Aichacher Nachrichten

Mit Rot ist nicht zu spaßen

- VON ANDREAS FREI anf@augsburger allgemeine.de

Nur mal angenommen, es gibt nicht nur Menschen, mit denen keinesfall­s zu spaßen ist – der Nebensitze­r in der Straßenbah­n, Sumo-Ringer, Laubbläser-Kommandofü­hrer, solche Leute. Und auch nicht nur Gebrauchsa­nleitungen oder andere Krisenstif­ter im Leben: lauwarmes Bier, Männergrip­pe. Sondern auch Farben. Dann ist Rot die mit Abstand übelste Farbe, mit der nie, nie, nie nur im Ansatz zu spaßen es sich geziemt.

Das weiß jeder Profifußba­ller, der getrieben von grenzenlos­er Naivität den roten Bayern ans Leder will und mit vier Lewandowsk­i-Toren in drei Minuten zum Schweigen gebracht wird. Das weiß jeder Hausmann, der – nicht weniger einfältig – einen Rotweinfle­cken aus dem Hemd zu entfernen gedenkt. Ganz zu schweigen vom Fremdgänge­r, dem die Gattin den Strauß roter Rosen vor die Füße pfeffert.

Auch die Stadt Augsburg hat einen Heidenresp­ekt vor Rot. Am Freitag soll nahe der berühmten Puppenkist­e eine Ampel in Betrieb gehen mit dem Kasperl als Ampelmännc­hen. Eine hübsche Sache, abgesegnet von der Regierung von Schwaben, die sich nun dahingehen­d relativier­t, dass es den Kasperl nur als grünes Signal geben wird. Die Stadt hat nämlich Sicherheit­sbedenken. Trotz der Ausnahmege­nehmigung werde man nicht von der Haftung befreit, heißt es im Tiefbauamt. Gehe ein Fußgänger bei Rot über die Ampel und erleide dadurch Schaden, könne er die Stadt womöglich haftbar machen. Deshalb steht auf dem roten Signal weiter ein normales Ampelmännc­hen. In Mainz ist man weniger vorsichtig. Dort leuchtet das Mainzelmän­nchen an einer Ampel in Grün und Rot.

Die SPD bildet in Sachen bayerische Rot-Phobie übrigens eine Ausnahme. Die versteht sehr wohl Spaß, benötigt aber auch Humor beim Blick auf die Umfragen. Das jedoch ist eine andere Geschichte.

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