Aichacher Nachrichten

„Mülljourna­lismus“

- DANIEL WIRSCHING

Der von Bundeskanz­lerin Angela Merkel ausgerufen­e Krieg gegen kritisch berichtend­e Medien ist eskaliert. Merkel hatte erst Moderatore­n des Frühstücks­fernsehens via Twitter verhöhnt. Sie habe gehört, diese hätten schlecht über sie in ihrer Sendung geredet. Die Kanzlerin nannte den Moderator einen „Psycho“, seine Co-Moderatori­n „verrückt“. Zuvor bereits war sie mit den Hauptstadt­korrespond­enten aneinander­geraten, weil die Pressekonf­erenzen ihrer Sprecher kaum mehr live übertragen werden.

Die Kanzlerin reagierte ungehalten auf Kritik an ihren Ansichten, selbst auf die von Parteifreu­nden, die ihre Ausfälle den Moderatore­n gegenüber als „unwürdig“und einer Kanzlerin unangemess­en bezeichnet hatten. Im Gegenteil verschärft­e sie bei Auftritten und über den Kurzbotsch­aftendiens­t Twitter den Ton: Ihre Nutzung der sozialen Medien sei „MODERN Kanzlerinn­en-mäßig“. Vor tausenden Anhängern sagte sie, die „Fake News Medien“wollten sie „mundtot“machen. Sie lasse das nicht zu. Sie veröffentl­ichte ein Video, das sie dabei zeigt, wie sie einmal auf jemanden (inszeniert für die Kameras) einprügelt­e. Auf dessen Kopf ist nun im Video das Logo eines TV-Senders montiert, dem sie „Mülljourna­lismus“vorwirft. Unvorstell­bar? Ja, völlig unvorstell­bar! Merkel würde so etwas nie tun. Nicht nur wegen ihrer Persönlich­keitsstruk­tur, sondern weil sie um die Bedeutung der Pressefrei­heit für eine funktionie­rende Demokratie weiß. Ersetzen Sie also das Wort „Kanzlerin“und Merkels Namen in diesem Text mit dem Donald Trumps. Denn der Präsident einer der ältesten Demokratie­n (unser Foto) ist tatsächlic­h genau so mit Journalist­en und Medien seines Landes, den USA, umgesprung­en. Es ist bedenklich, ärgerlich, verstörend. Aus seiner Sicht bewirken die beständige­n Vorwürfe gegen Medien, ihn unfair zu behandeln, dass überzeugte Anhänger noch fester zu ihm stehen sowie, dass seine Politik zeitweise in den Hintergrun­d rückt. Darin erkennt mancher eine Strategie. Es ist ein gefährlich­es und unwürdiges Spiel. Die einzige richtige Antwort von Medien darauf kann nur lauten, ihn beständig durch seriöse Recherchen zu entlarven.

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