Die Renaissance ist zurück
Bange Blicke gen Himmel und eine Wettervorhersage, die einfach nicht eintreten wollte: Die Eröffnung des 24. Neuburger Schloßfestes fällt nicht ins Wasser. Ganz im Gegenteil
Die bangen Blicke gen Himmel haben sich letztlich als überflüssig erwiesen. Als sich nach und nach Fanfaren und Spielleute, Wache und Landsknechte am Donaukai versammeln, herrscht Kaiserwetter über dem einstigen Fürstentum: 24 Grad und selbst die letzten Wolken haben sich über den Schlosstürmen in Luft aufgelöst.
Das Neuburger Schlossfest steht also auch 2017 unter einem guten Stern. Und so kann das altbekannte Ritual zum 24. Mal an den Ufern der Donau seinen Lauf nehmen. Unter Böllerschüssen treiben die Zillen langsam zur Posttreppe. Hunderte Menschen in Renaissance-Gewändern und Freizeitkleidern des 21. Jahrhunderts empfangen die Prinzen Ottheinrich in Rot (Fiona Ettenreich), Philipp in Blau (Hannah Leitenstern) und die schwedische Prinzessin Silvia (Anna Weidner) mit Blumenkranz. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling überreicht den Becher und zum ersten Mal erschallt der Ruf, der die Stadt für zwei Wochenenden in eine Renaissancebühne verwandelt: „Jungpfalz, vivat hoch!“
Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass das Neuburger Schlossfest trotz verschärfter Eingangskontrollen und Rucksackverbot nichts an Reiz verloren hat. Ganz im Ge- genteil: Hört man sich unter den Besucher wie Stadtrat Fritz Goschenhofer um, wagen sie die leise Vermutung, dass seit dem ersten Fest im Jahr 1976 noch nie mehr Besucher zur Eröffnung erschienen sind.
Zudem ist 2017 nicht irgendein Jahr, auch Neuburg feiert das Jubiläumsjahr der Reformation.
Mit dem alten Zauber des Steckreitertanzes endet der Eröffnungstanz, die ewige Geschichte zweier Brüder, die sich erst um die Gunst der Prinzessin streiten und schließlich die Jungpfalz in ihre Blütezeit führten. Schließlich ist das Fest ein Spiel, heißt es auch in der Rede: „Anders als in Fürstentagen wollen jedem Zwange wir entsagen.“