Ohne Elektronik kommt auch das Mittelalterfest nicht aus
Das Historische Marktfest hat die Pöttmeser fest im Griff. Überall wird eifrig gehämmert und aufgebaut. Heute geht’s los
Angie Mayer vom Partnerschaftskomitee bat um ein „kleines Stoßgebet.“Am gestrigen Donnerstag war das durchaus angebracht. Kühle 16 Grad und Regen bestimmten den Vortag des Historischen Marktfestes, doch als nachmittags die Sonne gelegentlich herauskam, waren Organisatoren und Teilnehmer wettermäßig gut drauf. „Es wird super“, prognostizierte Hermann Mayer. Einen „Duscher“könne man verkraften, meinte Bürgermeister Franz Schindele. „Ja mei“, sagte Karl Schwenold vor seiner Fischhütte. „Das Bier is scho mal da, des is das Wichtigste“, hieß es bei den Trachtlern, die den Ausschank wie üblich übernehmen.
Hinter der Bühne direkt am Marktplatz kniet Hausmeister Klaus Hartwig vor dem Kasten, in dem die Elektronik regensicher verpackt ist. Ohne Technik kommt nun mal auch ein mittelalterliches Fest nicht aus. Mit seinem Kollegen Martin Harlander sorgt er dafür, dass die Grußworte der Honoratioren stets gut verständlich sind. Die erste Mikrofonsprechprobe klappt. Mit einem deutlichen„Eins, zwei, drei – da kommt das Bier“, begrüßt Hartwig den Kühbacher Biercontainer, der gerade angeliefert wird.
Darauf warten die Trachtler, die traditionell für den Ausschank zuständig sind. Damit das Bier kühl und frisch aus dem Zapfhahn schäumt, braucht es der „b’sonders g’wandten Sach’“, wie Petra Heuser, Kassenwartin beim Trachtenverein, erklärt: Zwischen dem Getreidespeicher und der angrenzenden Mauer ist ein enger Durchgang, durch den die „Bierleitung“führt. So fließt der Gerstensaft direkt aus dem hinter dem Gebäude stehenden gekühlten Biercontainer zum Ausschank.
In der Verlängerung des Ausschanks sind Karl und Brigitte Schwenold schon fast fertig mit ihrer Fischhütte. Gegrillt wird unter einem überdachten Verschlag. Daneben steht der holzverkleidete Anhänger, in dem die Ware gekühlt lagert. Das Ehepaar kommt aus der Passauer Gegend und ist das ganze Jahr über auf Märkten und Festen unterwegs. Im Angebot haben sie Forellen, Makrele und Fischsemmeln. Sie freuen sich, das erste Mal in Pöttmes dabei zu sein.
Ihr Nachbar ist Georg Geffner aus dem Inchenhofener Ortsteil Sainbach. Der Routinier ist von Beginn an, seit 2002, mit seinem Holzkunststand bei den Historischen Festen in Pöttmes vertreten. Schwerter, Schellen, Helme, Brustschilder, Kronen und Ketten dürften vor allem die kleinen Möchtegern-Ritter oder -Fräuleins anlocken. Bürgermeister Franz Schindele dreht eine kleine Runde über den Marktplatz, auf dem mittlerweile schon viele Buden stehen. Die Mitarbeiter des Bauhofs haben sie seit Dienstag nach und nach aufgestellt und zusammengebaut.
Auch der Handwerkerhof im Brunnenhof des Anwesens der Familie von Gumppenberg ist gut bestückt. Die zahlreichen Ritterlager, die im gesamten Marktbereich verteilt sind, werden erst heute im Lauf des Vormittags eingerichtet. „Viele Teilnehmer arbeiteten noch bis Donnerstagabend“, begründet Hermann Mayer die relativ knapp kalkulierte Aufbauzeit. Das seien jedoch alles Profis, das gehe schnell, so Mayer.
Seit 17 Uhr gestern Abend ist der Marktplatz für den Durchgangsverkehr gesperrt. Es wird gehämmert, festgezurrt, gebohrt. Wer seinen Stand mit frischem Grün oder Blumen dekorieren will, der macht das heute Vormittag. Der Sicherheit wegen gibt es Strohballen ausschließlich als „Fallunterlage“am Stand der Reiter-Ritter-Spiele für Kinder. Der nassen Gaudi wegen haben die Schnellmannskreuther sich sozusagen in letzter Minute dafür entschieden, ihre beheizte „Bodwannen“beim Oberen Tor zu installieren.
Es bleibt spannend, denn ab 18 Uhr heute Nachmittag laufen die Uhren in Pöttmes rückwärts.
Kronen und Ketten für die kleinen Nachwuchsritter