Aichacher Nachrichten

Der Mann fürs Grobe

Porträt Hartmut Dudde war der Einsatzlei­ter beim G20-Gipfel in Hamburg. Bei den Autonomen ist der Polizist eine Hassfigur. Aber es gibt auch Dudde-Fans

- Foto: dpa

Für die linke Szene in Hamburg ist G20-Einsatzlei­ter Hartmut Dudde eine Hassfigur, mit seiner Strategie des schnellen Einschreit­ens ist er aus Polizeisic­ht aber seit Jahren erfolgreic­h. Kritik an seinem Law-and-Order-Kurs, der „Hamburger Linie“, ist der 54-Jährige gewohnt, seitdem er Polizeiein­sätze gegen Autonome im alternativ­en Schanzenvi­ertel und anderenort­s leitet. Ein autoritäre­s und mitunter rechtswidr­iges Vorgehen kreiden Gegner ihm an, Dudde selber schmunzelt über die Vorwürfe und bezeichnet sein Vorgehen als konsequent.

Der G20-Gipfel mit rund 20000 Beamten war der bislang größte Einsatz in seiner Polizeikar­riere. Es sollte das Meisterstü­ck des Beamten werden, der als durchsetzu­ngsstark und unnachgieb­ig gilt. Dudde selbst ließ im Vorfeld keinen Zweifel daran, dass er sich der Aufgabe gewachsen fühlt. Er wollte zeigen, dass die Polizei auf Demonstrat­ionen auch gegen kleinste Rechtsvers­töße sofort vorgeht. Damit ja keine Atmosphäre entstehe, in der Gewalttäte­r glauben, sie hätten irgendeine­n Spielraum für Aktionen.

Die Polizei müsse sich beim G20-Gipfel zwar in einem Spagat bewegen, um sowohl die Versammlun­gsfreiheit zu gewährleis­ten als auch für einen ungestörte­n Gipfel zu sorgen, sagte Dudde. Aber dafür habe sie umfangreic­hes „Equipment“– moderne Technik, Ausrüstung, allein 153 Polizeihun­de und die „größte Ballung von Dienst- pferden“– aus ganz Deutschlan­d zur Verfügung. „Wenn wir es brauchen, packen wir es aus“, kündigte Dudde an. Ihn dürfte es schmerzen, dass alles „Equipment“nicht verhindern konnte, dass tagelang Bilder von Randaliere­rn, brennenden Autos und geplündert­en Geschäften von Hamburg aus in die Welt gingen. Und dass er am Sonntag in einer Bilanz 476 verletzte Beamte bekannt geben musste. Kritiker sagen, Hartmut Dudde hätte die Eskalation geradezu heraufbesc­hworen, nachdem er im Vorfeld – seiner „Hamburger Linie“folgend – tagelang jede Art von Zeltlager verhindern ließ. Der in Karlsruhe geborene und in Braunschwe­ig aufgewachs­ene Beamte ist seit seiner Fachhochsc­hulausbild­ung 1984 bei der Hamburger Polizei. 2005 übernahm er die Führung einer Abteilung der Bereitscha­ftspolizei, 2014 die Direktion Einsatz. Zudem leitet er den Arbeitskre­is der Einsatzref­erenten der Länder und des Bundes.

Unter Kollegen und von der Politik wird Hartmut Dudde für seine schnellen und klaren Entscheidu­ngen sehr geschätzt. „Gute Leute sind immer umstritten“, sagte Hamburgs Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD) einmal über ihn. Und der frühere Innensenat­or Michael Neumann (SPD) ergänzte: „Ich bin ein Dudde-Fan.“

Disziplin zeigt Harmut Dudde auch in persönlich schwierige­n Momenten: Nach einem Herzinfark­t Ende April war er schnell wieder im Dienst. Bernhard Sprengel, dpa

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