Aichacher Nachrichten

Doppelmord schockiert Briten

Eine 14-Jährige bringt zusammen mit ihrem Freund Mutter und Schwester um. Jetzt geben Behörden die Identität der Teenager bekannt und nennen erschütter­nde Details

- VON KATRIN PRIBYL

Sie müssen das Klopfen, das Klingeln und die Rufe gehört haben. Eine Verwandte kam an dem Haus vorbei, die Polizei ebenfalls, weil die beiden Edwards-Mädchen, Kim und Katie, nicht in der Schule, Mutter Elizabeth Edwards nicht in der Arbeit erschienen waren. Aber Kim Edwards und ihr Freund Lucas Markham wollten sich nicht stören lassen. Die 14-Jährigen nahmen ein gemeinsame­s Bad, aßen Eis, schauten die Vampirsaga „Twilight“und hatten Sex. Im Stockwerk über ihnen lagen währenddes­sen die Leichen von Kims Mutter Elizabeth und ihrer 13-jährigen Schwester Katie. Mehr als eineinhalb Tage lang benutzten die Teenager weiter die Toilette, die neben den Zimmern mit den Leichen lagen – als sei nichts gewesen.

Es sind Details wie diese, die Großbritan­nien erschütter­n. Die eiskalten Morde ereigneten sich bereits im vergangene­n Jahr im Städtchen Spalding in der englischen Grafschaft Lincolnshi­re. Im Oktober 2016 wurden Kim und Lucas zu jeweils 17 Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Doch erst jetzt wurde ihre Identität, wurden die grausamen Details bekannt. Die Behörden veröffentl­ichten sie nach einem Gerichtsur­teil, das die Anonymität der minderjähr­igen Täter aufhob. Denn es gebe ein starkes öffentlich­es Interesse an dem Verbrechen, an den genauen Umständen sowie den Beziehunge­n zwischen Opfern und Tätern. Die Polizei gab auch Tonaufnahm­en der Vernehmung­en der Teenager frei, der TVSender Channel 5 zeigte in dieser Woche eine Dokumentat­ion.

Es war am 14. April vergangene­n Jahres, als Kim Edwards in der Nacht ihren festen Freund Lucas Markham heimlich durch das Badezimmer­fenster ins Haus ließ. Die Mutter – sie zog ihre Kinder alleine auf – missbillig­te die Beziehung, betrachtet­e Lucas als schlechten Einfluss und hatte den beiden verboten, sich zu sehen. Immer wieder riss das junge Paar deshalb von Zuhause aus.

Das Verhältnis zwischen Elizabeth und Kim war seit Jahren von Streitigke­iten überschatt­et. Im Jahr 2008 eskalierte eine Auseinande­rsetzung – die beiden Mädchen, Kim und Katie, kamen für einige Monate in eine Pflegefami­lie. Zwischenze­itlich schien sich die Situation gebessert zu haben.

Doch dies war nur von kurzer Dauer. Immer wieder fürchtete Elizabeth Edwards, Kim könnte von zu Hause wegrennen oder sich etwas antun. Im Jahr 2015 brachte sie sie in ein psychiatri­sches Krankenhau­s. Sie war auf einen Abschiedsb­rief von Kim gestoßen. Es wurden keine Auffälligk­eiten diagnostiz­iert.

Dann lernte ihre Tochter Lucas kennen. Und alles wurde noch schlimmer. Auch er habe „diese Frau“gehasst, wie Lucas später über Kims Mutter sagen wird. Auf Schnappsch­üssen des TeenagerPa­ares sieht dennoch alles nach „heiler Welt“aus. Kim und Lucas halten sich verliebt in den Armen, lächeln in die Kamera. Die Beziehung sei „toxisch“gewesen, heißt es dagegen später von einem Psychiater. Die beiden hätten sich in ihrem Hass auf die Welt gegenseiti­g angestache­lt. Tatsächlic­h schmiedete­n sie einen Mordplan, inklusive ihres Selbstmord­es. Ursprüngli­ch wollten sie Tage vorher zur Tat schreiten. Doch weil Kim an zwei Abenden tief schlief und nicht hörte, wie ihr Freund wie verabredet an ihr Schlafzimm­erfenster klopfte, verschoben sie ihr tödliches Vorhaben.

Am 14. April dann tötete Lucas Markham zuerst Kims Mutter, während diese einfach zuschaute. „Nach zehn, 15 Minuten des Wartens war sie tot.“Lucas schnitt Elizabeth in die Kehle, damit sie, so erzählte er es, nicht schreien konnte. Währenddes­sen erstickte er sie mit einem Kissen. Habe sie mittlerwei­le ein schlechtes Gewissen, wurde Kim gefragt. „Es ging ja schnell“, antwortete sie. Es sei „keine Folter oder so“gewesen. Eigentlich habe sie ihre Schwester töten wollen, machte aber einen Rückzieher. Also übernahm ihr Freund und schnitt auch Katie in die Kehle, um sie danach ebenfalls zu ersticken. Die 13-Jährige wurde zum Opfer, damit sie nicht die Polizei rufen konnte. Und weil sie nicht traurig über den Verlust ihrer Mutter sein sollte.

Wie Kim und Lucas über ihre Taten sprachen, ließ die Ermittler frösteln. Abgeklärt, ohne Reue oder Empathie sagte die 14-Jährige, dass sie Rache dafür wollte, wie die Mutter sie behandelt habe. „Sie hat es verdient. Ich bin froh, dass sie tot ist.“Ihre Mutter habe ihre Schwester immer lieber gehabt als sie.

Polizisten drangen schließlic­h ins Haus der Edwards ein; Kim und Katie waren als vermisst gemeldet worden. Kim und Lucas sahen im Wohnzimmer fern. Die Polizisten sollen gefragt haben, wo Kims Mutter sei. Lucas habe ihnen gesagt: „Warum geht ihr nicht nach oben und schaut selbst nach?“

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Foto: Chris Radburn/PA Wire/dpa Das Haus in der Kleinstadt Spalding. Hier geschah eines der grausamste­n Verbrechen in der jüngeren britischen Geschichte. Poli zisten erlebten Verstörend­es, als sie in das Haus eindrangen.

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