Deutsche Aktien werden interessant
Nach den Euro-freundlichen Wahlergebnissen in den Niederlanden und Frankreich in der jüngsten Zeit liegt der Fokus der Anleger zukünftig darauf, inwiefern das politische Europa bereit ist, seine tief greifenden strukturellen Probleme mit dringend notwendigen Reformen zu beseitigen. Das könnte dann zu positiven konjunkturellen Überraschungen führen. Innerhalb Europas sprechen die fundamentalen Argumente in der zweiten Jahreshälfte 2017 für deutsche Aktien. In Deutschland befinden sich die Ifo-Geschäftserwartungen auf dem höchsten Stand seit Februar 2014. Hinzu kommt, dass der US-Handelsprotektionismus an Drohpotenzial für die deutsche und Weltwirtschaft verloren hat.
Nicht zuletzt verliert der für USInvestoren in Europa bedeutende britische Aktienmarkt aufgrund des unsicheren Verlaufs der BrexitVerhandlungen an Attraktivität. In der Tat zeigen sich dort immer mehr rezessive Tendenzen. An seine Stelle rücken der deutsche Aktienmarkt und Frankreich – wenn dort Reformen ergriffen werden – verstärkt in den Blick der Anleger.
Wie bei der amerikanischen Notenbank Fed gewinnen mittlerweile jedoch auch für die Europäische Zentralbank finanzwirtschaftliche Erwägungen gegenüber konjunkturellen Fragestellungen an Bedeutung. Geldpolitiker betrachten die bestehenden Anlageblasen bei Anleihen oder Immobilien mit Argwohn: Ihre fortgesetzte Aufblähung macht sie immer anfälliger für ein Platzen aufgrund eines plötzlichen negativen Ereignisses, auch „Schwarzer Schwan“genannt.
Insofern scheint eine geldpolitische Normalisierung auf der Hand zu liegen. Doch könnte ausgerechnet eine klare Wende der bisher üppigen Notenbankpolitik das Bersten von Anlageblasen auslösen. Im Extremfall käme es dann in unserer hoch verschuldeten, auf zinsgünstige Refinanzierung angewiesenen Finanzwelt zu einem Zinsschock. Dieser könnte nicht nur zu massiven Kursverlusten an den Renten- und Aktienmärkten, sondern schließlich ähnlich wie 2008/2009 zu schweren konjunkturellen Verwerfungen führen.