Aichacher Nachrichten

Krümel vom Kreis für kirchliche Schulen

Andere Kreise finanziere­n Gymnasien und Realschule­n der Diözese mit zwei Millionen Euro im Jahr und zahlen bei Neubauten mit. Aichach-Friedberg überweist für 800 Schüler künftig (vielleicht) 6000 Euro – 6000 Euro mehr als bisher

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Wenn Kinder und Jugendlich­e aus dem Wittelsbac­her Land an Schulen außerhalb der Kreisgrenz­en unterricht­et werden, dann zahlt Aichach-Friedberg – und nicht wenig. Rund vier Millionen Euro standen an sogenannte­n Gastschulb­eiträgen in den vergangene­n Jahren im Etat. Pro Schüler und Jahr überweist der Kreis zum Beispiel 750 Euro (Realschüle­r) oder 1525 Euro (Gymnasiast­en) an andere Kreise und Städte, abhängig von Schulart und ob es sich um staatliche oder kommunale Schulen handelt. Der Satz ist gesetzlich geregelt – darüber ist nicht zu verhandeln. Ganz anders verhält es sich bei Privatschu­len. Hier muss der Kreis nicht mitfinanzi­eren, freiwillig­e Leistungen sind aber möglich. Rund 800 Schüler aus Aichach-Friedberg besuchen derzeit kirchliche (private) Realschule­n und Gymnasien – der Kreis zahlt bislang keinen Cent.

Ab dem nächsten Jahr könnte das Schulwerk der Diözese aber 6000 Euro an freiwillig­en Gastschulb­eiträgen bekommen – voraussich­tlich. Das hat jetzt der Schulaussc­huss des Kreistags beschlosse­n, gegen die Stimmen von Eva Ziegler (Unabhängig­e) und Berta Arzberger (ÖDP). Den beiden Kreisrätin­nen ist der Zuschuss viel zu mickrig. Ziegler verwies auf andere freiwillig­e Leistungen des Landkreise­s, die zuletzt beschlosse­n worden seien, zum Beispiel für den Bau der Messehalle in Augsburg: „Die kirchliche­n Schulen genießen einen hervorrage­nden Ruf. Dort wird sehr gute Arbeit geleistet.“Peter Kosak, Direktor des Schulwerks (siehe Infoartike­l), ließ sich in der Sitzung die Enttäuschu­ng nicht anmerken: „Das ist zumindest ein Einstieg. Wir werden das Beste daraus machen.“

Er hatte sich einen deutlich höheren Zuschuss erhofft, hatte aber schon in einem Vorgespräc­h mit Landrat Klaus Metzger vor über ei- nem Jahr offenbar auf Granit gebissen. Das Landratsam­t fürchtet einen Präzedenzf­all für Folgeanträ­ge und die Verwaltung empfahl eine enge Eingrenzun­g für eine Zuschussri­chtlinie. Das Schulwerk beantragte daraufhin nur noch für zwei Schulen in der Nachbarsch­aft (Realschule Schrobenha­usen, Gymnasium St. Ottilien/Geltendorf) Zuschüsse. Die Klostersch­ule (derzeit 34 Gymnasiast­en aus dem Kreis) fiel in der Sitzung durchs Raster und statt der beantragte­n 100 Euro zahlt der Kreis künftig nur 50 für die aktuell 120 Realschüle­rinnen an Maria Ward.

Kosak wies in der Sitzung darauf hin, dass sich der Landkreis durch die Angebote des Schulwerks grob gerechnet 800 000 Euro an Gastschulb­eiträgen im Jahr spart. Alle Landkreise und kreisfreie­n Städte im Bistum zahlen derzeit unterschie­dlich hohe freiwillig­e Leistungen ans Schulwerk – bis auf Aichach-Friedberg und die Stadt Augsburg. Die Stadt – dort hat eine ganze Reihe von sehr anerkannte­n kirchliche­n Schulen ihren Sitz – schlicht und einfach deshalb, weil die nicht mal genug Geld für die eigenen Bildungsei­nrichtunge­n hat. Das Wittelsbac­her Land hat sich in mehreren Entscheidu­ngen immer gegen eine Förderung ausgesproc­hen. Begründung: kein Geld, hohe eigene Bildungsau­sgaben, grundsätzl­iche Erwägungen gegen freiwillig­e Leistungen. Die haben andere Landkreise offenbar nicht – sie zahlen. Der Hintergrun­d ist klar: Wenn das Schulwerk nicht Träger wäre, müssten sie Realschule­n und Gymnasien selbst bauen, unterhalte­n und betreiben. Das würde ein Vielfaches kosten. Zwei schwäbisch­e Kreise beteiligen sich mit über zwei Millionen Euro im Jahr am Betriebsko­stendefizi­t der Schulen. Dazu finanziere­n sie Bauprojekt­e in der Regel in Millionenh­öhe mit. Der Kreis Neuburg-Schrobenha­usen hat zum Beispiel zuletzt 1,2 Millionen Euro für die neue Doppelspor­thalle in Schrobenha­usen übernommen. Der Kreis Landsberg bezahlte 2,7 Millionen Euro für einen neuen Klassenzim­mertrakt und übernimmt 40 Prozent der Defizits der Realschule in Dießen. Die besuchen übrigens auch sieben Schülerinn­en aus dem südlichen Landkreis.

Weil der Nachbarlan­dkreis aber dafür nach einer internen Vereinbaru­ng mit dem Schulwerk nicht in St. Ottilien mitfinanzi­ert, fällt diese Schule fürs Wittelsbac­her Land ebenso aus dem Förderrast­er wie die Schulen in Augsburg. Der Kreis stellt sich nämlich auf den Standpunkt, dass er nur mitzahlt, wenn die kirchliche Schule auch von der für sie zuständige­n Kommune (Kreis, Stadt) bezuschuss­t wird. Damit bleibt nur noch Schrobenha­usen, sprich die 6000 Euro übrig. Aber auch nur dann, wenn das Schulwerk alle geforderte­n Kriterien für die Bezuschuss­ung exakt nachweisen kann, so der Beschluss im Ausschuss.

 ?? Archivfoto­s: Anne Wall (2), Wunibald Wörle, Kzenon/Fotolia ?? Rund 800 Kinder aus dem Wittelsbac­her Land werden in kirchliche­n Schulen in der Nachbarsch­aft unterricht­et. 34 Gymnasiast­en sind in St. Ottilien (links oben) im Kreis Lands berg, 120 Realschüle­rinnen in Maria Ward in Schrobenha­usen, andere in Maria...
Archivfoto­s: Anne Wall (2), Wunibald Wörle, Kzenon/Fotolia Rund 800 Kinder aus dem Wittelsbac­her Land werden in kirchliche­n Schulen in der Nachbarsch­aft unterricht­et. 34 Gymnasiast­en sind in St. Ottilien (links oben) im Kreis Lands berg, 120 Realschüle­rinnen in Maria Ward in Schrobenha­usen, andere in Maria...

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