Pater Paul gibt das Priesteramt auf
Auch Neuburgs Stadtpfarrer Kohler hat die Entscheidung des Kaplans überrascht
Der Kaplan der katholischen Stadtpfarrkirche in Neuburg legt sein Priesteramt nieder. Die Entscheidung des Kaplans gab Stadtpfarrer Herbert Kohler in den Gottesdiensten am Wochenende bekannt. „Nach langem Nachdenken und innerem Ringen hat unser Kaplan Pater Paul Kaithamana die Entscheidung getroffen, sich eine Auszeit vom Orden der Vinzentiner zu nehmen und sein Priesteramt niederzulegen“, erklärte er.
Überrascht hat die persönliche Entscheidung des Geistlichen nicht nur die Kirchengemeinde, sondern auch den Pfarrer selbst. In einer offiziellen Pressemitteilung schreibt Pfarrer Kohler: „Aufgrund seiner Mentalität, seiner indischen Zurückhaltung hat Pater Paul sein inneres Ringen nach außen nicht gezeigt.“Nach außen sei sein Zweifel nicht erkennbar gewesen, sagt der Stadtpfarrer, auch wenn diese den ehemaligen Kaplan schon Jahre begleitet haben – bereits seit seiner Zeit in Afrika, hat der Pater dem Pfarrer anvertraut.
Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Pfarrer Kohler, dass er sich nicht sicher sei, was die genauen Beweggründe Pater Pauls seien. Es habe nichts mit einer „Neuburgerin oder überhaupt einer Frau zu tun“, erklärt er und bezieht sich damit auf die strikten Regeln des Zölibats. Pater Paul, 37, habe sich viel mehr mit dem Satz offenbart, er sei nicht glücklich mit seinem Leben und nicht glücklich mit seinem Beruf. Er wolle sich umorientieren. „Es gibt also keinen direkten Auslöser“, sagt Stadtpfarrer Kohler.
Der Pfarrer erklärt in seinem Schreiben, dass der Entschluss Pater Pauls daher nicht mit seinem Dienst in Neuburg zu tun habe. „Im Gegenteil: Er ist sehr dankbar für die Zeit in unserer Pfarreiengemeinschaft“, führt er die Beweggründe des indischen Paters näher aus und richtet einige Worte an seinen Kaplan: „Ich respektiere selbstverständlich seinen Entschluss, auch wenn ich ihn sehr bedauere.“Für seinen zehnmonatigen Einsatz in der Pfarreiengemeinschaft bedankt sich Pfarrer Kohler „von Herzen“.
Pater Paul sei mittlerweile bei einem Freund in München untergekommen, sagt der Pfarrer. Er wolle in den nächsten Wochen zu seiner Familie nach Indien reisen. Was nicht leicht werde, erklärt Pfarrer Kohler. In Indien sei das Ausscheiden aus dem kirchlichen Dienst ehrverletzend für die Familie. Pater Paul werde deshalb noch ein Jahr in einer kirchlichen Einrichtung in Indien verbringen – ohne geistliche Aufgaben – und eine endgültige Entscheidung fällen.