Die Wiesn ist in Dasinger Hand
Pletschacher übernimmt Deuter Zelt- und Hallenbau. Damit stellt Firma fast alle Zelte auf dem Oktoberfest in München auf. Im Gewerbegebiet direkt an der Umgehungsstraße B300 investiert sie derzeit dafür in neue Lagerflächen
Wer aufs Oktoberfest geht, hat große Chancen, in einem Zelt „made in Dasing“seine Maß zu trinken. Die Firma Pletschacher errichtet nämlich dieses Jahr zwölf der 14 Großzelte auf der Wiesn sowie alle drei Zelte auf der Oidn Wiesn. Das Familienunternehmen hat kürzlich die Deuter Zelt- und Hallenbau GmbH übernommen – eine Firma, für die Pletschachers früher als Subunternehmer tätig waren. Durch die Übernahme kamen fünf Zelte sowie die Ochsenbraterei hinzu; einzig Augustiner und Käfer sind noch nicht in Dasinger Hand. Außerdem investiert die Pletschacher Gruppe am Firmensitz selber. Im neuen Gewerbegebiet Paarwiesen gleich gegenüber dem Stammsitz nahe der Autobahn baut man vier Lagerhallen.
Die Brüder Peter, Ulrich und Anton Pletschacher haben sich noch kurz Zeit für ein Pressegespräch genommen, bevor dafür monatelang keine Zeit mehr bleibt. Denn jetzt beginnt der Aufbau auf der Theresienwiese. Wer das bekannteste Volksfest der Welt besucht, kann sich kaum vorstellen, was für ein Aufwand dahintersteckt. 800 Sattelschlepper Material verbaut Pletschacher dort in etwa. Ihr Material – theoretisch könnte man 35 000 Quadratmeter Zelt bauen – lagerte die Firma bislang an drei Standorten in Eurasburg, Freienried und Rehrosbach.
Das erhöhte den Einsatz von Personal und Maschinen. Bis auf den verkleinerten Standort in Eurasburg werden alle nach Dasing verlagert. Praktischerweise kann Pletschacher seine neuen Hallen an der Autobahn selber bauen. Im Juli sollen sie fertig und dann etwa 16500 Quadratmeter Lagerfläche bieten.
Über Investitionssummen in die Hallen oder die neue Firmentochter schweigen sich die Brüder Pletschacher lieber aus. „Eine Menge Geld“sei es. Die Zahl der Mitarbeiter erhöht sich durch die Übernahme von Deuter von etwa 90 auf 100. Die Augsburger Firma produzierte einst Rucksäcke und baute Hallen und Großzelte.
Nach der Aufsplittung des Unternehmens war die Sparte Zelt- und Hallenbau zuletzt in der Hand eines Berliner Immobilienunternehmens, das sie nun an Pletschachers verkaufte. Die Übernahme bringt der Dasinger Firma nicht nur Zelte auf der Wiesn ins Portfolio der Dasinger, sondern auch vier auf dem Stuttgarter Wasen. Außerdem bestückt Pletschacher unter anderem das Mannheimer und das Xantener Oktoberfest und stellt auch ein Kölner Faschingszelt auf.
Dieses Jahr baut das Unternehmen ein nagelneues Wiesn-Zelt, die Ochsenbraterei. Baustart war schon vor Wochen, zum Start des Oktoberfestes am 16. September muss es fertig sein. In etwa alle 30 Jahre werde so ein Zelt ersetzt, erklären die Brüder. Äußerlich ändert sich nicht viel; der zweistöckige Bau erhält allerdings eine umlaufende Galerie. Trotzdem bleibe die Zahl der Plätze mit 7640 gleich. Dafür haben die Gäste mehr Platz, mehr Komfort, und auch die Küche ist dem ausgeweiteten gastronomischen Angebot angepasst.
Die Pletschacher-Gruppe hat insgesamt drei Standbeine: Vermietung von Zelten, Almen und EventZubehör; Holzbau (Zelt- und Eventbau, Zimmerei und Schreinerei) sowie Projects. Dazu zählen Gesein werbe-, Büro- und Einzelhandelsbauten. All das entstand aus einem Ein-Mann-Unternehmen, das Großvater Anton Pletschacher 1948 in Harthausen gründete. Er und sein Sohn Erwin fuhren später mit dem Mofa nach München und bauten dort im Auftrag der Firma Deuter das Oktoberfest mit auf. Die Firma wuchs stetig. In den 90er-Jahren war schon Peter Pletschacher, wie seine Brüder ein gelernter Zimmerer, Geschäftsführer. Er fasste sich ein Herz – und bekam von Löwenbräu den Zuschlag für das erste Zelt, das die Firma auf dem Oktoberfest in Eigenregie aufbaute. Die Zahl der Zelte wuchs, jetzt übernahm die Firma ihren einstigen Auftraggeber Deuter.
Und die Zukunft? Ist gesichert. Peter Pletschachers ältester Sohn arbeitet in den Schulferien schon im Unternehmen mit.