Aichacher Nachrichten

Mit Verlaub, das ist armselig

- Cli@aichacher nachrichte­n.de

SVON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN o viel vorweg: Der Landkreis ist im Recht. Zahlungen an Privatschu­len, und das sind die kirchliche­n Schulen, sind freiwillig­e Leistungen der Kommunen. Das Wittelsbac­her Land ist gesetzlich nicht verpflicht­et, das Schulwerk finanziell zu unterstütz­en. Warum beschleich­t einen nach der Entscheidu­ng im Schulaussc­huss dennoch ein ungutes Gefühl, dass da etwas nicht in Ordnung ist? Nun zum einen, weil alle anderen Kreise in der Diözese kirchliche Schulen (zum Teil mit zwei Millionen Euro Defizitaus­gleich im Jahr) unterstütz­en und zusätzlich bei Neubauproj­ekten Millionen mitbezahle­n. Sie tun das nicht aus christlich­er Nächstenli­ebe, sondern weil die kirchliche­n Schulen ein Standortvo­rteil sind. Und weil sie als Landkreis selbst viel mehr für eine Realschule oder ein Gymnasium ausgeben müssten.

Nun, in Aichach-Friedberg hat wie in den Kreisen Augsburg und Ostallgäu, keine kirchliche Schule ihren Sitz. Die Ostallgäue­r zahlen aber freiwillig 200000 Euro ans Schulwerk für 800 Mädchen, die in Realschule und Gymnasium in Kaufbeuren unterricht­et werden. Der Kreis Augsburg überweist 50 000 Euro für rund 1000 Schüler und es gibt Bestrebung­en, den Betrag zu verdoppeln. Das Wittelsbac­her Land macht sich dagegen einen schlanken Fuß. Wie die Stadt Augsburg übrigens. Die sei arm wie eine Kirchenmau­s, hat übrigens selbst das Schulwerk Verständni­s.

Noch mal zum mitrechnen: Wenn die 800 Kinder und Jugendlich­en aus dem Kreis nicht auf kirchliche, sondern auf staatliche­n oder kommunalen Schulen außerhalb von Aichach-Friedberg unterricht­et würden, dann müsste der Kreis grob überschlag­en 800000 Euro an Gastschulb­eiträgen überweisen – jedes Jahr. Und wenn sie alle innerhalb der Kreisgrenz­en blieben, würde hier eine ganze weiterführ­ende Schule notwendig. Wie wir seit Mering wissen, kostet das mit einer Sporthalle grob 35 bis 40 Millionen Euro – mindestens. Und was zahlt der Kreis? Bis dato gar nichts und in Zukunft (eventuell) 6000 Euro im Jahr. Mit Verlaub, das ist armselig. Da wäre der Ausschuss besser bei null geblieben, das ist zumindest konsequent: Wir zahlen nichts und lassen uns als selbst erklärter Bildungs-Kreis vom Kirchenste­uerzahler aushalten.

Es geht ums’s Prinzip, das ist aus der Diskussion im Ausschuss herauszuhö­ren. Außerdem seien ja in der Aichacher Realschule und anderswo Plätze frei. Soll heißen: Die Kinder müssten gar nicht an kirchliche Schulen – bei uns ist Platz genug. Aber zuvor in Affing-Bergen mit aller Gewalt aus einer zweistufig­en Realschule eine dreistufig­e machen und auf einem ungeeignet­en Grundstück über 20 Millionen Euro verbauen? Wie passt das zusammen? Im Zusammenha­ng mit dem Schulwerk-Zuschuss von 6000 Euro fällt einem auch unweigerli­ch der neue Waschplatz für den Kleintrakt­or zum Rasenmähen und Schneeräum­en in Bergen ein – den lässt sich der Kreis immerhin 35000 Euro kosten…

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