Immer mehr Menschen arbeiten in Teilzeit
Die Arbeitslosigkeit sinkt, die Zahl der Teilzeitbeschäftigten steigt. Warum das so ist und was es bedeutet
Die Arbeitslosenquote ist in der Region Augsburg auch im Juni gesunken. Das belegen die aktuellen Zahlen der Agentur für Arbeit Augsburg. Im gesamten Agenturbezirk liegt sie bei 3,5 Prozent und damit um 0,5 Prozentpunkte unter dem Wert aus dem Vorjahresmonat. In der Stadt Augsburg werden 5,3 Prozent (- 0,5 Prozentpunkte zum Vorjahresmonat) gemeldet, für den Landkreis Augsburg sind es 2,3 Prozent (-0,4) und für den Landkreis Aichach-Friedberg 2,0 Prozent (-0,3). Erneut Bestwerte.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt also an – im Agenturbezirk sind den aktuellsten Zahlen nach 249099 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt (Stand Dezember 2016). Deutlich stärker aber wächst die Zahl derer, die in Teilzeit arbeiten. Laut Arbeitsagentur sind es in der Stadt Augsburg etwa 41000 Menschen (69000 in der Region). Das sind rund 16 Prozent mehr als noch vor vier Jahren. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nur um sieben Prozent.
Den starken Anstieg der Teilzeitbeschäftigung erklärt Agenturchef Reinhold Demel mit der immer größer werdenden Zahl an Frauen, die arbeiten. „Dieses Modell kommt vor allem Müttern zugute, die zum Vollzeitgehalt des Mannes dazuverdienen wollen“, beschreibt er. Auch aus Sicht der Arbeitgeber habe die Teilzeit Vorteile: „Im Hinblick auf den Fachkräftemangel und die immer größer werdenden Schwierigkeiten, passendes Personal zu finden, kann es für Unternehmen durchaus reizvoll sein, Mütter und Wiedereinsteiger in Teilzeit zu beschäftigen“, so Demel. So könne das Know-how gesichert werden. Immer mehr Unternehmen würden daher flexible Modelle anbieten – vom Einsatz für wenige Stunden bis hin zum Homeoffice.
Dass eine Teilzeitbeschäftigung jedoch nicht überall möglich ist, zeigt ebenfalls die Statistik: Während in sozialen Berufen der Anteil an Teilzeitkräften teils über 50 Prozent liegt, beträgt er im Verarbeitenden Gewerbe unter ein Prozent (siehe Grafik). „Das liegt an der Struktur der Branchen“, beschreibt Demel. Während im Kindergarten ein Halbtagsjob gut zu bewerkstelligen sei, habe ein Betrieb mit Schichtdienst und festgelegten Lieferzeiten deutlich weniger Möglichkeiten, Mitarbeitern eine Teilzeitstelle anzubieten.
Wer einen Teilzeitjob möchte und bekommt, hat aber nicht nur Vorteile. „Abgerechnet wird nach 30 Jahren. Wer sein ganzes Arbeitsleben lang in Teilzeit beschäftigt war, erhält auch weniger Rente“, so Demel. Ein Aspekt, den auch Gewerkschaften anprangern.