Mit Rot ist nicht zu spaßen
Nur mal angenommen, es gibt nicht nur Menschen, mit denen keinesfalls zu spaßen ist – der Nebensitzer in der Straßenbahn, Sumo-Ringer, Laubbläser-Kommandoführer, solche Leute. Und auch nicht nur Gebrauchsanleitungen oder andere Krisenstifter im Leben: lauwarmes Bier, Männergrippe. Sondern auch Farben. Dann ist Rot die mit Abstand übelste Farbe, mit der nie, nie, nie nur im Ansatz zu spaßen es sich geziemt.
Das weiß jeder Profifußballer, der getrieben von grenzenloser Naivität den roten Bayern ans Leder will und mit vier Lewandowski-Toren in drei Minuten zum Schweigen gebracht wird. Das weiß jeder Hausmann, der – nicht weniger einfältig – einen Rotweinflecken aus dem Hemd zu entfernen gedenkt. Ganz zu schweigen vom Fremdgänger, dem die Gattin den Strauß roter Rosen vor die Füße pfeffert.
Auch die Stadt Augsburg hat einen Heidenrespekt vor Rot. Am Freitag soll nahe der berühmten Puppenkiste eine Ampel in Betrieb gehen mit dem Kasperl als Ampelmännchen. Eine hübsche Sache, abgesegnet von der Regierung von Schwaben, die sich nun dahingehend relativiert, dass es den Kasperl nur als grünes Signal geben wird. Die Stadt hat nämlich Sicherheitsbedenken. Trotz der Ausnahmegenehmigung werde man nicht von der Haftung befreit, heißt es im Tiefbauamt. Gehe ein Fußgänger bei Rot über die Ampel und erleide dadurch Schaden, könne er die Stadt womöglich haftbar machen. Deshalb steht auf dem roten Signal weiter ein normales Ampelmännchen. In Mainz ist man weniger vorsichtig. Dort leuchtet das Mainzelmännchen an einer Ampel in Grün und Rot.
Die SPD bildet in Sachen bayerische Rot-Phobie übrigens eine Ausnahme. Die versteht sehr wohl Spaß, benötigt aber auch Humor beim Blick auf die Umfragen. Das jedoch ist eine andere Geschichte.