Harter Hund muss hart gegen sich sein
Menschen, die im Rampenlicht stehen, müssen einiges wegstecken können. Ob Fußballtrainer, Politiker oder Spitzenmanager: Allzu zart besaitet dürfen sie nicht sein. Oft sind sie hart im Nehmen, ja Meister des Verdrängens. Jeder hat ja so seine Überlebensstrategie.
Martin Winterkorn ist ein harter Hund. Er kommt von unten, hat sich durchgeboxt – bis ganz nach oben zu einem Jahresgehalt von einst gut 17 Millionen Euro. Noch heute soll er eine Betriebsrente von etwa 3100 Euro erhalten – nicht monatlich, nicht wöchentlich, sondern täglich. Auch so ein Skandal!
Wenn Winterkorn zarte Seiten hat, zeigt er sie uns nicht, schon gar nicht seit der frühere VW-Chef im Zuge des Abgas-Skandals gehen musste. Dennoch wäre es für ihn an der Zeit, andere Saiten aufzuziehen. Denn was sein Image betrifft, kann der Schwabe kaum tiefer sinken. Auch wenn ihm seine Anwälte das Gegenteil raten werden, sollte der 70-Jährige sein Herz erleichtern, auch mal nicht nur hart gegen andere, sondern gegen sich selbst sein. Ein derart öffentliches Geständnis würde den rund 600000 Volkswagen-Beschäftigten guttun. Ansonsten werden jede Woche neue Beschuldigungen laut. Das zehrt selbst an harten Hunden. Und mit 70, wenn der Winter des Lebens langsam einsetzt, wird es Zeit für Ehrlichkeit. Wer schon auf Erden die Wahrheit gesagt hat, kann seinem Herrgott dereinst befreiter entgegentreten. Der frühere Volkswagen-Boss muss gegenüber dem Volk auspacken.
Das würde sein härtester Job.