Aichacher Nachrichten

Tour de France: Das erwarten die Landkreis Radler

Am heutigen Samstag beginnt das wichtigste Radrennen der Welt. Mit Spannung erwarten auch die Radsportle­r aus dem Wittelsbac­her Land den Höhepunkt der Saison. Wem die hiesigen Rennfahrer die Daumen drücken und wie sie das Thema Doping sehen

- VON SEBASTIAN RICHLY

Das Warten hat für die Radsportfa­ns ein Ende – heute startet die Tour de France, das wichtigste Radrennen der Welt. Rund 3500 Kilometer müssen die Fahrer in drei Wochen zurücklege­n. Vor allem die Deutschen dürfen sich freuen, fällt der Startschus­s mit einem Einzelzeit­fahren doch in Düsseldorf. Die Aichacher Nachrichte­n haben die Radsportle­r im Landkreis Aichach-Friedberg gefragt, was sie sich von der Tour erwarten, wie sie das Thema Doping sehen und welchen Stellenwer­t das Radfahren im Vergleich zu anderen Sportarten einnimmt.

Einer, der dem Auftakt der Tour de France besonders entgegenfi­ebert, ist der Untergries­bacher Fabian Schormair. Der Bundesliga-Fahrer vom Team Lotto-Kernhaus tippt beim Gesamtsieg auf den Australier Richie Porte und nicht auf Favorit Christophe­r Froome: „Der ist in diesem Jahr nicht so stark. Es könnte sehr spannend werden – ich glaube, dass Porte am Ende die Topfahrer ärgern kann.“Die Deutschen sieht der 23-Jährige bei den Tagessiege­n vorne: „Da waren wir auch im vergangene­n Jahr die beste Nation. Mit André Greipel, Marcel Kittel und John Degenkolb haben wir gute Sprinter, und beim Zeitfahren gehört Tony Martin zu den Besten.“Besonders die Daumen drückt er Emanuel Buchmann und Nils Pollet, gegen die er schon selbst gefahren ist: „Man kennt sich noch aus dem Jugendbere­ich, und es ist schön, zu sehen, dass es die beiden zur Tour geschafft haben.“

Die Vorfreude ist groß, und dennoch gibt es bereits vor dem Start den ersten Aufreger. André Cardoso vom Trek-Segafredo-Team wurde während des Trainings positiv auf das Blutdoping­mittel Epo getestet. Schormair hofft, dass es der einzige Dopingfall bleiben wird: „Gut ist, dass er jetzt die Tour erst gar nicht mitfahren darf. Dennoch wirft das ein schlechtes Bild auf den Sport.“Trotzdem findet es der Untergries- bacher schade, dass es beim Thema Doping meistens um den Radsport gehe: „Doping steht über allem, dabei sollte man lieber über junge Sportler berichten, die tolle Leistungen zeigen.“Er könne auch nicht nachvollzi­ehen, warum Exprofi Jan Ullrich zum Auftakt in Düsseldorf nicht eingeladen wurde: „Andere wurden des Dopings überführt und fahren nach einer Sperre wieder. Junge Fahrer wie ich haben wegen mit dem Sport angefangen“, sagt der ehemalige Fahrer vom RSC Aichach, der aktuell aufgrund einer Viruserkra­nkung keine Rennen fahren kann: „Das ist ärgerlich. Mit der Tour kann ich mich wenigstens ablenken.“Besonders freut sich der 23-Jährige auf die Bergetappe­n, speziell wenn die Profis Anstiege meistern müssen, die Schormair schon bezwungen hat: „Es ist interessan­t, wie die Teams die Etappen taktisch angehen. Vielleicht kann ich mir für meine nächsten Rennen etwas abschauen.“Verfolgen wird er möglichst viele Etappen im TV bei der ARD, die nun schon im dritten Jahr in Folge nach langjährig­er Abstinenz überträgt: „Das ist wichtig für die Sportart. Hinzu kommt, dass der Auftakt in Deutschlan­d stattfinde­t. Es wird sicher ein interessan­ter Auftakt, den man sich in den Kalender eintragen sollte.“Eiihm nen Wunsch hat Schormair für die kommende Tour: „Das Sportliche soll im Vordergrun­d stehen und der Radsport wieder an Popularitä­t gewinnen. Dann haben vielleicht wieder mehr Sponsoren den Mut, Talente zu fördern.“

Darauf hofft auch Hubert Stöffel, Vorsitzend­er des Radteams Aichach 2000. Doch der 72-Jährige ist skeptisch: „Ich glaube nicht, dass die guten alten Zeiten wiederkomm­en. Heute geht es nur noch ums Geld.“Zum Thema Doping hat der Aichacher eine klare Meinung: „Das zieht sich durch alle Sportarten. Leichtathl­eten manipulier­en seit Jahrzehnte­n, und die Fußballer anscheinen­d auch. Das war mir aber schon länger klar. Trotzdem wird in erster Linie der Radsport mit dem Thema in Verbindung gebracht. Das ist nicht wirklich fair.“Seine Begeisteru­ng für die Tour de France hält sich deshalb auch in Grenzen: „Ich werde hin und wieder einschalte­n. Aber die Flachetapp­en finde ich nicht so spannend.“Einen großen Popularitä­tssprung erwartet er indes nicht: „Radsport ist nicht mehr der Liebling der Zuschauer.“Für Stöffel ist Christophe­r Froome der Favorit, den Deutschen traut er einige Tagessiege zu.

Für Daniel Schrag ist dagegen Alberto Contador der Topfavorit auf den Gesamtsieg: „Er fährt sehr aggressiv und greift immer voll an. Das gefällt mir.“Auch seinem Vorbild Peter Sagan drückt er die Daumen: „Hoffentlic­h gewinnt er wieder das grüne Trikot des punktbeste­n Fahrers sowie die ein oder andere Etappe.“Der Aichacher Allrounder, der in einer Woche bei den deutschen Bahnmeiste­rschaften in Köln antreten wird, räumt aber auch den deutschen Startern gute Chancen auf Tagessiege ein. Am meisten freut sich der 14-Jährige auf diejenigen Bergetappe­n, die nach dem letzten Anstieg noch einen Zielsprint im Flachen bereithalt­en. Er wünscht sich, dass der Radsport wieder populärer in Deutschlan­d wird und die diesjährig­e Tour nicht von Dopingfäll­en überschatt­et wird. „Ich glaube, dass eine saubere Rundfahrt möglich ist. Schön finde ich insbesonde­re, dass die ARD wieder überträgt. Hoffentlic­h kommen auch gerade zum Auftakt in Düsseldorf viele Zuschauer.“

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Foto: Bernard Papon, Witters Besonders die Bergankünf­te bei der Tour de France sind für die Zuschauer ein Highlight. Auch die Radsportle­r aus dem Landkreis Aichach Friedberg freuen sich auf das här teste Radrennen der Welt, das heute in Düsseldorf startet.
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Fabian Schormair
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Hubert Stöffel
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Daniel Schrag

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