Kein Jugendlicher soll verloren gehen
Kooperation Damit alle jungen Leute im Wittelsbacher Land gut in die Arbeitswelt kommen, arbeiten Landkreis, Agentur für Arbeit und Jobcenter in der Jugendberufsagentur zusammen. Für die Betroffenen bringt das einige Vorteile mit sich
Die Schule ist aus. Was nun? Die meisten jungen Leute beginnen eine Ausbildung oder ein Studium. Aber nicht bei jedem jungen Menschen klappt der Übergang vom Schul- ins Berufsleben problemlos – aus den unterschiedlichsten Gründen. Für diese jungen Leute sind im Landkreis drei Stellen zuständig: Die Agentur für Arbeit, die frühzeitig beruflich berät, das Jobcenter, das besonders förderungsbedürftige Jugendliche unterstützt, und der Landkreis als Träger der Jugendhilfe. Um diesen jungen Leuten besser helfen zu können, arbeiten diese Stellen ab Juli zusammen – in der Jugendberufsagentur.
Die Kooperationsvereinbarung unterzeichneten gestern für den Landkreis Landrat Klaus Metzger, für die Agentur für Arbeit Augsburg Reinhold Demel, Vorsitzender der Geschäftsführung, und für das Jobcenter Wittelsbacher Land Geschäftsführer Gottfried Denkel.
Zielgruppe sind laut Landrat Metzger junge Leute im Alter bis 25 Jahre. Insbesondere geht es um die- jenigen, die nur schwer zu erreichen sind, die nicht von sich aus an die Behörden wenden. Das können junge Leute sein, die besondere Unterstützung brauchen, die schulische Schwierigkeiten oder einen Fluchthintergrund haben, aus problematischen Familienverhältnissen kommen oder mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. „Wir wollen alle Kräfte zusammenbinden, um sie zielgenau und an der individuellen Situation ausgerichtet passgenau beraten zu können“, sagte Metzger.
Bei der Jugendberufsagentur handelt es sich um keine neue Behörde: Je zwei Ansprechpartner der drei beteiligten Behörden werden sich künftig abstimmen. Die jungen Leute müssen so nicht von einer Behörde zur anderen geschickt werden, sondern bekommen an einer Stelle Beratung und Unterstützung.
Reinhold Demel betonte: „Kein Jugendlicher soll uns verloren gehen“. Die Behörden sollen nicht nebeneinander, sondern miteinander arbeiten und sich gegenseitig informieren – in größtmöglicher Transparenz für alle Beteiligten.
Gottfried Denkel vom Jobcenter durch die Kooperation viele Vorteile, vor allem für die Betroffenen. Es werde leichter, für jeden die bestmögliche Lösung und Fördermöglichkeit zu finden. Durch die übergreifende Betreuung könne man in vielen Fällen schneller klären, wie es weitergeht. Das ist vor allem bei denjenigen wichtig, die Behörden ohnehin skeptisch gegensieht überstehen. „Ein zweites Mal kommen die vielleicht nicht“, so Denkel.
Wie viele junge Leute im Landkreis zur Zielgruppe der Jugendberufsagentur zählen, lässt sich nicht leicht beziffern, wie Imme Strauch, Leiterin der Abteilung 2 (Soziales) am Landratsamt, sagt. Gerade, weil viele von ihnen sich nicht von sich aus melden. Denkel geht aber davon aus, dass sich die Zahl im zweistelligen Bereich bewegt. Goran Ekmescic vom Bildungsbüro des Landkreises betont, das Wittelsbacher Land sei hier „ein Stück weit heile Welt“. An den Beruflichen Schulen sei in den Klassen für Jugendliche ohne Ausbildungsvertrag die Schülerzahl von 120 auf etwa 40 gesunken. Dennoch dürfe man diese nicht unter den Teppich kehren. Das Ziel sei, dass es keine JoA-Klassen mehr gibt. So sieht das auch Landrat Metzger. Im Wittelsbacher Land gehe es nicht wie in Großstädten um Jugendliche, die unter der Brücke schlafen, „sondern auch die, die pfeifend auf dem Gehweg stehen“. Er betont: „Jeder Einzelfall, jeder einzelne Mensch zählt.“