Jetzt ist die halbe B300 fertig
Verkehr läuft zwischen Aichach und Dasing komplett auf der neuen Trasse – wenn auch vorerst nur einspurig in beide Richtungen. Der unfallträchtige Gallenbacher Berg ist Geschichte
Die Pferde haben sich womöglich gewundert. Wo sind denn die vielen Autos hingeraten, die sonst immer an ihrer Koppel vorbei rollen? Seit gestern Mittag gibt es die B300 nicht mehr, die dicht am Pferdehof in Oberneul vorbeiführte. Der Verkehr läuft nun komplett – wenn auch noch jeweils einspurig – auf der neuen Trasse. Der alte Abschnitt am Gallenbacher Berg, der unfallträchtig und stauanfällig war, ist somit Geschichte.
Die östliche Fahrbahn ist jetzt auf der kompletten Länge zwischen Aichach und Dasing fertiggestellt. Darauf bewegt sich der Verkehr in jede Richtung vorerst jeweils einspurig. Christoph Eichstaedt vom Staatlichen Bauamt Augsburg sprach deshalb am Vormittag davon, dass die halbe Straße fertig sei. Die Freigabe sei ein kleiner, aber doch bedeutender Termin. Denn damit ist die alte B 300 außer Betrieb genommen. Vierspurig wird die Straße von Aichach bis auf Höhe der Gallenbacher Deponie voraussichtlich im Oktober sein (siehe Info).
Gegen 11.30 Uhr riegelte eine Streife der Aichacher Polizei im Bereich Western-City kurz den Verkehr nach Aichach ab, damit umgestellt werden konnte. Dann rollte das Polizeiauto auf der östlichen Trasse gen Aichach, gefolgt vom üblichen dichten Verkehr. Manch einer freute sich, zufällig bei der Freigabe dabei zu sein. Ein Lastwagenfahrer hupte, als er unter der neuen Brücke bei Gallenbach hindurchfuhr, Autofahrer winkten hinauf. Dort oben auf der Brücke warteten Vertreter von Polizei, Politik, Behörden und Firmen auf den Augenblick, der sich nach Verzögerungen erst am späten Nachmittag auch in Richtung Dasing wiederholte.
Einer, der sich still mitfreute, war Stephan Hanser. Der Sielenbacher Bauingenieur leitet die B300-Baustelle der Firma Richard Schulz. Im Mai hatte er, wie er erzählte, den Zeitplan für diese Etappe gemacht. Die gestrige Verkehrsfreigabe war eine Punktlandung. Für die Mitarbeiter der Baufirma mit Hauptsitz in Neuburg/Donau war das ein Grund zum Feiern. Am Nachmittag legten sie eine Pause für ein kleines Grillfest ein. Etwa 15 Mann arbeiten laut Hanser täglich auf der Großbaustelle. Es können aber auch 100 sein. Sie werden gebraucht, wenn zum Beispiel asphaltiert werde. Das sei bei der letzten Deckschicht vor zwei Wochen wegen der Hitze eine besondere Herausforderung gewesen.
Christoph Eichstaedt sprach gestern von einer guten Leistung der Baufirma. Sie hat seit März 22000 Tonnen Asphalt in vier Lagen eingebaut. Das entspricht 1000 Sattel-
Unter dem Asphalt befindet sich eine Frostschutzschicht aus 25000 Tonnen Recyclingbeton.
Ein Lob ging gestern nicht nur an das Bauunternehmen. Die Tatsache, dass man beim 28-Millionen-EuroProjekt im Finanzrahmen und im Zeitplan sei, kommentierte Bundestagsabgeordneter Hansjörg Durz so: „Das zeigt die Leistungsfähigkeit des Staatlichen Bauamts und es zeigt, dass die öffentliche Hand bauen kann.“Das fällt offenbar leichter, wenn die Politik dahintersteht. Dieser Einfluss sei hier spürbar, sagte
Eichstaedt. Als Erleichterung bezeichnete er die gute Zusammenarbeit mit Aichach und Dasing. Dort wiederum sei man froh, dass das Bauamt das Projekt federführend leite, wie Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann betonte. Der Grunderwerb sei sehr schwierig gewesen. Dank Einzelner habe es aber doch geklappt. Nun gebe es eine „super Lösung“für Gallenbach, das kreuzungsfrei an die B 300 angebunden werde. Ende Juli können die Gallenbacher Richtung Aichach am neuen Anschluss in die B 300 auffahschleppern.
ren. In der Gegenrichtung ist das wohl im Oktober möglich.
Die seit gestern nunmehr alte B 300 wird künftig nur noch als Gemeindeverbindungsstraße an Oberneul vorbeiführen. Die Betreiber der dortigen Pferdepension haben das Gelände vor zehn Jahren gekauft und seitdem sehnsüchtig auf den Tag gewartet, an dem die Bundesstraße weiter weg liegen wird. Christine Deiser-Kusik stellte schon nach der Freigabe in einer Richtung fest: „Die halbe Dosis ist viel angenehmer als die volle Dröhnung.“