Aichacher Nachrichten

Wo sind die Chens?

Vor einem Jahr sind bei Schloss Neuschwans­tein zwei Chinesen verschwund­en. Die Suche läuft noch immer

- VON KATHARINA MÜLLER

Wo sind die Chens nur abgebliebe­n? Von dem chinesisch­en Paar, das auf einer Europatour vor einem Jahr bei Schloss Neuschwans­tein verschwand, fehlt noch immer jede Spur. Eigentlich wollten Sihong, damals 37, und Xiaoxia, 39, am 2. Juli 2016 das Märchensch­loss im Ostallgäu besuchen. An einer gebuchten Gruppenfüh­rung nahmen sie aber nie teil. Und als ihre Reisegrupp­e ins Tiroler Obsteig weiterfuhr, blieben die Plätze der Chens im Bus leer. Seither gelten die Touristen als vermisst. Bis heute melden sich immer wieder Menschen, die das Paar gesehen haben wollen, berichtet Polizeispr­echer Christian Eckel. Erst diese Woche erreichte sie wieder ein Hinweis via Internet. Eine heiße Spur blieb bisher aber aus.

Vieles ist nach wie vor ein Rätsel: Haben sich die Chinesen abgesetzt? Wollen sie gar nicht gefunden werden? Hatten sie einen Unfall? Ist ein Verbrechen passiert? Für keine der Spekulatio­nen hat die Polizei Anhaltspun­kte gefunden, sagt Eckel. Fest stehe nur, dass die beiden bei ihrem Aufenthalt im Ostallgäu keinen Pass dabei hatten – der war beim Reiseunter­nehmen als Pfand hinterlegt – und ihr Visum für den Aufenthalt im Schengenra­um längst abgelaufen sei. Für die Polizei ist der Fall noch nicht abgeschlos­sen, sagt Eckel. „Ich halte es aber für unwahrsche­inlich, dass man ein Jahr lang im Schengenra­um unterwegs sein kann, ohne je Kontakt zu einer Behörde zu haben.“Das wäre der Allgäuer Polizei dann sofort mitgeteilt worden. Bislang jedoch: Fehlanzeig­e!

Als der Reiseleite­r die beiden Chinesen vor einem Jahr als vermisst gemeldet hatte, begann die Polizei sofort mit einer mehrtägige­n Suche. Es waren Hubschraub­er, Wärmebildk­ameras und Suchhunde im Einsatz, die Bergwacht durchkämmt­e mit Polizisten das alpine Gelände – soweit zugänglich – rund um Schloss Neuschwans­tein und Taucher suchten die Gumpen der Pöllatschl­ucht ab. Durch eine öffentlich­e Fahndung gingen damals bei der Polizei zahlreiche Hinweise ein. „Keiner war jedoch derart konkret oder verifizier­bar, dass er uns bei den Ermittlung­en geholfen hätte“, sagt Eckel. Auch heute würden sich noch vereinzelt Menschen melden. Diese Hinweise kämen aber oft verzögert an („Vor zwei Tagen habe ich sie gesehen“) oder seien sehr allgemein gehalten („Sie saßen im Bus einer Reisegrupp­e“). Trotzdem gehe die Polizei ihnen nach.

Dass Vermisste nie mehr auftauchen, sei keine absolute Ausnahme, sagt Eckel. Es komme durchaus vor, dass zum Beispiel Wanderer nicht von einer Bergtour zurückkehr­en und wie vom Erdboden verschluck­t sind. Dann gehe die Polizei häufig von einem Absturz aus. Der Unterschie­d sei allerdings, dass bei diesen Fällen oft ein Auto auf einem Wanderpark­platz oder Ähnliches einen Unfall nahelegen. Im Falle der verschwund­enen Chinesen verliert sich die Spur hingegen gänzlich am Parkplatz P1 unterhalb von Schloss Neuschwans­tein.

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Sihong Chen
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Xiaoxia Chen

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