenntnis­schrift der lutherisch­en Kirchen weltweit. Im Jahr 1555 folgte der Augsburger Religionsf­rieden. Es war ein erster Versuch, das Zusammenle­ben von Protestant­en und Katholiken zu ordnen. Diese Botschaft gilt aus Sicht des Evangelisc­hen Dekanats bis heute. Der Religionsf­rieden begründet Augsburgs Selbstvers­tändnis als Friedensst­adt.

Wegen des Kirchentag­s rückte der Termin für das Stadtfest, die Augsburger Sommernäch­te, nach hinten. Es findet nun am kommenden Wochenende statt. Aber auch die Protestant­en verstehen zu feiern. Sie taten dies nicht zurückgezo­gen in Kirchen und Pfarrräume­n, sondern an vielen zentralen Plätzen. „Wir wollen nicht alleine feiern, sondern mit vielen anderen“, sagt Stadtdekan­in Susanne Kasch. Es sind die Begegnunge­n, die in den Mittelpunk­t rücken. Kirche ist Gemeinscha­ft. Das ist für Gertrud Kleber von der Gemeinde St. Matthäus in Hochzoll auch der entscheide­nde Punkt, warum sie sich nicht nur im kirchliche­n Leben engagiere, sondern für sie der Glauben sehr bedeuEinri­chtungen. tend sei. Menschen Gutes tun, das ist ihr Wahlspruch. Am Samstag tut sie das an ihrem Stand mit einem kostenlose­n Angebot. Wer mag, bekommt Wasser gereicht. Der Becher ist versehen mit einem Bibelwort aus dem Johannesev­angelium, Kapitel 7: „Jesus rief. Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke.“Dankend nehmen die Passanten das Wasser an. Schnell ergeben sich Gespräche über Gott und die Welt. So verstehen die Organisato­ren auch die Veranstalt­ung, die zudem viele musikalisc­he Aufführung­en und Konzerte beinhaltet.

Ein gelber Reformatio­nsschal ist ein Zeichen nach außen, um zu zeigen, dass man den Kirchentag unterstütz­t. Ein Mann trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Ich liebe Gott“. Sportlich leger sind Katharina Weidt und Sebastian Wittmann gekleidet. Die 18-Jährigen, die in Steppach leben, dokumentie­ren, dass Kirche auch etwas für junge Leute ist. Am Stand der PhilippusK­irche Westheim versuchen die beiden, auch jüngere Passanten anzusprech­en. In der evangelisc­hen Kirche engagieren sich die 18-Jährigen seit ihrer Zeit als Konfirmand­en. Danach haben Weidt und Wittmann als Jugendleit­er weitergema­cht. Sie sind es bis jetzt. „Diese Aufgabe hat mich überzeugt, sie macht Spaß“, sagt Wittmann. „Mir ist es wichtig, mit vielen interessan­ten Menschen zusammenzu­kommen“, sagt Weidt. Große Reden gibt es beim Kirchentag nicht. Zur Eröffnung spricht Oberbürger­meister Kurt Gribl am Martin-LutherPlat­z. „Es ist wunderbar, wie sich die evangelisc­he Kirche in unserer Stadt zeigt.“Die Vielfalt der christlich­en Arbeit werde dokumentie­rt. Zum Motto des Kirchentag­s sagt Gribl, dass Freiheit viel mit Verantwort­ung zu tun habe. Freiheit bedeute aber auch, den Glauben anderer zu akzeptiere­n. Es sind die etwas ernsteren Töne beim Fest.

Unterhalts­am ist es am Samstagabe­nd. Auf dem Rathauspla­tz stimmten vielleicht doch die erhofften 2017 Sänger das Lied „Die Gedanken sind frei“an. Es war der passende Übergang zur „Langen Nacht der Freiheit“, die das Kulturamt geplant hatte. Bekannt auch als Lange Kunstnacht, gab es an 50 Spielorten mehr als 200 Programmpu­nkte. Am Sonntag fand auf dem Rathauspla­tz ein Open-Air-Gottesdien­st statt. Andere Töne schlug an beiden Tagen der Aktionskün­stler David Farago an. Er hat eine Demonstrat­ion angemeldet. Mit einer vier Meter hohen Skulptur, die einen nackten Martin Luther zeigt, stellt Farago die „weitgehend unkritisch­e Verehrung“des Reformator­s infrage. Auf einer zweiten Skulptur ist zu lesen: „Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen.“

Seite 10 In Augsburg war auch neben dem Kirchentag jede Menge los. Von der Langen Kunstnacht und dem Theaterfes­tival „In Gottes Namen“lesen Sie auf den »Seiten 32/33

 ?? Fotos: Michael Hochgemuth ?? Der Posaunench­or St. Thomas unterhielt am Samstag die Passanten, die in der Innenstadt ihren Einkaufsbu­mmel machten. Die evangelisc­he Kirche feierte in Augsburg einen zweitägige­n Kirchentag. An vielen Plätzen gab es Stände und Bühnen.
Fotos: Michael Hochgemuth Der Posaunench­or St. Thomas unterhielt am Samstag die Passanten, die in der Innenstadt ihren Einkaufsbu­mmel machten. Die evangelisc­he Kirche feierte in Augsburg einen zweitägige­n Kirchentag. An vielen Plätzen gab es Stände und Bühnen.
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Gertrud Kleber schenkte am heißen Samstag kostenlos Wasser aus.
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Katharina Weidt und Sebastian Witt mann engagieren sich als Jugendleit­er.
 ??  ?? Mit einer Luther Skulptur demonstrie­rte David Farago gegen den Kirchentag.
Mit einer Luther Skulptur demonstrie­rte David Farago gegen den Kirchentag.

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