Mit dem Rennrad in alle Hauptstädte
Neun Sportler aus Langweid haben im Jahr 2009 ihre ganz persönliche Tour d’Europe gestartet
6500 Streckenkilometer, über 46000 Höhenmeter und acht Jahre haben die Langweider Radler gebraucht, um nach Berlin die Hauptstädte aller an Deutschland angrenzenden Länder mit dem Rennrad zu besuchen. Regen und Wind, Hitze und schlechte Nebenstraßen haben sie gemeistert. Den inneren Schweinehund überwunden und sich nach langen Radeltagen zur Belohnung durch die Küchen der vielen Länder gegessen. Spaß muss schließlich auch dabei sein, sagt Hannes Prügel in Erinnerung an einen leer gegessenen Salonwagen auf dem Rückweg von Wien und unbekannte Gerichte wie „Quack-Quack“in Frankreich. Ob damit Frosch oder Ente gemeint war blieb im Dunkel der Sprachenunkenntnis verborgen.
Ja, klar. Ein bisschen verrückt muss man schon sein, um tausende von Kilometern herunterzuspulen, sagt Josef Leitenstern und lacht. Auch er ist einer der neun Herren in nicht mehr ganz so jugendlichem Alter. Der jüngste „Renner“ist 49 Jahre alt, der Älteste mit 66 Jahren schon Rentner. Zusammen sind sie die „Radsportgruppe Langweid“, deren Samstags-Radeltermin sich zum Städtetouring der ganz besonderen Art ausgewachsen hat. Tourenplaner Peter Kohout machte sich an die Ausarbeitung und so ging es am 10. Juli 2009 los mit der ersten Ausfahrt nach Berlin. Nach drei Tagen waren sie dort und es war klar, dass es weitergehen wird.
Das erste Auslandsziel war Bern in der Schweiz. Dann kam Wien, und 2012 schließlich Paris mit Tour-de-France-Gefühl: Nach 930 Kilometern und fünf Reisetagen rollten sie über die Champs-Élysées. Ganz wie die großen Vorbilder aus dem Rennsport haben sie sich gefühlt, schwärmt Bernd Vogt, mit 49 Jahren der Jüngste im Radlertross. Die Frankreich-Tour war auch die erste mit Begleitfahrzeug und Günther Wolff als Tourmanager. Er fährt den VW-Bus mit Radanhänger, der dafür sorgt, dass die Crew die Rückreise nicht mehr per Bahn antreten muss. Wolff hat das Gepäck an Bord, ist im Etappenhotel Quartiermacher und fährt auch gerne mal eine Runde mit, wenn es die Tourenplanung zulässt. Ohne seine Unterstützung wären die Touren gar nicht mehr denkbar, loben seine Radlerkumpels.
Nach dem triumphalen Einzug in Paris sind sie noch viel weiter herum gekommen: Prag, dann 2014 alle Benelux-Hauptstädte auf einen Streich (1085 Kilometer). Nach Kopenhagen in Dänemark war es noch weiter: 1150 Kilometer. Nur knapp darunter lag die Anreise nach Warschau mit 1115 Kilometern und damit waren sie „durch“mit den angrenzenden Hauptstädten. Als Krönung ihrer Reisen mit so vielen gut überstandenen Kilometern haben sie sich in diesem Jahr auf den Weg nach Rom gemacht.
Eine große Alpentour wär’ doch was Schönes, wirft Planer Peter Kohout in die Runde und freut sich an den großen Augen seiner Mitradler, als er die Höhenmeter aufzählt, die zu überwinden wären. Aber am Ende ist sicher das komplette Team, bestehend aus Christian Hanke, Rolf Hinterreiter, Rainer und Peter Kohout, Josef Leitenstern, Hannes Prügel, Klaus Schwegler, Bernd Vogt und Günther Wolff dabei.
In unserer Serie stellen wir ein mal wöchentlich Menschen aus der Re gion vor, die einen Bezug zu ihrem Rad haben – beruflich, sportlich, privat.