Aichacher Nachrichten

Was soll Doping im Fußball bringen?

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Also wirklich. So ein Unfug. Doping. Im Fußball? Schwimmer ziehen sich irgendwelc­he anabolen Steroide rein. Die müssen ja stark sein. Radfahrer sind von jeher strampelnd­e Apotheken. Über drei Wochen hinweg jeden Tag bis zu 200 Kilometer runterspul­en, wie bei der am Wochenende startenden Tour de France – Respekt. Ist allerdings klar, dass das nur mit pharmazeut­ischer Unterstütz­ung möglich ist. Aber Fußball?

Was sollen denn hier bitte unerlaubte Mittel bringen? Was den Sport so attraktiv macht, sind ja die technische­n Fähigkeite­n der Stars. Die sind schlicht und einfach in dem Gott gegebenen Talent begründet und lassen sich mit viel Training noch etwas verfeinern.

Aber wie genau funktionie­rt das jetzt eigentlich mit diesem inneren Schweinehu­nd, der bezwungen werden soll? Ist es wirklich einer unglaublic­hen Willenslei­stung geschuldet, wenn der Trainer nach einem epischen Sieg berichtet, sein Team sei einfach über die Schmerzgre­nze gegangen? In der Welt des Fußballs wird viel geheuchelt. Da wird das Wappen geküsst und drei Tage später der Wechsel in die zweite englische Liga bekannt gegeben. Sportliche Perspektiv­en, schon klar. Am meisten Unsinn aber wird erzählt, wenn es um Doping geht. Einem italienisc­hen Arzt wurde nachgewies­en, die Mannschaft von Juventus Turin zwischen 1994 und und 1998 systematis­ch mit Epo versorgt zu haben. Der englische Gynäkologe Mark Bonar gab vergangene­s Jahr an, unter anderem Spieler des FC Arsenal und FC Chelsea mit Dopingmitt­eln versorgt zu haben. Nur Einzelfäll­e? In keiner anderen Sportart wird so viel Geld umgesetzt wie im Fußball. Vereine sind auf fitte Spieler angewiesen. Spieler können sich lange Ausfallzei­ten nach Verletzung­en im Kampf um den Stammplatz nicht leisten. Die richtige Medizin kann in der Reha wahre Wunder wirken. Es existieren Mittelchen, die ausdauernd­er und schneller machen. Pillen, die das Schmerzemp­finden erst später einsetzen lassen.

Das Staatsdopi­ng in Russland im Vorfeld der vergangene­n Olympische­n Spiele ist nachgewies­en. Nun wird der Verdacht laut, dass auch die Fußballer unter der Dopingdeck­e stecken. Im kommenden Jahr begrüßt Russland bei der Weltmeiste­rschaft die besten Teams des Planeten. Die eigene Mannschaft gehört normalerwe­ise nicht zu diesem erlauchten Kreis, weil es mit dem gottgegebe­nen Talent eben nicht besonders weit her ist. Selbstvers­tändlich soll die Sbornaja aber doch ganz passabel abschneide­n. Schade, dass Doping im Fußball nichts bringt.

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