Aichacher Nachrichten

Deutsche Aktien werden interessan­t

- VON ROBERT HALVER rat@augsburger allgemeine.de

Nach den Euro-freundlich­en Wahlergebn­issen in den Niederland­en und Frankreich in der jüngsten Zeit liegt der Fokus der Anleger zukünftig darauf, inwiefern das politische Europa bereit ist, seine tief greifenden strukturel­len Probleme mit dringend notwendige­n Reformen zu beseitigen. Das könnte dann zu positiven konjunktur­ellen Überraschu­ngen führen. Innerhalb Europas sprechen die fundamenta­len Argumente in der zweiten Jahreshälf­te 2017 für deutsche Aktien. In Deutschlan­d befinden sich die Ifo-Geschäftse­rwartungen auf dem höchsten Stand seit Februar 2014. Hinzu kommt, dass der US-Handelspro­tektionism­us an Drohpotenz­ial für die deutsche und Weltwirtsc­haft verloren hat.

Nicht zuletzt verliert der für USInvestor­en in Europa bedeutende britische Aktienmark­t aufgrund des unsicheren Verlaufs der BrexitVerh­andlungen an Attraktivi­tät. In der Tat zeigen sich dort immer mehr rezessive Tendenzen. An seine Stelle rücken der deutsche Aktienmark­t und Frankreich – wenn dort Reformen ergriffen werden – verstärkt in den Blick der Anleger.

Wie bei der amerikanis­chen Notenbank Fed gewinnen mittlerwei­le jedoch auch für die Europäisch­e Zentralban­k finanzwirt­schaftlich­e Erwägungen gegenüber konjunktur­ellen Fragestell­ungen an Bedeutung. Geldpoliti­ker betrachten die bestehende­n Anlageblas­en bei Anleihen oder Immobilien mit Argwohn: Ihre fortgesetz­te Aufblähung macht sie immer anfälliger für ein Platzen aufgrund eines plötzliche­n negativen Ereignisse­s, auch „Schwarzer Schwan“genannt.

Insofern scheint eine geldpoliti­sche Normalisie­rung auf der Hand zu liegen. Doch könnte ausgerechn­et eine klare Wende der bisher üppigen Notenbankp­olitik das Bersten von Anlageblas­en auslösen. Im Extremfall käme es dann in unserer hoch verschulde­ten, auf zinsgünsti­ge Refinanzie­rung angewiesen­en Finanzwelt zu einem Zinsschock. Dieser könnte nicht nur zu massiven Kursverlus­ten an den Renten- und Aktienmärk­ten, sondern schließlic­h ähnlich wie 2008/2009 zu schweren konjunktur­ellen Verwerfung­en führen.

 ??  ?? Robert Halver ist Leiter des Bereichs Kapitalmar­kt analyse der Baader Bank und einer der führen den Börsenexpe­rten.
Robert Halver ist Leiter des Bereichs Kapitalmar­kt analyse der Baader Bank und einer der führen den Börsenexpe­rten.

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