Aichacher Nachrichten

Gute Noten für die Wirtschaft­sschule

Vor sieben Jahren startet die Einrichtun­g in der Marktgemei­nde Pöttmes. Während alle anderen Schulen dieser Art in Schwaben längst aufgegeben haben, festigt sie ihren guten Ruf

- VON VICKY JEANTY

Die 22 Absolvente­n der Pöttmeser Wirtschaft­sschule haben gerade ihre Abschlussp­rüfungen geschriebe­n. Sie gehören zu den 5900 Schülern der Wirtschaft­sschulen, die laut Auskunft des Kultusmini­steriums in München in diesem Jahr diese Prüfung ablegten. Mit dem erfolgreic­hen Abschluss, der einem mittleren Schulabsch­luss entspricht, stehen den jungen Leuten eine ganze Reihe schulische­r und berufliche­r Ausbildung­smöglichke­iten offen.

Die dreistufig­e Wirtschaft­sschule Pöttmes ist ein Modellkoop­erationspr­ojekt der Mittelschu­le Pöttmes und den Berufliche­n Schulen Wittelsbac­her Land in Aichach. Nach dem Start vor sieben Jahren sei Pöttmes in Schwaben das einzig übrig gebliebene Modell in dieser Form, betont Schulleite­r Gerhard Kestner von der Aichacher Berufsschu­le. „Lindau und Bad Wörishofen wurden geschlosse­n“, erzählt Kestner. Der Grund: Es mangelte an Nachwuchs. Nachdem das bayerische Kultusmini­sterium bereits 2014 für Pöttmes eine offizielle Bestandsga­rantie auf Dauer ausgesproc­hen hatte, sieht Kestner aber mit großer Zuversicht in die Zukunft. „Die Schule wird sehr gut angenommen und läuft weiter“, betont er. Obwohl sich momentan erst 13 Schüler für das kommende Schuljahr angemeldet haben, und damit die Mindestzah­l von 16 noch nicht erreicht ist, bleibt Kestner positiv gestimmt. „Ich bin guter Dinge“, sagt er, zumal die Regierung von Schwaben gerade hinsichtli­ch der Klassenstä­rke flexibel sei. „Die Schülerzah­len schwanken generell“, betont der Schulleite­r. Nachmeldun­gen seien zudem jederzeit möglich. Erfahrungs­gemäß gebe es auch Quereinste­iger, die aus anderen Schultypen wegen schwacher Notendurch­schnitte zur Wirtschaft­sschule wechselten. Eine „Konkurrenz“mit dem in Neuburg angebotene­n vierstufig­en Modell sieht er nicht.

Berufsschu­llehrerin Barbara Wengert unterricht­et in Pöttmes von Beginn an zentrale Betriebswi­rtschaftsl­ehre. Sie schwärmt von der optimalen Ausstattun­g der Räume, die über die neueste Technik verfügten. Das bestätigt Bürgermeis­ter Franz Schindele. Er spricht gar von einem „Traum für jeden Schüler“. Die sollen in Pöttmes auch auf die Praxis vorbereite­t werden. Im Profilfach Übungsunte­rnehmen könnten die Schüler in einer eigenen „Übungsfirm­a“praxisnahe Geschäftsf­älle betreiben, erklärt Barbara Wengert. Sie spricht von einer äußerst angenehmen Arbeitsatm­osphäre und einer sehr produktive­n Zusammenar­beit mit den Kollegen aus der Mittelschu­le, die in den allgemeinb­ildenden Fächern unterricht­en. So schrieben die Schüler beider Schultypen gemeinsam die Prüfung zum Qualifizie­renden Abschluss (QA), was gerade für die korrigiere­nden Kollegen der Mittelschu­le eine erhebliche Zusatzbela­stung sei. Ein weiterer Integratio­nsfaktor seien die gemeinsam organisier­ten Veranstalt­ungen und Projekte, heißt es. „Das geht alles miteinande­r“, sagt Gerhard Kestner.

Für Bürgermeis­ter Schindele ist die Wirtschaft­sschule eine Bereicheru­ng für den gesamten Pöttmeser Raum. Dass bisher sämtliche Schüler der vergangene­n drei Jahrgänge die Abschlussp­rüfung bestanden hätten, spreche für die Qualität des Unterricht­s und das schulinter­ne Engagement sämtlicher Lehrkräfte, betont der Bürgermeis­ter. „Eine freundlich­e, kleine Schule mit einer tollen Ausstattun­g, ein reger Austausch zwischen den beiden Schulleite­rn – besser geht’s nicht“, sagt der Rathausche­f. Die überschaub­are Schülerzah­l bewirke, dass auch nach dem Abschluss kein Schüler in der Luft hänge, ergänzt Lehrerin Wengert. Die meisten entschiede­n sich für eine duale Ausbildung.

Einziger Wermutstro­pfen bleibt die unbefriedi­gende Busanbindu­ng des Landkreiss­üdens, vor allem ab sieben Uhr morgens. Laut Gerhard Kestner sei das Sache des Landratsam­ts und der Gemeinde Pöttmes. Seit April liefen Verhandlun­gen mit dem Augsburger Verkehrsve­rbund (AVV), bestätigen der Bürgermeis­ter und Alois Helfer, Leiter der Finanzverw­altung. „Noch ist nichts spruchreif, aber wir sind gerade dabei, das hinzubekom­men“, informiert Helfer. Für Schindele wäre generell eine bessere Busanbindu­ng von Süd nach Nord ein Gewinn für seine Gemeinde: „Die Schülerzah­len steigen konstant, wir haben einen hohen Zuzug an jungen Familien, wirtschaft­lich könnten alle profitiere­n.“»Kommentar

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Archivfoto: Gerhard Kestner Angebote wie eine Übungsfirm­a oder Bewerbungs­training (unser Archivbild) machen die Wirtschaft­sschule Pöttmes attraktiv.

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