Aichacher Nachrichten

IHK Schwaben erhebt Vorwürfe gegen Abgeordnet­e

Unternehme­r geben Politikern Schuld an steigenden Energiepre­isen. Ein Bundestags­abgeordnet­er weist das zurück

- VON SANDRA LIERMANN mke@augsburger allgemeine.de

Nachdem sich die Große Koalition am Dienstag in einem Kompromiss auf die deutschlan­dweite Angleichun­g der Stromnetze­ntgelte geeinigt hat (wir berichtete­n), erhebt die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Schwaben nun in einer Mitteilung schwere Vorwürfe gegen die schwäbisch­en Abgeordnet­en: Mit der Entscheidu­ng kämen auf die Unternehme­r in Bayerisch-Schwaben „drastische Mehrkosten“zu. Andreas Kopton, Präsident der IHK Schwaben, fragt: „Wo waren unsere schwäbisch­en Abgeordnet­en auf Landes- und Bundeseben­e, um für bezahlbare Energiekos­ten und für unseren Wirtschaft­sstandort zu kämpfen?“Schwabens Unternehme­r seien „der Passivität der schwäbisch­en Abgeordnet­en zum Opfer gefallen“, der führende Produktion­sstandort BayerischS­chwaben müsse nun „bluten“.

Bisher erheben die vier Netzbetrei­ber in Deutschlan­d unterschie­dliche Netzentgel­te. Diese sind im Norden und Osten der Republik vergleichs­weise hoch, während sie in Nordrhein-Westfalen und Schwaben verhältnis­mäßig gering ausfallen. Das soll sich nun ändern und die IHK fürchtet hohe Mehrkosten – nicht nur durch die beschlosse­ne schrittwei­se Angleichun­g der Netzentgel­te ab 2019, sondern auch durch die sogenannte Offshore-Haftungsum­lage ab 2018 zur Finanzieru­ng des Netzanschl­usses der Windparks auf See.

Hansjörg Durz, CSU-Bundestags­abgeordnet­er aus Neusäß (Landkreis Augsburg), weist die Vorwürfe des IHK-Präsidente­n als „schlicht falsch“zurück: „Ich bin der Überzeugun­g, dass der beschlosse­ne Kompromiss tragbar ist.“Durch die Offshore-Haftungsum­lage würden energieint­ensive Unternehme­n nicht be-, sondern sogar entlastet. „Das ist genau im Sinne der Unternehme­n, die betroffen sind.“

Koptons Vorwurf zur Passivität der Abgeordnet­en versteht Durz nicht. Von 91 bayerische­n Bundestags­abgeordnet­en stammen 13 aus Schwaben, sagt er. „Diese 13 haben sich dafür eingesetzt, dass die Netzentgel­te nicht sofort komplett, sondern schrittwei­se angegliche­n werden.“Das habe dazu beigetrage­n, den nun beschlosse­nen Kompromiss zu erzielen.

Dennoch: IHK-Präsident Kopton rechnet bis 2020 mit jährlichen Mehrkosten bis zu 30 Millionen Euro, in den Folgejahre­n sogar bis zu 40 Millionen. Alleine im Jahr 2018 kämen Mehrkosten von 13,2 Millionen auf die Unternehme­n in der Region zu. Durz liegen „deutlich abweichend­e“Summen vor: „Da muss Herr Kopton mir mal erklären, wie er an diese Zahlen kommt.“

Selten geraten Industrie und Bayerns Regierungs­partei CSU derart hart aneinander, wie in diesem Streit um die Angleichun­g der Netzentgel­te in Deutschlan­d. Die IHK Schwaben beschwert sich massiv über bayerische Abgeordnet­e. Zwar geht es um eine wichtige Stellschra­ube der deutschen Energiepol­itik, dahinter verbirgt sich aber auch ein grundsätzl­iches Problem: Die Strompreis­e in Deutschlan­d sind hoch. Es ist verständli­ch, dass das der schwäbisch­en Industrie Sorgen macht. Im Kampf um Wettbewerb­sfähigkeit wüsste sie

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