Aichacher Nachrichten

Der gefallene Star

Als Tim Matavz 2014 nach Augsburg kam, galt er als einer der treffsiche­rsten Stürmer in Europa. Warum er diesem Ruf in der Bundesliga nie gerecht werden konnte

- VON ROBERT GÖTZ

Am 23. Mai 2015 gab es beim FC Augsburg nur strahlende Gesichter. Mit einem 3:1 (0:1)-Auswärtssi­eg bei Borussia Mönchengla­dbach hatte sich der FCA am letzten Spieltag der Saison die Teilnahme an der Euro League gesichert. Auch Tim Matavz lachte im roten T-Shirt mit der Aufschrift „In Europa kennt uns keine Sau“. Der Mittelstür­mer hatte mit einem spektakulä­ren Kopfball den wichtigen 2:1-Führungstr­effer erzielt.

Es schien, als würde der Torjäger endlich die schwere Bürde, teuerster FCA-Transfer zu sein, schultern können. 2014 hatte der Bundesligi­st für rund vier Millionen Euro den Slowenen vom PSV Eindhoven nach Augsburg geholt. So viel Geld hatte der FCA zuvor noch nie für einen Spieler ausgegeben.

Etwas mehr als zwei Jahre später ist klar: Matavz entwickelt­e sich nicht zu einem gefürchtet­en Bundesliga­torjäger, sondern zum größten Transfer-Flop des FCA. Am Donnerstag löste der FCA seinen Vertrag, der noch bis 2019 gegolten hätte, auf. Matavz wechselt nach drei mehr oder weniger erfolglose­n Jahren zurück in die niederländ­ischen Eeredivisi­e zu Vitesse Arnheim. Über die Ablöse wurde Stillschwe­igen vereinbart, doch soll sie dem Vernehmen nach weit unter den vier Millionen Euro liegen, denn Arnheim zählt in den Niederland­en nicht gerade zu den finanzkräf­tigsten Teams. Der FCA wird jedoch froh sein, den Gutverdien­ter von der Gehaltslis­te zu haben. Dabei schien Manager Stefan Reuter und Chefscout Stephan Schwarz im Sommer 2014 ein Coup gelungen zu sein. Matavz kam mit der Empfehlung von 44 Toren in 102 Spielen für den PSV Eindhoven und 46 Toren in 101 Spielen für den FC Groningen zum FCA.

Rubin Kasan hatte für ihn im Februar 2014 acht Millionen Euro geboten. Doch dann bekamen die Russen kalte Füße. Im Oktober 2013 hatte sich Matavz am rechten Meniskus operieren lassen, musste lange pausieren. Der obligatori­sche Medizinche­ck hatte den Russen nicht gefallen.

Der FCA griff im Sommer zu. Doch Matavz gelang die Umstellung von der Eeredivisi­e auf die Bundesliga nie. In Eindhoven konnte er wie die Spinne im Netz in Strafraumn­ähe auf Flanken und Anspiele warten und dann seine Torgefährl­ichkeit zeigen. Eindhoven dominierte in fast jedem Spiel. Beim FCA reichte aber sein Torinstink­t nicht. Er musste viel mehr Defensivar­beit leisten, war er als vorderster Angreifer erster Verteidige­r. Anstatt ein Dutzend Torchancen zu bekommen, waren es zwei oder drei. Matavz gewöhnte sich nie an das laufintens­ive Spiel, hörte wohl auch auf die falschen Leute in seinem Umfeld. Zudem warf ihn eine Verletzung zurück, seine Konkurrent­en Raúl Bobadilla und Alfred Finnbogaso­n eilten davon. Auch weil der sich nicht quälen wollte. Mehrmals bestand er den Lactattest nicht.

Matavz wurde zum FC Genua nach Italien ausgeliehe­n, später zum Zweitligis­ten 1. FC Nürnberg. Doch richtig überzeugen konnte er nirgends. Die FCA-Verantwort­lichen, Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter und auch der technische Direktor Stephan Schwarz, zeigten viel Geduld, wohl auch, um ihren Fehlgriff nicht eingestehe­n zu müssen. Noch im Februar hatte Schwarz in einem Interview über Matavz gesagt: „Er hat grundsätzl­ich alle Fähigkeite­n. Für ihn müssen die Bälle in den Strafraum kommen. Wenn das der Fall ist und er in der Box Präsenz zeigt, ist er ein Spieler mit Qualität, aber er muss es hier beweisen.“

Dazu kommt es nicht mehr. Matavz kehrt in die Niederland­e zurück. Dort hat er immer noch einen guten Ruf. In Augsburg ist der zwiespälti­g. Insgesamt absolviert­e er nur 27 Bundesliga­spiele und erzielte gerade mal drei Tore. Das in Gladbach war sein Letztes. Es ebnete dem FCA den Weg nach Europa.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Tim Matavz am Boden: Der Slowene kehrt nach drei erfolglose­n Jahren beim FCA in die Niederland­e zurück.
Foto: Ulrich Wagner Tim Matavz am Boden: Der Slowene kehrt nach drei erfolglose­n Jahren beim FCA in die Niederland­e zurück.

Newspapers in German

Newspapers from Germany