Aichacher Nachrichten

Schrecksek­unde im Allgäu

Ein technische­r Defekt legt bei Nesselwang einen Sessellift lahm. Die Bergwacht muss ausrücken und 15 Menschen aus einer misslichen Lage befreien

- VON MARIA SOPHIA VÖLK

Erst war es eine kurze Schrecksek­unde, dann ein großes Abenteuer: Im Allgäu sind gestern 17 Menschen, darunter auch mehrere Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren, in einem Sessellift stecken geblieben. Insgesamt eineinhalb Stunden saßen die Betroffene­n in der Alpspitzba­hn in Nesselwang (Ostallgäu) in etwa fünf Metern Höhe fest, ehe sie gerettet wurden.

Gegen Mittag legte ein technische­r Defekt die Einer-Sesselbahn zur Sommerrode­lbahn lahm und ließ ihre Mitfahrer wortwörtli­ch einfach sitzen. Mit zehn Mann rückte die Nesselwang­er Bergwacht aus und begann gemeinsam mit Mitarbeite­rn des Bauhofs sowie der Alpspitzba­hn mit der Bergung. „Wir haben die Menschen mit Getränken und Sonnenkapp­en versorgt“, sagt Ralf Speck, der Geschäftsf­ührer der Alpspitzba­hn. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch 17 Personen im Lift. Zwei Personen konnten die Bahn selber verlassen. Innerhalb von 40 Minuten konnten dann auch die anderen 15 gerettet werden. Ein Mitarbeite­r des Nesselwang­er Bauhofs war ihnen mit einem Radlader zu Hilfe geeilt.

So konnten die Personen, die sich in einer Höhe von bis zu fünf Metern befanden und gut erreichbar waren, von ihrem Liftsessel in den am Radlader befestigte­n Personenko­rb umsteigen. Die weniger gut Erreichbar­en wurden von der Bergwacht mithilfe einer Seilbahnro­lle geborgen. So konnten die Retter zu den Sesseln gelangen, die Personen an einem Seil festmachen und sicher abseilen. Wieder am Boden angekommen, wurden die Betroffene­n sofort von weiteren Helfern in Empfang genommen und via Auto zur Talstation der Alpspitzba­hn gefahren.

Nachdem ihre Personalie­n aufgenomme­n worden waren, durften sie alle doch noch eine Fahrt mit der Sommerrode­lbahn genießen. „Die Stimmung war gut“, fasste Edmund Martin, der Leiter der Polizeiins­pektion Füssen, schließlic­h zusammen. So sah es auch der Bergwachtl­er Andreas Tanner: „Bei dem Wetter waren alle recht entspannt und haben das Ganze eher als Abenteuer empfunden.“

Laut Speck gab es bis jetzt keine technische­n Probleme mit der Bahn, die jedes Jahr überprüft wird: „So etwas kann bei einer alten und auch bei einer neuen Bahn passieren.“ Auch für die Bergwacht war das kein alltäglich­er Einsatz. „Ich bin jetzt seit 30 Jahren bei der Bergwacht, aber so einen Einsatz hatte ich noch nie“, sagte Tanner. Geübt werde das Szenario natürlich häufig: „Wir waren tatsächlic­h sehr schnell – ein deutliches Zeichen, dass die Übungen geholfen haben.“Nachdem der technische Fehler behoben worden war, ging die Bahn wieder in Betrieb. Sie wurde gestern Nachmittag nochmals genau überprüft und ab heute wird die Bahn wieder wie gewohnt fahren.

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Foto: Polizei Zu einem außergewöh­nlichen Einsatz wurden gestern die Bergwacht Nesselwang und die Polizei gerufen: Mehrere Personen mussten aus einer Sesselbahn an der Alpspitze geborgen werden.

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