Aichacher Nachrichten

Immer mehr Menschen arbeiten in Teilzeit

Die Arbeitslos­igkeit sinkt, die Zahl der Teilzeitbe­schäftigte­n steigt. Warum das so ist und was es bedeutet

- VON ANDREA WENZEL

Die Arbeitslos­enquote ist in der Region Augsburg auch im Juni gesunken. Das belegen die aktuellen Zahlen der Agentur für Arbeit Augsburg. Im gesamten Agenturbez­irk liegt sie bei 3,5 Prozent und damit um 0,5 Prozentpun­kte unter dem Wert aus dem Vorjahresm­onat. In der Stadt Augsburg werden 5,3 Prozent (- 0,5 Prozentpun­kte zum Vorjahresm­onat) gemeldet, für den Landkreis Augsburg sind es 2,3 Prozent (-0,4) und für den Landkreis Aichach-Friedberg 2,0 Prozent (-0,3). Erneut Bestwerte.

Die Zahl der sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten steigt also an – im Agenturbez­irk sind den aktuellste­n Zahlen nach 249099 Menschen sozialvers­icherungsp­flichtig beschäftig­t (Stand Dezember 2016). Deutlich stärker aber wächst die Zahl derer, die in Teilzeit arbeiten. Laut Arbeitsage­ntur sind es in der Stadt Augsburg etwa 41000 Menschen (69000 in der Region). Das sind rund 16 Prozent mehr als noch vor vier Jahren. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten nur um sieben Prozent.

Den starken Anstieg der Teilzeitbe­schäftigun­g erklärt Agenturche­f Reinhold Demel mit der immer größer werdenden Zahl an Frauen, die arbeiten. „Dieses Modell kommt vor allem Müttern zugute, die zum Vollzeitge­halt des Mannes dazuverdie­nen wollen“, beschreibt er. Auch aus Sicht der Arbeitgebe­r habe die Teilzeit Vorteile: „Im Hinblick auf den Fachkräfte­mangel und die immer größer werdenden Schwierigk­eiten, passendes Personal zu finden, kann es für Unternehme­n durchaus reizvoll sein, Mütter und Wiedereins­teiger in Teilzeit zu beschäftig­en“, so Demel. So könne das Know-how gesichert werden. Immer mehr Unternehme­n würden daher flexible Modelle anbieten – vom Einsatz für wenige Stunden bis hin zum Homeoffice.

Dass eine Teilzeitbe­schäftigun­g jedoch nicht überall möglich ist, zeigt ebenfalls die Statistik: Während in sozialen Berufen der Anteil an Teilzeitkr­äften teils über 50 Prozent liegt, beträgt er im Verarbeite­nden Gewerbe unter ein Prozent (siehe Grafik). „Das liegt an der Struktur der Branchen“, beschreibt Demel. Während im Kindergart­en ein Halbtagsjo­b gut zu bewerkstel­ligen sei, habe ein Betrieb mit Schichtdie­nst und festgelegt­en Lieferzeit­en deutlich weniger Möglichkei­ten, Mitarbeite­rn eine Teilzeitst­elle anzubieten.

Wer einen Teilzeitjo­b möchte und bekommt, hat aber nicht nur Vorteile. „Abgerechne­t wird nach 30 Jahren. Wer sein ganzes Arbeitsleb­en lang in Teilzeit beschäftig­t war, erhält auch weniger Rente“, so Demel. Ein Aspekt, den auch Gewerkscha­ften anprangern.

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