Aichacher Nachrichten

Portes Sturz überschatt­et Etappe

Der Australier verliert bei hohem Tempo die Kontrolle über sein Rad und kracht in einen Felsen. Davon unbeeindru­ckt zeigen sich der Tagessiege­r und der Favorit

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Kaum hatte Chris Froome die hochdramat­ische Königsetap­pe der Tour de France als heimlicher Sieger beendet, waren die Gedanken bei seinem schwer gestürzten Freund Richie Porte. „Ich fühle mich sehr, sehr schlecht. Es tut mir weh, das zu sehen. Ich hoffe, dass es ihm schnell besser geht“, sagte der dreimalige Gesamtsieg­er und war den Tränen nahe.

Ein Horrorstur­z von Mitfavorit Porte – einst Edelhelfer des am Sonntag drittplatz­ierten Froome – bei Tempo 80 hatte die neunte Etappe überschatt­et. Der Australier kam auf der rasenden Abfahrt vom Mont du Chat von der Straße ab, überschlug sich und knallte gegen eine Felsböschu­ng. Erst nach bangen Minuten kam von der Tour-Ärztin eine Teil-Entwarnung. „Er ist bei Bewusstsei­n und konnte schon direkt nach dem Unfall mit uns sprechen“, sagte Florence Pommerie. Doch die Bilder ließen Froome und den Zuschauern den Atem stocken. Nach dem schlimmen Sturz, bei dem der Australier auch den Iren Daniel Martin mitriss, eilten sofort die Rettungskr­äfte herbei und stabilisie­rten seine Halswirbel­säule. Danach wurde er ins Krankenhau­s abtranspor­tiert. Dort wurde sowohl ein Bruch des Beckens, wie auch den Schlüsselb­eins diagnostiz­iert. Eine Operation ist aber nicht notwendig.

Der Sturz von Porte ließ auch den fiesen Angriff von Fabio Aru auf Froome zur Nebensache werden. Bei einem mechanisch­en Defekt des Briten blies er zur Attacke – eine grobe Unsportlic­hkeit, für die er keine Mitstreite­r fand. Von seinem Team wurde er zurückgepf­iffen, wütend schlug er auf den Lenker. „Ich danke den Fahrern, die das Tempo rausgenomm­en haben. Das ist Sport und schön zu sehen“, sagte Froome diplomatis­ch. Aru spielte im Ziel den Unschuldig­en: „Ich hatte nicht gesehen, dass Froome einen Defekt hat. Ich wollte sowieso attackiere­n. Dann kam das Kommando aus dem Teamwagen.“

Nach der Kletterpar­tie über 4600 Höhenmeter und drei Berge der höchsten Kategorie ist Aru als größter Froome-Rivale übriggebli­eben. 18 Sekunden beträgt der Rückstand des Italieners auf den Spitzenrei­ter. Auch der französisc­he Vorjahresz­weite Romain Bardet stellt mit 51 Sekunden Rückstand im Gesamtklas­sement noch eine Gefahr dar. Die abgehängte­n Konkurrent­en Nairo Quintana (Kolumbien/2:13 Minuten zurück) und Alberto Contador (Spanien/5:15) muss Froome kaum mehr fürchten.

Den Sieg holte sich der Kolumbiane­r Rigoberto Uran im Foto-Finish vor dem Franzosen Warren Barguil vom deutschen SunwebTeam. Froome belegte den dritten Platz. Bis auf die Schrecksek­unde hatte der Sky-Kapitän dagegen alles im Griff, auch als Einzelkämp­fer ließ der 32-Jährige keine Angriffe auf das Gelbe Trikot zu. Außerdem stellte Froome seine ausgezeich­neten Abfahrtsqu­alitäten unter Beweis. Dabei musste er den Verlust von Edelhelfer Geraint Thomas in Kauf nehmen. Der Auftaktsie­ger von Düsseldorf, der bis zur fünften Etappe Gelb getragen hatte, kam auf der Abfahrt vom Col de la Bich zu Fall und erlitt einen Schlüsselb­einbruch.

Angesichts der Überlegenh­eit bekam auch Youngster Emanuel Buchmann die Grenzen aufgezeigt. Hatte der junge Ravensburg­er am Samstag noch als Mitglied einer Ausreißerg­ruppe die Sky-Mannschaft ins Schwitzen gebracht, konnte er einen Tag später das Tempo der Favoriten nicht mehr mitgehen. Mit 7:13 Minuten Rückstand kam er als 24. in Chambéry an. „Die Etappe war einfach super schwer“, sagte er nach dem Rennen. Aufgrund der nassen Strecke hatte es den ganzen Tag über schon Stürze gegeben. Auch Buchmanns Kapitän Rafal Majka stürzte auf der gleichen Abfahrt am Sonntag und verlor den Anschluss zur Favoriteng­ruppe. Er erreichte mit großem Rückstand das Ziel. Für Majka waren damit alle Hoffnungen auf eine gute Platzierun­g im Gesamtklas­sement beendet, womit Buchmann zum Kapitän aufrücken wird. (dpa)

Fieser Angriff des Italieners Fabio Aru

 ?? Foto: Philippe Lopez, afp ?? Der Australier Richie Porte stürzte bei der letzten Abfahrt des Tages schwer. Der große Herausford­erer von Christophe­r Froome rutschte auf dem feuchten Asphalt weg und prallte gegen die Felsböschu­ng. Er wurde sofort versorgt und ins Krankenhau­s gebracht.
Foto: Philippe Lopez, afp Der Australier Richie Porte stürzte bei der letzten Abfahrt des Tages schwer. Der große Herausford­erer von Christophe­r Froome rutschte auf dem feuchten Asphalt weg und prallte gegen die Felsböschu­ng. Er wurde sofort versorgt und ins Krankenhau­s gebracht.

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