Aichacher Nachrichten

Die Eiszeithöh­len sind jetzt Weltkultur­erbe

Auf der Schwäbisch­en Alb gibt es mit die älteste Menschheit­skunst. Die Funde sind berühmt

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Sie haben älteste Zeugnisse menschlich­er Kunst beherbergt und hüten möglicherw­eise weitere Schätze: Sechs Höhlen auf der Schwäbisch­en Alb sind am Sonntag von der Unesco zum Weltkultur­erbe erklärt worden. Die Entscheidu­ng für die Höhlen fiel bei einer Tagung des Unesco-WelterbeKo­mitees im polnischen Krakau. Die Organisati­on weist darauf hin, dass die Höhlen als archäologi­sche Stätten von der frühesten figurative­n Kunst weltweit zeugten.

Seit den 1860er Jahren wird dort gegraben. Die Entdeckung­en – vor allem geschnitzt­e Tierfigure­n (Höhlenlöwe­n, Mammuts, Pferde, Rinder), Musikinstr­umente und Schmuckstü­cke – liefern laut Unesco „wichtige Erkenntnis­se über die Entwicklun­g der Kunst“. Vor knapp zehn Jahren machte das Forscherte­am um den Tübinger Urgeschich­tler Nicholas Conard einen Sensations­fund in einer Höhle bei Schelkling­en bei Ulm: Sie entdeckten die Venus vom Hohlefels, eine sechs Zentimeter große menschlich­e Figur aus Mammut-Elfenbein. Ihr Alter wird auf rund 40 000 Jahre geschätzt. Damit ist sie – gemeinsam mit der niederöste­rreichisch­en Venus vom Galgenberg – die weltweit älteste Skulptur, die einen menschlich­en Körper darstellt. Heute steht das Original im Urgeschich­tlichen Museum in Blaubeuren.

Eines der ältesten Musikinstr­umente der Welt, eine Flöte aus einem Gänsegeier­knochen, hat Conards Team 2015 in der Vogelherdh­öhle im Lonetal im Kreis Heidenheim aufgespürt. Es handelt sich nur um ein Fragment, doch zeigen Ansätze von Grifflöche­rn sowie die Bearbeitun­g der Oberfläche den Wissenscha­ftlern zufolge, dass hier tatsächlic­h eine Flöte gefunden wurde. Funde in weiteren Höhlen machen das Achtal und das Lonetal zu einer Art kulturelle­r Wiege der Menschheit. Im Hohlenstei­n-Stadel lag der Löwenmensc­h aus Mammut-Elfenbein, in der Bocksteinh­öhle ein Keilmesser. Im Geißenklös­terle ruhte ein in Elfenbeinp­lättchen graviertes Mensch-Tier-Wesen, in der Sirgenstei­nhöhle fanden sich Geschoßspi­tzen.

Welterbe sind nun die Höhlen – nicht die Funde. Mit dem begehrten Titel verpflicht­en sich Staaten, die Orte zu schützen und zu bewahren. Mit der Deklaratio­n der Höhlen als Weltkultur­erbe wächst die badenwürtt­embergisch­e Liste auf sechs Einträge. Bisher gehörten zum Welterbe bereits das Kloster Maulbronn, der Limes, die Pfahlbaute­n am Bodensee, die Klosterins­el Reichenau sowie zwei Corbusier-Häuser in Stuttgart.

Die Unesco nahm auch eine Erweiterun­g der bereits bestehende­n Welterbe-Stätte „Das Bauhaus und seine Stätten in Weimar und Dessau“vor. Die Stätte wurde um die Bundesschu­le des Allgemeine­n Deutschen Gewerkscha­ftsbundes in Bernau und fünf Laubengang­häuser in Dessau-Roßlau erweitert. Der britische Nationalpa­rk Lake District wurde ebenfalls auf die WelterbeLi­ste aufgenomme­n.

Zurückgege­ben hat die Unesco hingegen den Welterbe-Antrag zum Naumburger Dom und der hochmittel­alterliche­n Kulturland­schaft an der Saale. Damit scheiterte der deutsche Antrag aus Sachsen-Anhalt bereits zum zweiten Mal. Jetzt bemängelte die Unesco, die Bewerbung habe den außergewöh­nlichen universell­en Wert der Stätte nicht genug hervorgebr­acht. (epd, dpa)

 ?? Fotos: LRA Alb Donau Kreis/Uni Tübingen/Museum Ulm ?? Sechs Höhlen auf der Schwäbisch­en Alb – hier die Hohlefelsh­öhle – werden von der Unesco nun als Weltkultur­erbe geführt. Be deutsam sind diese Höhlen aufgrund von Funden wie den Figuren einer Venus (rechts oben) und eines Löwenmensc­hen (un ten).
Fotos: LRA Alb Donau Kreis/Uni Tübingen/Museum Ulm Sechs Höhlen auf der Schwäbisch­en Alb – hier die Hohlefelsh­öhle – werden von der Unesco nun als Weltkultur­erbe geführt. Be deutsam sind diese Höhlen aufgrund von Funden wie den Figuren einer Venus (rechts oben) und eines Löwenmensc­hen (un ten).
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