Singrunde singt sich zum Geburtstag selbst ein Ständchen
Alte Weisen begeistern die Zuhörer in Todtenweis noch heute
Acht Frauen und acht Männer, alles Heimatvertriebene aus dem sudetendeutschen Raum, gründeten 1947 die Singrunde Todtenweis. Ihr Liedgut und ihre Musik aus Böhmen und Mähren sollten wieder lebendig werden. Und heute – 70 Jahre danach – schafft es der Chor immer noch, erfolgreich zu bestehen. Unter der Leitung von Ursula Haggenmüller feierte die Singrunde nun einen musikalisch-fröhlichen Geburtstag in der Schulaula.
Mit dem Kanon „Hört die Vöglein überall“stellten sich die Sängerinnen und Sänger den Gästen vor. Was zu einem Geburtstag alles gehört, erwähnte Ursula Haggenmüller in ihrer kurzen Begrüßung. Die musikalische Begrüßung erfolgte gleich vom Chor „Zuvor, so lasst uns grüßen“von Werner Gneist und der Satz „Viva la Musica“. Das altbewährte „Rote Chorbuch“kam zum Einsatz mit dem Lied „Was mag doch dies Welt“, mit kleiner Besetzung interpretiert und vom Chor in einem kräftigen Dreivierteltakt bestätigt.
Die Lieder vom größten Volksliedersammler Friedrich Silcher sollten auch in der heutigen Welt nicht vergessen werden. Zeitlose Themen wie Freiheit, Liebe, Freude, Kindheit, Heimat, Trauer und Abschied bergen über Jahrhunderte entstandene musikalische Schätze. Dass nach bangem düsterem Mut, nach innerer Wut und Klage alles wieder gut wird, erzählten die Sänger mit dem Silcher-Lied „Frisch gesungen“.
Felix Mendelssohn Bartholdy zählt zu den bedeutendsten Romantikern und so präsentierten sich die Frauen mit dem Lied „Wie kann ich froh und lustig sein“, einfühlsam begleitet am Klavier von Erwin Ziegenaus aus Friedberg. Dann gab es eine kurze Ruhepause für die Sänger, mit den Gästen lauschten sie dem Pianisten, der die „Die Aufforderung zum Tanz“, ein von C. M. von Weber komponiertes Rondo für Solo-Klavier, bravourös und meisterlich zu Gehör brachte. Auch dem Sommeranfang wurde vom Chor gehuldigt mit dem Satz von Paul Gerhardt „Geh aus mein Herz“. Aus dem 19. Jahrhundert stammt die Melodie aus Mähren „Jetzt kommen die lustigen Tage“von G. Kronberg, lebendig und mit Leichtigkeit von den Sängern gestaltet.
Der Frauenchor erzählte mit vielen Emotionen wie Empörung und Trauer über die Verabschiedung ihres Liebsten in dem Satz „Möglichkeit“des tschechischen Komponisten und Spätromantikers Antonin Dvorak, am Piano Erwin Ziegenaus. Das nächste Liebeslied aus dem 16. Jahrhundert „Mit Lieb bin ich umfangen“wurde vom Chor mit Wärme und Leichtigkeit deklamiert. Danach brachte Ziegenaus das „Regentropfen-Prélude“des polnischen Komponisten Frederic Chopin mit fülligem Klang und Kontrasten dynamisch abgestuft zu Gehör.
1947 gab es nur wenige Noten für die Gründungsmitglieder. Also wurden aus geschenkten Büchern Noten abgeschrieben und so auch das alte Volkslied aus dem 19. Jahrhundert „Rote Wolken am Himmel“. 70 Jahre von der Singrunde gerne gesungen, zuerst unter dem Dirigenten Max Scholtis. Die „Sehnsucht nach den Bergen“hieß das nächste Lied, das viele Sänger schon in der Volksschule lernten, nicht leicht zu singen, aber die Frauen meisterten es mit Mut und Können. Ein weiteres Volkslied „Nun ade, du mein lieb Heimatland“erfreute die Zuhörer, sie durften mit einstimmen. Es folgte noch ein altes Lied aus dem 16. Jahrhundert von G.G. Gastoldi „An hellen Tagen“, ein fünfstimmiger Satz aus dem Balletti a cinque voci, gekonnt und lebendig vom Chor gestaltet.
Einmal muss Schluss sein und so sang der Frauenchor mit Innigkeit ein Liebeslied zur Nacht, Text und Weise von Wastl Fanderl, deutscher Musiker und Volksliedersammler. Die lebendige Gestaltung des Programms durch Ursula Haggenmüller ermunterte die Gäste noch, um Zugaben zu applaudieren, wie „Es kummat halt so Stunda“und „So ein Tag“von Ernst Neger, bei dem alle kräftig mitsangen.