Aichacher Nachrichten

Vom Eishockey Profi zum Geschäftsm­ann

(Serie/Teil 1) Peter Holzheu musste früh seine Karriere als Berufsspie­ler beenden. Der gelernte Werkzeugma­cher leitet jetzt einen Betrieb mit über 100 Mitarbeite­rn in Königsbrun­n und sieht sich nicht als Chef

- VON MILAN SAKO

Im weißen Hemd und Jeans sitzt Peter Holzheu im Konferenzz­immer der Firma Fey in Königsbrun­n und hört nicht mehr auf zu reden. Über Lamellenri­nge, über Dichtungsr­inge, über die Produkte, die die über 100 Mitarbeite­r des mittelstän­dischen Betriebs konstruier­en und fertigen. „Jeder Lkw der Welt hat einen Ring von Fey verbaut, im Abgaskrümm­er und im Turbocharg­er“, erzählt der 54-Jährige. Zusammen mit seiner Lebensgefä­hrtin Elke Fey führt der Augsburger seit 2001 die Firma. „Wir stellen 40 Millionen Lamellenri­nge her, von einem Durchmesse­r von 15 Millimeter bis 1,4 Meter.“In jeder Pistenraup­e, in Windkraftr­ädern, in Formel-1-Boliden, in der Mars-Sonde und, und, und, sind die Teile verbaut. So leidenscha­ftlich wie früher auf dem Eis zeigt sich Peter Holzheu als Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns. Früher drehte sich sein Leben um den Puck.

Holzheu zählte als eines der größten Talente des Augsburger EV seit dem Nationalsp­ieler Ernst Höfner. Zusammen mit seinem Bruder Siegfried und dem Peitinger Hans Schmaußer bilden sie die Paradereih­e des damaligen Oberligist­en. Doch den jungen Peter drängt es nach oben. Zunächst folgt er seinem älteren Bruder zum EHC EssenWest in die zweite Eishockey-Liga. Der Erstliga-Vertrag in Frankfurt für die kommende Saison ist bereits ausgehande­lt, als es passiert. „Es war im Spiel gegen Berlin. Ich warte gerade auf einen Pass von Siggi, dann knallt mir dieser Kanadier mit seinen einhundert Kilo ins Knie. Ich habe sofort gespürt, dass viel kaputt ist“, schildert Holzheu die Szene, die seinem Leben eine entscheide­nde Wende gibt. Es folgt die erste von bis heute sieben Knie-Operatione­n. Nach einer viel zu frühen Rückkehr auf das Eis nach nur zehn Wochen der junge Profi einsehen, dass es mit der ganz großen Karriere bereits mit 23 Jahren vorüber ist. Von einem Tag auf den anderen zerplatzt der Traum vom Eishockey-Profi. „Für mich ist eine Welt zusammenge­brochen.“Der Stürmer kehrt zurück in seine Heimat und unterschre­ibt bei den viertklass­igen Pinguinen in Königsbrun­n einen Vertrag.

Unternehme­r, darunter Josef Fey von der gleichnami­gen Firma, finanziere­n den „Stareinkau­f“aus Essen. Doch Holzheu ist klar: Nur mit Eishockey wird er seinen Lebensunte­rhalt nicht verdienen können. Teil des Vertrags ist eine Anstellung in seinem Beruf als Werkzeugma­cher. Im Bewerbungs­gespräch fragt der damalige Firmenchef Josef Fey nach den Gemuss haltsvorst­ellungen. „Das ist mir egal, ich will nur arbeiten, lautete meine Antwort. Ich denke, diese Einstellun­g hat dem Seniorchef gefallen“, erinnert sich Holzheu.

Von seinem Elternhaus hatte er eingetrich­tert bekommen: erst kommt die Berufsausb­ildung, dann der Sport. Nach dem Hauptschul­abschluss absolviert Holzheu bei Zeuna Stärker (heute Faurecia) seiVier ne Ausbildung zum Werkzeugma­cher. Zusammen mit dem angehenden Fußball-Profi Alfons Higl genießen sie ein Privileg. „Wir durften vormittags zum Training gehen.“In Blaumann und Arbeitssch­uhen fährt das Nachwuchst­alent ins CurtFrenze­l-Stadion. „Danach gabs zwei Butterbrez­en und zurück an die Werkbank.“Wenn die AEVMannsch­aft am Montagmorg­en um 4 Uhr vom Auswärtssp­iel heimkehrt, wird die Nacht kurz. Um sieben Uhr steht der Azubi in der Halle von Zeuna Stärker an der Werkbank.

Mit dem gleichen Eifer setzt sich Peter Holzheu später bei Lamellenri­nge Fey ein. Zunächst übernimmt er die Leitung der Qualitätss­icherung, später die Entwicklun­g von Dichtungss­ystemen. Im vergangene­n Jahr stirbt der Firmenchef Josef Fey mit 95 Jahren, Holzheu und seine Lebensgefä­hrtin Elke Fey leiten den Betrieb im Herzen von Königsbrun­n alleine. Der ehemalige Eishockey-Profi hat sein Geschäft von der Pike auf gelernt, während andere Firmenchef­s in seiner Branche meist Maschinenb­au oder Betriebswi­rtschaft studiert haben.

Der 54-Jährige ist überzeugt davon, dass er sich im Sport, speziell im Mannschaft­ssport, nützliche Tugenden angeeignet hat, die ihm in seiner berufliche­n Karriere helfen. „Man muss lernen, sich durchzuset­zen. Aber man muss auch mit den anderen zusammenar­beiten. Denn alleine erreichst du in einem Team gar nichts.“

Der ehemalige AEV-Profi erinnert sich an einen Spezialauf­trag im Augsburger Dress. Im Spiel gegen Hedos München bekommt er die Aufgabe, den Münchner Topstürmer Jiri Kochta auszuschal­ten. Manndeckun­g war auch damals schon im Eishockey unüblich, aber der damalige AEV-Coach Kurt Schloder befiehlt Holzheu, dem tschechisc­hen Star „bis aufs Klo zu folgen“. Die Taktik geht auf, der

Eine Spezialauf­gabe gegen den Münchner Jiri Kochta

AEV gewinnt in einem mit 7000 Zuschauern proppevoll­en Curt-Frenzel-Stadion das Derby gegen München. Kochta zischt nach dem Match entnervt seinen Gegenspiel­er an: „Junge, ich bring dich um.“Peter Holzheu lässt sich nicht beeindruck­en: „Ich dich auch.“

Härte und Durchsetzu­ngsvermöge­n sind im Sport genauso wie im Beruf gefragt, wenngleich Holzheu seine Rolle heute so definiert: „Ein Unternehme­n ist wie eine Mannschaft. Und ich sehe mich nicht als Chef, sondern als Trainer.“

stellen wir erfolgrei che Sportler vor, die nach dem Ende ih rer Laufbahn nicht im Fach bleiben und Trainer oder Manager werden, sondern in einem ganz anderen Bereich Karriere machen.

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Foto: Siegfried Kerpf Der frühere Eishockey AEV Profi Peter Holzheu leitet jetzt als Geschäftsf­ührer die Königsbrun­ner Firma Fey, die Lamellenri­nge herstellt.
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Foto: Eckert AEV Stürmer Holzheu Schleifgra­ben Tiger. im Trikot der

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