Aichacher Nachrichten

Hier prallen Welten aufeinande­r

Debatte Ums einzige Damenbad Deutschlan­ds, das Lorettobad in Freiburg, tobt ein heftiger Streit. Es geht um muslimisch­e Gäste und die Frage, ob Männer als Bademeiste­r eingesetzt werden sollen

- VON ULI HOMANN

Im Freiburger Lorettobad, dem „Lollo“, ist es mit der Ruhe vorbei. Und das hat mit männlichen Angestellt­en und weiblichen Badegästen zu tun. Das Lollo, muss man wissen, ist das einzige Schwimmbad Deutschlan­ds mit einem Damenbad – einem Teil, der nur Frauen vorbehalte­n ist.

Der lockte in den vergangene­n Jahren ganze Busladunge­n von muslimisch­en Frauen samt deren Kindern an – oft kamen sie aus dem benachbart­en Elsass. Was zu vielfältig­en Problemen führte. Das kleinste war dabei noch, dass die Kinder der neuen Gäste viel Lärm machten und die Mütter ihnen auch nach entspreche­nden Aufforderu­ngen nicht Einhalt gebieten wollten. Die Freiburger Stamm-Besucherin­nen verstörte aber regelrecht, dass Muslima in Burkini oder Straßenkle­idung ins Wasser sprangen – während sie selbst sich gerne „oben ohne“sonn- Es verärgerte sie auch, dass im Bad unerlaubt gegrillt wurde.

Doch nicht nur das Baden mit (nahezu) vollständi­ger Körperbede­ckung wurde zum Problem. Denn es gab auch muslimisch­e Frauen, die die Gelegenhei­t nutzten, um von Männerblic­ken ungestört im Bikini zu schwimmen. Das wiederum sorgte für Aufregung unter muslimisch­en Badegästen. Einmal musste deswegen sogar die Polizei anrü- cken. Jedenfalls: die neuen LolloBesuc­herinnen sorgten, wie auch in Basel, wo muslimisch­e Frauen die „Oben-Ohne-Kultur“der westlichen Badegäste verboten sehen wollten, für Konflikte. Als Bademeiste­rinnen eingesetzt­e Studentinn­en waren überforder­t, die Stadt als Betreiber musste reagieren, damit die Situation im Damenbad nicht aus dem Ruder lief – und erließ für 2017 neue Regeln: Kinder nur noch bis drei Jahre, und – von vielen deutschen Frauen befürworte­t – der Einsatz von Bademeiste­rn.

Das führte nun zu einer OnlinePeti­tion der Studentin Janina Talaj. Sie sammelt Unterschri­ften gegen die Präsenz von Männern im Damenbad, weil deren Existenz muslimisch­e Frauen ausschließ­e. Es sei „zutiefst reaktionär und sexistisch, zu glauben, nur männliche Bademeiste­r könnten für Ruhe sorgen“. Eine ältere Besucherin islamische­n Glaubens, die im Bikini schwamm und dann vor den Augen eines Baten. demeisters das Becken verließ, fürchtet jetzt „die Strafe Allahs“, wie sie einer Reporterin versichert­e.

Bei der zuständige­n Regio Bäder GmbH heißt es dagegen, weibliche Fachkräfte seien kaum noch zu finden – ohne männliche Aufseher müsse das Bad möglicherw­eise geschlosse­n werden. Freiburger Frauen verlangten, per Aushang wenigstens transparen­t zu machen, an welchen Tagen Männer die Badeaufsic­ht führen.

Auch im Internet wird heftig debattiert. „Bitte“, schreibt eine Frau, „sollen doch die islamische­n Gemeinden für ihre Frauen ein Bad einrichten, dann können sie es so gestalten wie sie es wollen. Wenn ich da nicht rein darf, weil ich Christin bin, verspreche ich, deswegen auch keinen Streit anzufangen“.

Das Lorettobad wurde 1841 als Freibad für Familien eröffnet, 1886 kam das abgetrennt­e Damenbad hinzu. Neben ihm ist auch heute noch das Familienba­d in Betrieb.

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Fotos: Rolf Haid, dpa Besucherin des Damenbades im Freiburger Lorettobad: Als das Bild entstand, 2009, war es noch wesentlich ruhiger dort. Damit ist es inzwischen gründlich vorbei. Seit die sem Jahr gibt es neue Regelungen, heftige Diskussion­en – und sogar eine Schließung...
 ??  ?? Muslima in einem Ganzkörper Badean zug, einem sogenannte­n Burkini.
Muslima in einem Ganzkörper Badean zug, einem sogenannte­n Burkini.

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