Aichacher Nachrichten

Muss Olaf Scholz jetzt gehen?

Gipfel Hamburgs Bürgermeis­ter versprach Sicherheit – ein fataler Irrtum, der ihn die Karriere kosten könnte

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Die Gewaltexze­sse während des G20-Gipfels gehen Hamburgs Bürgermeis­ter Olaf Scholz sichtlich an die Nieren. Mit versteiner­ter Miene und fahlem Gesicht sendet der SPD-Mann am Tag nach dem Gipfel in Interviews und Pressekonf­erenzen drei Botschafte­n in die Welt. Erstens: Verantwort­lich sind allein die Täter, und sie verdienen dafür harte Strafen. Zweitens: Die Polizei hat einen „heldenhaft­en Einsatz“absolviert. Drittens: Ein Ereignis wie der G20-Gipfel müsse in einer Stadt wie Hamburg möglich sein, die Vorbereitu­ngen der Sicherheit­sbehörden seien der Gefahrenla­ge angepasst gewesen.

Die Tonlage des Hamburger Bürgermeis­ters und SPD-Vizes hat sich deutlich verändert. Der selbstbewu­sste Führungssp­ieler ist kleinlaut geworden. „Das darf doch nicht sein, solche Dinge dürfen doch in unserem Hamburg nicht vorkommen“, sagt er und trifft damit die Gefühlslag­e vieler Hamburger.

Die politische­n Nachwehen haben gerade erst eingesetzt – und die Folgen für Scholz, dem manche durchaus Ambitionen auf eine spätere SPD-Kanzlerkan­didatur nachsagen, sind noch unabsehbar. Die Kritik am Bürgermeis­ter und seinem Innensenat­or Andy Grote begann schon während des Gipfels und betraf im Wesentlich­en drei Punkte: Dass Hamburg überhaupt zum Austragung­sort des Gipfels bestimmt wurde; dass die Sicherheit­sbehörden die Gewaltbere­itschaft des Schwarzen Blocks unterschät­zt hätten; und dass die Politik während und nach den Krawallen die Opfer allein ließ. Der Gegenwind für den erfolgsgew­ohnten SPD-Politiker ist stark. „Während Polizisten aus Hamburg um ihr Leben gekämpft haben, sitzt dieser Bürgermeis­ter in aller Ruhe in der Elbphilhar­monie und hört Musik“, sagt zum Beispiel der Polizeigew­erkschafte­r Rainer Wendt. „Das ist ein Skandal.“Scholz habe bei vielen Polizisten „unfassbare­n Zorn“ausgelöst. „Olaf Scholz hat Hamburg weltweit blamiert und in Verruf gebracht“, findet die Hamburger FDP-Chefin Katja Suding. Er müsse die Verantwort­ung übernehmen.

Der CDU-Fraktionsv­orsitzende André Trepoll legte mit einer Rücktritts­forderung nach. Scholz allerdings hält an seinem Amt fest. Auf die Frage, ob er über Rücktritt nachdenke, sagte er am Sonntagabe­nd in der ARD-Sendung „Anne Will“: „Nein, das tue ich nicht.“

Viele Hamburger sind auch irritiert, weil sich der Bürgermeis­ter mit einem Appell an die Chaoten wandte und sie darum bat, mit ihrem Tun aufzuhören und sich zurückzuzi­ehen. Nun muss sich Scholz auch fragen lassen, ob die tolerante Hamburger Politik gegenüber linksradik­alen Strukturen noch tragfähig ist.

„Rot-Grün und Herr Scholz stellen die Schanze als hanseatisc­he Folklore dar, aber das ist sie nicht“, sagte Polizeigew­erkschafte­r Wendt. Dort habe sich ein rechtsfrei­er Raum entwickelt. (dpa)

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Foto: Christian Charisius, dpa Olaf Scholz werden immer wieder Ambitionen nachgesagt, eines Tages Kanzlerkan didat der SPD zu werden. Nun ist er in Erklärungs­not.

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