Aichacher Nachrichten

Bayreuth im Glashaus

Die Kammeroper Augsburg wagt sich an Richard Wagners „Rheingold“. Und wird im Botanische­n Garten für ihre Tapferkeit belohnt

- VON MANFRED ENGELHARDT

„Die trauen sich was ...“, war der Tenor im Vorfeld. Nun ist die Kammeroper Augsburg e. V. bekannt für ihren furchtlose­n Umgang mit populären Werken aus Oper und Operette, wird vom Publikum im Botanische­n Garten geliebt für ihren herzerfris­chenden Einsatz. Der Verein bringt die Amateure der „Jungen Augsburger Symphonike­r“mit Profisänge­rn zusammen, will zeigen, dass man sich vor dem hehrem Kulturgut nicht fürchten muss.

Aber Wagner, der monumental­e Mythenzaub­erer? Das „Rheingold“hatte im vollen Glashaus Premiere. Und wurde gefeiert – für die Tapferkeit des Orchesters und die Qualität der Sänger. Natürlich ist die Erwartung mit Relativier­ung verbunden, wohl wissend, dass nicht Bayreuth stattfinde­n kann. Wenn man dann doch spürt, dass Wagner-Flair aufblitzt, ist viel erreicht.

Klaus Straube, ein Dirigent, der durch gehobene Stellungen an deutschen Bühnen mit allen Wassern gewaschen ist, führte das Orchester dahin, wo die technische­n Grenzen erreicht sind, doch wo auch tolle Momente des Zusammenkl­angs entstehen – vor allem aber, dass nie langweilig­e Zaghaftigk­eit Platz hat. Um im „Rhein“-Bild zu bleiben: Alles fließt. Die Verwandlun­g der Szenen mit den irrwischen­den Streichern oder das Wogen der Hörner nach dem Ur-Ton des tiefen Es in den ersten Takten gerieten eher vage, doch Straube hielt Spannung aufrecht, erzeugte mit den Musikern besonders in den Ballungen starke Wagner-Momente.

Weil das Klangbett motorisch stabil funktionie­rte, konnten die Sänger ihre Parts mit Interpreta­tionskraft intonieren, die Geschichte vom geraubten Rheingold durch Al- berich, das „unschuldig“die Rheintöcht­er erfreute, wie es Unheil bringt, wenn es Machtgier erregt, zum Spielball wird für Göttervate­r Wotan, der durch betrügeris­che Verträge mit den Riesen seine Burg Walhall errichten ließ – die Geschichte eines fatalen Materialis­mus.

Was die Solisten, bestehend aus Mitglieder­n des Augsburger Opernchors und freien Sängern, boten, war beeindruck­end. Sie wurden präzis von „Sub-Dirigentin“Katsiaryna Ihnatsyeva-Cadek geführt. Markus Hausers voluminöse­r Bass war ein schillernd­er Wotan, ebenso Gattin Fricka mit Andrea BerletSche­rers leuchtende­m Mezzo. Als Loge schlüpfte Oliver Scherer gewandt in die Rolle des spöttische­n Machers. Felipe Peiró überzeugte als tückischer Alberich. Die Götter Donner (Hans Oebels), Froh (Kyuhyun Lee), Freia (Anneken Hasche), die Riesen Fasolt und Fafner (Marcus Weishaar, Bernhard Biberacher), Mime (Oliver Marc Gilfert), die Rheintöcht­er (Carola Bach, Constanze Friedrich, Sabine Fackler) und Erda (Anja Schlosser) rundeten ein vorzüglich­es Ensemble ab.

Die von Andrea Berlet-Scherer eingericht­ete Szene mit Beleuchtun­gseffekten, Podesten, einer Kutsche, die Gold wie auch Wotan transporti­erte, tat im Glashaus ihr Möglichste­s. Der Auftritt der Rheintöcht­er erschien wie eine Parodie auf frühe Wagner-Zeiten, doch es hatte auch vieles charakteri­sierenden Schliff, wie Berlet-Scherers Regie (auch Kostüme) das Personal führte. Und wenn das Publikum die Mitwirkend­en feiert, muss das Projekt gut angekommen sein.

bietet an den nächsten Samstagen noch „Die Zau berflöte“(15. Juli), „Der Freischütz“(22. Juli) und „Frau Luna“(29. Juli). 20 Uhr.

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Foto: Fred Schöllhorn Wotan (Markus Hauser) und Fricka (Andrea Berlet Scherer).

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