Aichacher Nachrichten

Braver Vettel steuert auf WM Kurs

In Österreich muss der Ferrari-Star den Sieg zwar einem anderen überlassen, lässt aber seinen schärfsten Titelrival­en hinter sich. Niki Lauda kritisiert die „Jammerei“des Heppenheim­ers über mutmaßlich­en Frühstart

-

Ganz artig stieß der gezähmte Wüterich Sebastian Vettel nach seinem nächsten Schritt in Richtung fünfter WM-Titel mit Österreich-Gewinner Valtteri Bottas an. Der deutsche Ferrari-Star verpasste in der Mercedes-Hochburg Spielberg zwar den Formel-1-Sieg um 0,6 Sekunden hauchdünn, setzte sich in der WM aber weiter vom Rivalen Lewis Hamilton ab. Knapp hinter Mercedes-Raketensta­rter Bottas feierte Vettel zwei Wochen nach seinem Wutrempler von Baku am Sonntag mit Position zwei sein bestes Ergebnis in der Steiermark.

„Ich weiß nicht genau, wie ich mich fühlen soll. Ich bin glücklich über Platz zwei, habe aber den Sieg verpasst“, haderte Vettel nach einem tiefen Schluck aus der Champagner­flasche und konnte sich eine Klage über Bottas nicht verkneifen: „Er hat meiner Meinung nach zu früh gezuckt, das war ein Frühstart.“Die Rennkommis­sare teilten Vettels Ansicht nicht. MercedesTe­amaufsicht­srat Niki Lauda befand: „Die Jammerei von Sebastian versteh ich nicht.“

Trotz einer Aufholjagd von Startplatz acht schaffte es MercedesMa­nn Hamilton als Vierter hinter Daniel Ricciardo im Red Bull nicht mehr aufs Podium. In der WMWertung vergrößert­e Vettel seinen Vorsprung auf den Briten nach dem neunten Grand Prix auf 20 Punkte. „So richtig Spaß hat es nicht gemacht, es war ziemlich hart“, meinte Hamilton einsilbig. „Hoffentlic­h haben wir in Silverston­e keine Probleme.“Dank des zweiten Karriereer­folgs seines Teamkolleg­en Bottas hat seit der Rückkehr der Formel 1 nach Österreich 2014 dort stets ein Silberpfei­l-Fahrer gewonnen. In der WM liegt der Finne als Dritter nur noch 15 Punkte hinter Hamilton.

„Ich glaube daran“, sagte Bottas zum Eingreifen in den WM-Kampf, „wir haben gerade mal Halbzeit.“Bottas war von der Pole Position gestartet und musste erst in den Schlussrun­den noch einmal zittern. hatte ich ganz schön Probleme mit meinen Reifen“, erklärte er die spannende Endphase. Der wegen seines prall gefüllten Sündenregi­sters von einer Sperre bedrohte Vettel blieb diesmal auf der Strecke jedoch ganz brav und machte so immerhin einen weiteren kleinen Schritt zum fünften Titelgewin­n.

„20 Punkte sind schon ein Haufen, Mercedes muss jetzt nachlegen ohne Ende“, sagte Lauda mit Blick auf den nächsten Grand Prix in Silverston­e. Nico Hülkenberg als 13. im Renault und Sauber-Pilot Pascal Wehrlein als 14. blieben in Österreich punktlos.

Vor dem Rennen war die Stim„Da mung zwischen Vettel und Hamilton angespannt gewesen. Der Ausraster von Baku, als der Heppenheim­er seinem WM-Kontrahent­en absichtlic­h gegen den Reifen gefahren war, hat die Beziehung der beiden Topstars abkühlen lassen. Vettel räumte sein Fehlverhal­ten zwar ein, doch Hamilton stört vor allem, dass der Hesse bei einer nachträgli­chen Untersuchu­ng ziemlich ungeschore­n davonkam.

Zudem war Hamilton mit einem Handicap nach Österreich gereist. Weil sein Getriebe regelwidri­g gewechselt werden musste, war schon vorher klar, dass der dreimalige Weltmeiste­r fünf Startplätz­e weiter hinten starten würde. In der Qualifikat­ion kam Hamilton dann wegen einiger Fahrfehler nicht über Rang drei hinter Bottas und Vettel hinaus, am Start ordnete er sich daher auf Platz acht ein.

Mit etwas Glück kam Hamilton unbeschade­t durch die ersten Kurven. Direkt hinter ihm räumte Toro-Rosso-Fahrer Daniil Kwjat den Spanier Fernando Alonso im McLaren und Red-Bull-Pilot Max Verstappen von der Strecke, der Russe kassierte dafür später eine Durchfahrt­strafe.

Bottas feiert den zweiten Erfolg seiner Karriere Kwjat räumt Alonso und Verstappen ab

Vorn zog Bottas davon, Vettel konnte nicht mithalten und unterstell­te dem Finnen via Boxenfunk einen Frühstart. Auch Ricciardo meldete sich mit diesem Verdacht an seinem Kommandost­and.

Die Rennkommis­sare kamen nach langer Prüfung aber zu dem Schluss, dass sich der inzwischen klar führende Bottas keines Vergehens schuldig gemacht hatte. „Ich glaube, dass war der Start meines Lebens“, sagte Bottas später. Dahinter wühlte sich Hamilton durchs Feld und war bald Fünfter. Allerdings warnte ihn sein Renningeni­eur wegen überhitzen­der Bremsen. Erst durch seine Reifenstra­tegie kam der Brite später an Kimi Räikkönen im Ferrari vorbei. Die Ferrari-Hoffnung, dass der zwischenze­itlich führende Räikkönen vor seinem späten Boxenstopp Bottas etwas aufhalten und damit Vettel helfen könnte, erfüllte sich nicht.

Der Finne zog bei nächster Gelegenhei­t vorbei. Für eine echte Attacke Vettels in der Schlusspha­se reichte es dann nicht mehr. „Er ist fehlerfrei unter dem höchsten Druck gefahren“, lobte Lauda den glückliche­n Bottas. (dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Germany