Aichacher Nachrichten

Warum Schuh Leiser schließt

Mitte August wird die Filiale in der Annastraße aufgegeben. Das hat unter anderem mit der Miete zu tun

- VON ANDREA WENZEL

An Kunden mangelt es der Augsburger Leiser-Filiale in der Annastraße am Montagvorm­ittag nicht. Im Erdgeschos­s des Schuhhause­s tummeln sich vor allem Frauen verschiede­nen Alters und stöbern in den Regalen. Die meisten sind jedoch aus einem bestimmten Grund hier: Die stark reduzierte­n Preise, die die Filiale wegen ihrer Schließung Mitte August ausruft. Rote Aufkleber mit dem Aufdruck „50 Prozent“kleben auf dem ein oder anderen Modell. „Ich schaue, ob ich noch etwas Passendes finde. Denn es ist schade, dass Leiser nach seiner Filiale in der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße nun auch die in der Annastraße schließt“, sagt Katharina Kizmann. Eine andere Kundin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, meint: „Ich war gerne bei Leiser, wenn ich einen Schuh für einen besonderen Anlass gesucht habe. Außerdem gibt es hier noch Qualität. Ich bin schon etwas überrascht von der Schließung.“

Aus heiterem Himmel kommt die Entwicklun­g allerdings nicht. Wie berichtet hat die Augsburger Schuh- handelsket­te bereits im März beschlosse­n, alle Gesellscha­ften der Gruppe, zu der die Leiser Fabrikatio­nsund Handelsges­ellschaft, die Schuhhof GmbH und die Leiser Handelsges­ellschaft gehören, mittels eines Schutzschi­rmverfahre­ns in ein Insolvenzv­erfahren in Eigenverwa­ltung, also ohne Insolvenzv­er- walter, zu führen. Die drohende Zahlungsun­fähigkeit sollte auf diesem Weg verhindert werden. Damals war noch völlig unklar, welche Auswirkung­en dies auf Filialen und Mitarbeite­r haben wird.

Nun steht fest, dass sich das Unternehme­n von einzelnen Filialen trennen wird. Wie viele Geschäfte am Ende betroffen sein werden, steht noch nicht fest „Wir sind noch mitten im Prozess und verhandeln gerade mit Vermietern“, so Steffen Liebich, Geschäftsf­ührer der Leiser-Gruppe. In Augsburg habe man keine Einigung erzielen können. Hier hätten Mietkosten und Umsatzerlö­se in keinem akzeptable­n Verhältnis mehr gestanden, so Liebich. Damit schließt Mitte August die letzte Leiser-Filiale im Süden der Republik. Eine Weiterbesc­häftigung der sechs Mitarbeite­r in anderen Filialen fällt damit aus.

Leiser hatte 2012 schon einmal ein Insolvenzv­erfahren in Eigenregie durchgezog­en. Damals gingen von rund 1450 Stellen zirka 550 Arbeitsplä­tze verloren, rund 900 Stellen blieben. Schon 2014 war eine Schließung der Filiale in der Annastraße im Raum gestanden, dann liefen die Geschäfte weiter. Die Schuhhande­lskette war eines der ersten Unternehme­n in Deutschlan­d, das sich eine Reform des Insolvenzr­echts zunutze machte und den Betrieb ohne Insolvenzv­erwalter in Eigenveran­twortung wieder auf die Beine stellte. Bei einem regulären Insolvenzv­erfahren wird die Geschäftsf­ührung durch einen Insolvenzv­erwalter ersetzt. Ein Schutzschi­rmverfahre­n dient dazu, eine Insolvenz in Eigenverwa­ltung zu eröffnen. In diesem Fall bleibt die Geschäftsf­ührung im Amt. Ihr wird im Regelfall nur ein Sachwalter zur Seite gestellt, der die Sanierung begleitet.

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Foto: Peter Fastl Die Tage der Leiser Filiale in der Annastraße sind gezählt.

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