Wie Busunternehmen Unfälle vermeiden wollen
Firmen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg setzten auf Pausen, Fahrtraining und technische Hilfssysteme
Bei dem Unfall eines Reisebusses auf der A 9 am Montag starben 18 Menschen, 30 wurden verletzt. Warum es zu dem Unglück kam, ist weiterhin unklar. Trotz spezieller Sicherheitsvorkehrungen kommt es immer wieder zu Unfällen mit Reisebussen. Bei Unternehmen im Landkreis sorgte der Unfall für Betroffenheit. Sie tun alles, um ihre Gäste sicher ans Ziel zu bringen.
„Wir hatten bisher keine Stornierungen oder Nachfragen besorgter Kunden“, sagt Gerhard Demmelmair vom gleichnamigen Busunternehmen in Friedberg. „Die Gäste fühlen sich bei uns auch weiterhin gut aufgehoben.“Das bestätigt auch Josefa Ainhauser vom Kissinger Unternehmen Florian Reisen, das überwiegend längere Reisefahrten anbietet. „Wir arbeiten seit vielen Jahren mit Stammkunden zusammen, die uns kennen und uns ver- trauen“, sagt Ainhauser, die vor 43 Jahren zusammen mit ihrem Mann das Busunternehmen gründete. Ein Unfall wie der auf der A 9 sei schrecklich und tragisch. Sie begleite selbst oft Busreisen. Es sei grausam, wenn eine Fahrt so abrupt endet. Das gehe an die Substanz.
Sie selbst habe einen Unfall in dieser Größenordnung noch nie erlebt. „Mein Mann fährt seit über 40 Jahren Bus und hatte zum Glück noch nie einen schlimmen Unfall“, sagt sie. Ein solches Unglück sei für jeden Unternehmer ein riesiger Schlag, denn man tue alles, um die Sicherheit der Kunden zu gewährleisten. „Die Menschen vertrauen auf die Fahrer und das will man auch erfüllen“, betont Ainhauser. Entsprechend seien die Fahrer geschult und immer zu zweit unterwegs. Die Einsatzzeiten seien straff geregelt und die Busse würden regelmäßig geprüft. Deshalb hält Ainhauser den Bus für ein sicheres Verkehrsmittel.
Auch Demmelmair erklärt, man alles, was der Markt an Sicherheitsvorkehrungen hergibt. So seien alle Busse mit Spur- und Bremsassistenten ausgestattet. „Die verhindern nicht unbedingt einen Auffahrunfall, bremsen aber den Aufprall stark ab“, sagt Demmelmair. „Der Fahrer ist und bleibt die wichtigste Instanz.“Entsprechend absolvieren die 85 Busfahrer, die für sein Unternehmen arbeiten, regelmäßige Fahrsicherheitstrainings auf dem Augsburger ADAC-Übungsgelände. „Wir treffen sämtliche Vorsichtsmaßnahmen, aber hundertprozentig ist keiner vor einem Unfall gefeit“, sagt Demmelmair. „Zum Glück sind wir bisher von größeren Unfällen verschont geblieben.“
Außerdem halte man sich an die gesetzlich vorgeschriebenen Einsatzzeiten. Danach muss ein Fahrer nach viereinhalb Stunden eine 45-minütige Pause machen und darf insgesamt nicht länger als neun Stunden am Tag fahren. Nach sechs Arbeitstagen muss eine Pause von mindestens 24 Stunden eingelegt werden, nach weiteren sechs erfolgt eine Pause von 48 Stunden.
Zudem ist ein Fahrer verpflichtet, alle fünf Jahre seinen Führerschein zu erneuern, wie Josef Ziegnutzt ler vom Aichacher Busunternehmen Efinger erklärt. „Dazu sind fünf Weiterbildungsmodule zu absolvieren und ein Gesundheitscheck“, sagt Ziegler. Auch sein Unternehmen blieb bisher von schweren Unfällen verschont. „So ein Unglück wie auf der A9 gibt einem schon zu denken“, betont Ziegler. „Wenn so etwas passiert, wird einem wieder richtig bewusst, welche Verantwortung man trägt.“Die Sicherheit der Gäste sei das oberste Ziel.
Ziegler kritisiert, dass trotz solcher Unfälle der Sicherheitsfaktor oft schnell wieder in Vergessenheit gerät. „Schon nach einigen Tagen ist wieder alles beim Alten“, sagt Ziegler. „Viele Kunden achten dann doch wieder mehr auf den günstigen Preis als auf die eigene Sicherheit.“Seiner Meinung nach gebe es deutliche Unterschiede bei Busangeboten. So würden Unternehmen beispielsweise aus Tschechien mit billigen Preisen locken, aber sich dabei nicht an die Sicherheitsstandards halten.