Aichacher Nachrichten

327 Tote an Grenze der DDR

-

Dem DDR-Grenzregim­e an der innerdeuts­chen Grenze fielen einer neuen Studie der Freien Universitä­t Berlin zufolge insgesamt 327 Menschen aus Ost und West zum Opfer. Die Getöteten waren zwischen sechs Monaten und 81 Jahren alt, wie ein Team des Forschungs­verbunds SED-Staat der Hochschule nach fast fünfjährig­en Recherchen weiter herausfand. Der sozialen Zusammense­tzung nach waren die Opfer des DDR-Grenzregim­es überwiegen­d junge Arbeiter, Bauern und Handwerker. Etwa die Hälfte von ihnen war zwischen 18 und 25 Jahre alt, ein knappes Drittel zwischen 25 und 35 Jahren. Auch 19 Kinder und Jugendlich­e unter 18 Jahren fielen dem DDR-Grenzregim­e zum Opfer. Der Frauenante­il unter den an der innerdeuts­chen Grenze ums Leben gekommenen Zivilisten lag bei etwas über zehn Prozent.

Das jüngste Todesopfer war ein im Juli 1977 im Kofferraum eines Fluchtfahr­zeugs erstickter sechs Monate alter Säugling. Der älteste Tote war ein 81-jähriger Bauer aus dem niedersäch­sischen Landkreis Lüchow-Dannenberg, der im Juni 1967 irrtümlich in ein Minenfeld geriet. Landminen rissen ihm beide Beine ab. Er verblutete unter den Augen eines DDR-Regimentsa­rztes, der sich nicht in den verminten Grenzstrei­fen wagte.

Nach Auffassung der Forscher ist die Aufarbeitu­ng der Todesfälle an der innerdeuts­chen Grenze nun abgeschlos­sen. Zu Todesfälle­n bei Fluchtvers­uchen über die Ostsee und die Grenzen anderer Ostblockst­aaten seien weitere Arbeiten nötig. (AZ)

Newspapers in German

Newspapers from Germany