So funktioniert eine effiziente Gebäudesanierung
Die Kampagne „Energiekarawane“zieht durch den Wirtschaftsraum Augsburg – und das überaus erfolgreich. Warum sie Vorbild für andere Kommunen sein könnte
Laut Klimaschutzkonzept sind Sanierungen im Wohngebäude-Bereich sehr wichtig, um das Klimaschutzziel von 55 Prozent weniger CO2 bis 2030 zu erreichen. Bei der Senkung des privaten Heizwärmebedarfs geht es aber nicht nur um globalen Klimaschutz, sondern auch um die Energiekostensenkung für die Hausbesitzer und um die regionale Wertschöpfung für die an der Sanierung beteiligten Firmen samt ihrer Arbeitskräfte.
energetischen Zustand hat mein Haus? Wie kann ich am besten Energie sparen? Wie kann ein Sanierungsfahrplan für mein Gebäude aussehen? Diese und weitere Fragen rund um die Chance, Energie im eigenen Heim zu sparen, bekommen Hausbesitzer bei der Energiekarawane beantwortet – kostenfrei, vollkommen neutral und nur nach Einwilligung. Ein Energieberater kommt vor Ort ins Haus, um den energetischen Zustand der Immobilie zu bewerten und Tipps zum Energiesparen aufzuzeigen. Zwi- schen 20 und 57 Prozent der Hausbesitzer öffnen ihre Türen und lassen sich neutral und unabhängig von den Energiefachleuten beraten. Bundesweiter Spitzenreiter ist die Stadt Schwabmünchen. Hier fand in den letzten drei Jahren jedes Frühjahr eine Energiekarawane statt und sprengte alle Rekorde. Das Projekt stieß auf offene Haustüren und Ohren. „So eine Expertenberatung, unabhängig von Anbietern und Produkten, gibt es sonst nicht zum Nulltarif“, so Dr. Sylke SchlenkerWambach, Geschäftsführerin der Regionalen Energieagentur Augsburg.
Hohe Punktzahl in der Bewertung der Sanierungsquote
Dass die Energiekarawane sinnvoll ist und von den Hausbesitzern gut angenommen wird, zeigen die Ergebnisse einer Befragung, die ein Jahr nach der Energiekarawane durchgeführt wurden. 60 Prozent der Hausbesitzer werden demzufolge nach der Beratung aktiv und unternehmen Maßnahmen zur Energieeinsparung. Das können kleine Schritte sein, die sich schnell rechnen, wie die Kellerdecke dämmen, eine neue Heizungspumpe einbauen bis hin zu größeren Investitionen wie einer neuen Heizungsanlage oder einer Komplettsanierung. Beweggründe waren nicht nur EinspaWelchen rungen beim Energieverbrauch, sondern auch mehr Wohnkomfort, Wertsteigerung der Immobilie oder sorgsamerer Umgang mit Energie.
Pro Haushalt werden durchschnittlich 18000 Euro in die Hand genommen. Dabei verbleiben fast 100 Prozent des Invests in der Region, da die Baumaßnahmen durch das lokale und regionale Handwerk umgesetzt werden beziehungsweise Baumaterialien in den örtlichen Fachgeschäften besorgt werden. Energiekarawanen-Gebiete punkten mit Sanierungsquoten zwischen acht und 26 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die Sanierungsquote aktuell knapp ein Prozent. „Die Ergebnisse der bisherigen Aktionen stimmen zuversichtlich: Die Energiekarawane ist ein Schlüssel für mehr Energieeffizienz, Klimaschutz und regionale Wertschöpfung im Wirtschaftsraum Augsburg“, ist Dr. Sylke SchlenkerWambach zufrieden.
Die Energiekarawane ist eine Initiative der Regionalen Energieagentur Augsburg, die gemeinsam mit Kommunen in der Region erstmals Ende 2014 diesen neuen Weg beschritt: eine aufsuchende, motivierende Beratung für Hauseigentümer in einem klar begrenzten Quartier mit hohem Altbaubestand. Die jeweilige Kommune bietet das Projekt als Bürger-Service an, finanziert die Beratungen und steht bei der Durchführung im Vordergrund. Die Regionale Energieagentur Augsburg, die für die Energiekarawane die Lizenzrechte erworben und für die Region angepasst hat, steht jeder Kommune unterstützend zur Seite.
Vor knapp drei Jahren zog die erste Energiekarawane durch den Wirtschaftsraum Augsburg. Insgesamt neun Energiekarawanen werden bis zur Sommerpause 2017 abgeschlossen sein, im Herbst zieht sie in den Augsburger Stadtteil Hochzoll weiter. Energiekarawanen ziehen auch durch andere Bundesländer und Kommunen. Das Konzept erfährt im Allgemeinen hohe Akzeptanz bei den Bürgern – die beste Resonanz erfährt es allerdings im Wirtschaftsraum Augsburg.